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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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geht um deine Mutter.« Er ließ sich die Nummer geben, unter der der betreuende Arzt im Katharinen-hospital zu erreichen war, versprach, sich zu melden, sobald er Genaueres erfahren hätte.
    »Ich danke dir. Du glaubst nicht, wie nervös ich bin.« Die Erleichterung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    Braig trug sein Geschirr zur Ablage, lief zum Ausgang, trat auf die Straße. Die Luft war deutlich abgekühlt. Er spürte, wie ihn fröstelte und ein Kälteschauer über seinen Rücken lief. Er trat ein paar Schritte von der Bäckerei weg, gab die Nummer der Klinik ein. Es läutete länger als eine halbe Minute, ehe eine ärgerliche Stimme sich meldete. Braig wusste, dass er auf normalem Weg keinerlei Auskunft erhalten würde, gab seine amtliche Funktion bekannt. »Braig vom Landeskriminalamt. Wir ermitteln im Fall Irene Räuber. Wurde die Frau heute bei Ihnen eingeliefert?«
    Seine Gesprächspartnerin zeigte sich über sein Ansinnen nicht erfreut, wies darauf hin, dass ihr seine telefonischen Angaben nicht als Legitimation für die gewünschte Auskunft reichten.
    »Dann gebe ich Ihnen jetzt die zentrale Nummer des LKA. Rufen Sie bitte dort an und lassen Sie sich mit mir verbinden.« Er nannte die Ziffern, wiederholte seinen Namen, forderte sie auf, sofort zurückzurufen. Schließlich lenkte sie ein.
    »Eine Irene Räuber ist um fünfzehn Uhr vierzig bei uns eingeliefert worden, ja. Sie liegt auf der Intensivstation.«
    »Danke. Darf ich fragen, in welchem Zustand?«
    »Ich kann hier nur ersehen, dass die Frau nicht bei Bewusstsein war. Weshalb, wissen Sie wohl selbst, oder?«
    Braig ging nicht auf ihre Bemerkung ein, erkundigte sich nach der Station, auf der Irene Räuber zu finden sei. Sie gab ihm die Auskunft, nannte Dr. Kammerer als behandelnden Arzt. Er bedankte sich, beschloss, das Krankenhaus sofort aufzusuchen. Irene Räubers Befinden hatte absoluten Vorrang, die beruflichen Ermittlungen mussten warten.
    Braig nahm die nächste Stadtbahn zum Hauptbahnhof, fuhr dann die Rolltreppe zur Klett- Passage hoch. Er zog sein Handy hervor, informierte Theresa von seinem Vorhaben, folgte den Stufen nach oben. Der Lärm war so laut, dass er Schwierigkeiten hatte, sie zu verstehen. Er merkte, dass er die Friedrichstraße erreicht hatte. Auto auf Auto raste an ihm vorbei. »Ich muss Schluss machen«, rief er laut. Er verabschiedete sich, hörte, dass sie noch etwas mitteilen wollte, konnte aber nichts mehr verstehen: Heulende Motoren, quietschende Bremsen, nervtötendes Hupen. Braig folgte der Straße mit seinem Blick, sah, dass es keine Möglichkeit gab, sie zu überqueren. Er hatte die Klett-Passage zu früh verlassen.
    Unmittelbar neben ihm beschleunigte ein Motorradfahrer seine rasante Fahrt. Die Höllenschläge des Auspuffs fuhren Braig durch Mark und Bein. Er schrak zusammen, steckte sein Handy weg, beeilte sich, von der Straße wegzukommen.
    Rechts von ihm, keine hundert Meter entfernt, sah er den Hauptbahnhof. Er lief darauf zu, nahm die Treppen in den Untergrund. Der beißende Gestank der Abgase stach in der Lunge, Schweißtropfen perlten ihm von der Stirn.
    Die Szenerie, die ihn oben erwartete, war in keiner Weise anders: Heulende Motoren, von stinkenden Abgasen und aufgewirbeltem Staub durchtränkte Luft. Autos mehrspurig neben- und hintereinander her rasend, bremsend, überholend, in beiden Richtungen.
    Zwei mit großen Schulranzen bepackte Kinder, ein Mädchen und ein Junge, hüpften wenige Meter vor ihm den schmalen Gehweg entlang. Sie kickten eine verbeulte Coladose vor sich her, begleiteten jede Bewegung mit lautem Schreien. Braig verfolgte ihr Spiel, sah, wie die Dose auf die Fahrbahn knallte und der kleine Junge impulsiv hinterhersprang, dreißig, vierzig Zentimeter nach rechts, wie ein Fußballstar das Blech mit der Fußspitze aufnehmend. Das Kind hatte den Blick fest auf den Boden gerichtet, nahm von der Umgebung nichts wahr. Ein großes, dunkles Auto schoss auf ihn zu, bremste in letzter Sekunde. Ohrenbetäubendes Quietschen, durch Mark und Bein dringendes Hupen.
    Braig reagierte, ohne zu überlegen; er hechtete nach vorn, packte den Jungen an der Schulter, riss ihn zurück auf den Gehweg. Das Auto kam unmittelbar vor ihm zum Stehen, hartes, kaltes Blech streifte seine Hand. Er zuckte zurück, spürte seinen Körper vor Schreck vibrieren, hörte das hysterische Schreien des Fahrers. Der Mann rannte brüllend aus seinem Wagen, stürzte sich auf den Jungen, umklammerte mit beiden Händen dessen

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