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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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nach dem heftigen Gewitterregen frisch gewaschene Landschaft gestarrt. Je weiter sich der Zug nach Westen bewegt hatte, je näher er Stuttgart gekommen war, desto stärker hatte sich der Horizont aufgehellt. Kurz nach Beutelsbach waren die dicken Wolken vom Himmel verschwunden, hatte sich die Sonne endgültig durchgesetzt – mit gleißend hellen Strahlen, welche die üppig grüne Vegetation der das Remstal begrenzenden Berge in sommerlich warme Farben tauchten und in die Höhen darüber einen bunt schillernden Regenbogen zauberten.
    Braig hatte erfolglos versucht, Kevin Lauter im Büro der Fluglinie zu erreichen, war dann an der Nürnberger Straße ausgestiegen und die kurze Strecke zum LKA marschiert. Die Luft war spürbar kühler geworden; er hatte es erfreut wahrgenommen und kräftig durchgeatmet. Sie mussten genau untersuchen, was die beiden Männer in Krakau unternommen hatten, ob sie dort aufeinander getroffen waren, was die Kette mit ihrem gewaltsamen Tod zu tun hatte.
    Er grüßte den Kollegen an der Pforte, suchte die Räume der Techniker auf. Rössle hockte vor einem Computer-Bildschirm, war mit einer Schriftanalyse beschäftigt. Braig legte den Schmuck vor dem Kollegen ab, bat ihn um einen Vergleich.
    Rössle wies mit seiner Rechten auf den Monitor. »Alle Idiote von Sindelfinge, i brauch koin Graphologe, um zu begreife, dass der Kerl des selber gschriebe hat.«
    Braig sah die beiden von Hand geschriebenen Zeilen, begriff sofort, was er vor sich hatte.
    Noch ein Schwein, das büßen muss
.
    Unmittelbar darunter der Ausriss aus einem Brief:
    Liebe Grüße von Christoph
    »Der Zettel bei Wulf?«
    Rössle nickte. »Wie bei Herzog. Der Mörder hat den zwunge, den Satz selber zu schreibe. Kurz bevor er ihn erschosse hat.«
    »Also doch die Erpresser?«
    »Was weiß i?«
    Braig verabschiedete sich von dem Kollegen, lief in sein Büro, spürte seinen hungrigen Magen. Er schaute auf die Uhr, sah, dass es kurz nach drei war. Fünfzehn Uhr vorbei und wieder keine normale Mahlzeit. Er beschloss, die eingetroffenen Informationen durchzusehen und sich dann bei einem Bäcker etwas zum Essen zu besorgen.
    Die Faxablage enthielt nur die offiziellen Verlautbarungen der mittäglichen Pressekonferenz sowie die ersten Veröffentlichungen verschiedener Agenturen und Verlage zum Mord an Christoph Wulf. Braig überflog die meist sensationsheischend über Terroristen als Täter spekulierenden Texte, warf einen nach dem anderen in den Papierkorb. Sie waren es nicht wert, auch nur Sekunden dafür zu verschwenden.
    Er lief zum Waschbecken, trank ein großes Glas Wasser, erfrischte sein Gesicht und den Hals, verließ dann das Amt. Er lief zum Uff-Kirchhof, nahm die Stadtbahn zum Wilhelmsplatz, aß dort in einer Bäckerei zwei belegte Brötchen, trank einen Cappuccino dazu. Krakau, überlegte er, was hatte die Stadt mit den beiden Morden zu tun? Es fiel ihm schwer, sich auf die Ermittlung zu konzentrieren. Er fühlte sich müde und verbraucht, trank den Kaffee, um neue Lebensgeister zu wecken. Herzog und Wulf, beide hatten beruflich in Krakau zu tun. Es konnte kein Zufall sein, dass die Kette ebenfalls von dort stammte. Oder doch? In seinem Kopf rotierte ein Karussell, ein schmerzendes. War das Ganze nur ein dummer Zufall, eine jener unvorhersehbaren Verquickungen, die sie auf eine völlig falsche Spur lockten? Sein Handy präsentierte die verzerrte Hymne, riss ihn aus seinen Grübeleien.
    »Ich bin es«, meldete sich Theresa Räuber, »kann ich dich kurz sprechen?« Ihre Stimme klang besorgt.
    Braig stützte sich mit dem Ellbogen auf dem Tisch ab, brachte seine Überraschung zum Ausdruck. »Du, Theresa? Um was geht es?«
    »Mama hatte einen Unfall. Sie haben mich gerade informiert.«
    »Deine Mutter? Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Sie liegt im Katharinenhospital.«
    »Hier in Stuttgart?«
    »Ja. Ich habe zweimal versucht, Ann-Katrin zu erreichen, aber sie meldet sich nicht. Keine Ahnung, weshalb.«
    »Wahrscheinlich sind sie gerade im Einsatz. Die haben doch einen Unfall nach dem anderen.«
    »Ich weiß. Es ist nur …« Sie verstummte für einen Moment, schluckte, sprach mit gepresster Stimme weiter. »Mama soll ohnmächtig sein. Und ich bin hier in Tübingen.«
    »Ohnmächtig?« Braig schrak zusammen. »Wieso?«
    »Ich weiß es nicht. Die waren am Telefon zu keiner weiteren Auskunft bereit. Ich fürchte …«
    Er überlegte nicht lange. »Ich kümmere mich um sie. Sofort.«
    »Du hast Zeit?«
    »Ich nehme sie mir. Es

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