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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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veranlasst worden, er selbst kümmere sich nicht um Firmeninterna, habe jetzt zum ersten Mal davon gehört.«
    Die Kommissarin wunderte sich, dass Frau Kastner die kriminellen Machenschaften der Afrimport offen beim Namen nannte und nicht versuchte, sie mit beschönigenden Umschreibungen zu verschleiern.
    »Natürlich hat er davon gewusst«, erklärte sie. »Die Afro-Suabian Trade arbeitete vor Jahren in Nigeria mit den gleichen Methoden wie später die Afrimport im Kongo. Die heuerten damals schon Kindersoldaten an und verjagten und ermordeten die Bevölkerung, um ungestört Erdöl erschließen und abtransportieren zu können.«
    »Aber damals war mein Schwiegersohn noch nicht bei der Firma. Das können Sie ihm nicht auch noch anlasten.«
    »Das will ich auch nicht. Mir geht es um eine andere Person. Um den Mann, dem die Firma auch damals schon gehörte.«
    »Meck?«
    »Sie wussten es nicht? Die Zeitungen haben davon berichtet.«
    »Uns ist nicht nach Zeitunglesen zumute. Zumal in den Überschriften immer nur über meinen Schwiegersohn hergezogen wird.«
    Neundorf bemerkte die veränderte Körperhaltung, die Catherine Heimpold in den letzten Minuten angenommen hatte. Statt ängstlich und zerfahren in der Ecke zu hängen, hatte sie sich jetzt hoch aufgerichtet und starrte mit großen Augen zu ihr her.
    »Ich suche nach Beweisen, dass Ihr Schwiegersohn auf Anweisung Mecks handelte«, erklärte sie, »können Sie mir helfen?«
    »Auf Anweisung Mecks? Aber der war doch schon in der letzten Woche hier und hat uns mit seinem Ehrenwort versichert, dass er von all diesen Verbrechen in Afrika keine Ahnung hatte. Als Beweis führte er die Fotos an. Wenn ich irgendetwas damit zu tun hätte, wäre ich doch ebenfalls auf den Bildern, behauptete er. Das sei leider alles Roberts Werk. Er, Robert, wollte das große Geld machen.«
    »Wann war das?«
    »Am Tag vor der Beerdigung, Jessis Beerdigung.«
    »Und das haben Sie ihm geglaubt?«
    »Wieso denn nicht? Meck steht doch seit Jahren in der Öffentlichkeit. Er hat einen hervorragenden Ruf.«
    »Dann sind Sie ihm ganz schön auf den Leim gegangen. Ich denke, er ist der eigentliche Drahtzieher, nicht Ihr Schwiegersohn.«
    Sie sah die entsetzten Gesichter der Frauen. Christa Kastner blieb ruhig, brachte keinen Ton mehr hervor.

30.Kapitel
    G ünther Oettinger und der Papst verprügeln junge Männer.
    Es war am Dienstagnachmittag im Labor der Techniker, als Neundorfs Blick auf die Überschrift in der Zeitung fiel. Sie hatte Rössle und Rauleder aufgesucht, um sich von ihnen persönlich über das endgültige Ergebnis ihrer Untersuchungen des Tatfahrzeugs aus Schwäbisch Gmünd informieren zu lassen. Das Resultat war so niederschmetternd wie schon das ihrer ersten Expertise: Keinerlei brauchbare Spuren im Bereich des Fahrersitzes und des Steuerrades, selbst die aufgefundenen Faserreste des Wischtuches, mit dem dieser Bereich gereinigt worden war, entstammten einer weitverbreiteten Marke.
    »Nix«, hatte Rössle erklärt, »so leid es mir tut, gar nix. Do war en Profi am Werk.«
    Neundorf hatte resigniert abgewunken, wollte den Raum verlassen, als sie die dick gebalkte Überschrift sah. »Günther Oettinger und der Papst verprügeln junge Männer«, las sie laut vor, »was soll der Quatsch?«
    Rössle lachte laut. »De isch koin Quatsch. Die zwoi hent ordentlich zugschlage.«
    Neundorf schaute verwirrt zu dem Kollegen. »Der Ministerpräsident und der Papst?«
    »Du hasch es no net glese?«
    »Nein. Was ist das für eine Zeitung?«
    »Ha, d’ Cannstatter.« Rössle lachte immer noch. »Lies no, also die Zeit wirsch no han.«
    Sie zog ihre Brille aus dem Futteral, setzte sie auf, nahm sich den Text vor.
    Bad Cannstatt. Zwei mit den Gesichtsmasken des badenwürttembergischen Ministerpräsidenten und des Papstes verkleidete Männer fielen am späten Freitagabend am Rand des Kurparks über eine dort miteinander diskutierende Gruppe junger Männer her und verprügelten drei von ihnen dermaßen, dass diese sich in ärztliche Behandlung begeben mussten. Die bereits mehrfach polizeikundig gewordenen, leicht alkoholisierten jungen Männer wurden von der Attacke vollkommen überrascht und kamen nicht dazu, sich zu wehren. Die Angreifer machten sie mit Pfefferspray wehrlos, suchten sich dann nach der Aussage der beiden weitgehend von Prügeln verschonten Männer gezielt ihre Opfer aus. Diese werden seit Monaten beschuldigt, mehrfach Passanten belästigt zu haben. Wie die Polizei mitteilte, soll es

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