Schwaben-Sumpf
Manager unserer Privatsender ihre Profite einstreichen. Und dieser Meck schreit laut danach, die in Deutschland geborenen und aufgewachsenen angeblichen Mörderbrüder in ihre Heimat Serbien auszuweisen.«
»Wir müssen ihn kriegen«, sagte Neundorf. »Es muss doch irgendeine Chance geben, den Kerl zu fassen.«
29. Kapitel
Das kurze Gespräch mit Martin Bohnwald war der Auslöser für Neundorfs Besuch.
»Wann haben Sie Heimpold und Meck zum ersten Mal über Ihre Recherchen informiert?«, hatte sie ihn am Montagmorgen vom Büro aus gefragt. »Wissen Sie das noch auf den Tag genau?«
»Allerdings weiß ich das noch. Es war am Mittwoch, dem 10. Mai. Abends kurz nach achtzehn Uhr haben wir uns im La Scala, einem Restaurant in der Nähe vom Schlossplatz in Stuttgart, getroffen.« Der Journalist war sich seiner Sache absolut sicher. »Heimpold und ich. Mit Meck hatte ich keinen Kontakt.«
»Und Sie haben Heimpold von Anfang an klargemacht, dass es Ihnen nicht um ihn, sondern um den Besitzer der Firma geht?«
»Von Anfang an. Ich will den Boss zur Verantwortung ziehen, nicht seinen Handlanger.«
»Und dann wurde Heimpolds Tochter ermordet.«
»Ja, zwei Tage später. Damit war Heimpold bestraft genug, wenn ich das so ausdrücken darf.«
Sie hatte sich für das Gespräch bedankt, dann den Besuch in Esslingen vereinbart. Christa Kastner war zuerst nicht sonderlich erbaut über ihre Anfrage, hatte auf Catherine Heimpolds immer noch sehr labilen Zustand verwiesen, sich dann aber bereit erklärt, Neundorf gemeinsam mit ihrer Tochter zu empfangen.
»Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen zumute ist«, sagte die Kommissarin, nachdem sie von Christa Kastner an der Wohnungstür empfangen und in das gemütlich eingerichtete Zimmer geführt worden war, in dem sie vor wenigen Tagen schon miteinander gesprochen hatten. »Ich will Sie nicht lange stören.«
Der Raum erschien ihr um einiges größer als beim letzten Besuch; sie schaute sich um, musterte die Einrichtung, begriff mit einem Mal, was sich verändert hatte.
»Die Rauchschwaden fehlen«, kommentierte ihre Gastgeberin, als sie ihre Blicke sah, »das ist es, oder?«
Neundorf nickte, sah das Lächeln auf den Lippen der Frau. »Sie hat es aufgegeben?«
»Das wird eine Weile dauern. Aber sie hat es reduziert, immerhin.«
Catherine Heimpold betrat das Zimmer, nicht weniger blass als in der letzten Woche, ein an den Wurzeln seiner Existenz getroffenes Wesen, schwerelos fast, ein Mensch, dem jedes Selbstbewusstsein fehlte. Sie warf ihr einen flüchtigen Blick zu, vergrub sich ohne jeden Gruß in einen schmalen Sessel in der Ecke des Zimmers.
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie schon wieder belästige«, sagte die Kommissarin, der neu hinzugekommenen Frau zugewandt, »ich weiß, wie schwer jetzt alles für Sie ist. Ich möchte Sie auch nicht lange in Anspruch nehmen, würde Ihnen aber gern ein paar Fragen stellen.« Sie merkte, dass Catherine Heimpold nicht reagierte, sah das zustimmende Nicken ihrer Mutter. »Vielleicht können Sie mir dabei helfen.«
Christa Kastner ging zu ihrer Tochter, setzte sich auf die Lehne des Sessels, legte ihr die Hand auf die Schulter. »Was wollen Sie wissen?«, fragte sie.
»Die geschäftlichen Praktiken der Afrimport«, Neundorf versuchte, den eigentlichen Kernpunkt ihrer Aussage vorsichtig zu umschreiben, »ich denke, Sie verstehen, was ich meine.«
Catherine Heimpolds Augen huschten unstet hin und her, schienen keinen Halt zu finden.
»Wir verstehen sehr gut«, sagte Christa Kastner mit kräftiger Stimme.
»Wir wissen, dass die Firma schon lange mit diesen Praktiken arbeitet«, fuhr Neundorf fort. »Schon sehr lange.«
Ihr Gegenüber nickte, wartete auf ihre Ausführungen.
»Früher nannte sie sich nicht Afrimport, sondern Afro-Suabian Trade. Sie wissen, warum der Name geändert wurde?«
»Afro-Suabian Trade?«, fragte Christa Kastner.
»Genau. Aber der Name spielt keine Rolle.«
»Weshalb wurde er geändert?«
»Sie wissen es nicht?«
Christa Kastner musterte Neundorf mit fragendem Blick, schien zu überlegen. »Müssen wir das wissen?«
Die Kommissarin ging nicht auf ihre Frage ein. »Wie ist Ihr Verhältnis zu Herrn Meck?«
»Meck?«
»Ja, dem Besitzer der Afrimport.«
Die Frau zögerte mit ihrer Antwort. »Na, Sie haben vielleicht gehört, wie er über Robert, meinen Schwiegersohn, hergezogen ist.«
»Er selbst habe nichts von den geschäftlichen Praktiken der Afrimport gewusst. Sie seien von Ihrem Schwiegersohn
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