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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Büsche hätten ihn aufgefangen. Hier, die Überreste haben wir vorhin schon entdeckt.« Er zeigte auf einen Zweig am Steilabfall zum Fluß. Ein großes Stück eines dunklen Stoffes hatte sich dort verfangen. »Sieht aus wie von einer Jacke, oder?«
    Rössle winkte ungehalten ab. »Des isch nix für uns. Kümmert ihr euch drum. I han genug zu do.« Er packte seinen Koffer, marschierte zurück.
    »Entschuldigt!«, sagte der Beamte, »das konnten wir nicht wissen. Wir hatten nur die Morde im Bärensee und in Monrepos im Kopf und befürchteten sofort ein neues Verbrechen. Deshalb ...«
    Braig nickte, verabschiedete sich von den beiden Kollegen. Er spürte die Erleichterung, fühlte sich zugleich grausam müde. Hatte der Mörder vorerst genug oder war sein drittes Opfer nur noch nicht entdeckt worden? Er atmete tief durch, machte sich auf den Weg. Die nächsten Stunden und Tage würden es zeigen.

20. Kapitel
    Kurz vor halb elf war Braig wieder im Amt. Er stieg hoch in sein Stockwerk, traf auf Erwin Beck, der über den Gang eilte.
    »Du hast es gehört?«, fragte der Kollege.
    Braig schnappte nach Luft, wartete auf eine Erklärung.
    »Das Geld ist weg.«
    »Welches Geld?«
    »Fünfzigmillionen. Heute Morgen fand die Übergabe statt.«
    »An die Erpresser?«
    Beck nickte. »Du hast es nicht gewusst?«
    »Woher denn?«
    »Heute Nacht haben sie sich dazu entschlossen. Die Firmen, speziell der Flughafen, hatten Angst, dass viele Kunden abgeschreckt werden, wenn es noch mehr Tote gibt. Koch hat sich angesichts der beiden Mordopfer nicht länger widersetzt.«
    »Wir haben doch noch immer keine absolute Gewissheit, dass die beiden Verbrechen auf die Erpresser zurückgehen.«
    »Mit dieser Auffassung stehst du aber eindeutig im Widerspruch zu unserem Herrn Oberstaatsanwalt.« Becks Gesichtsausdruck zeigte deutlich, was er von dem Mann hielt.
    »Sie haben die Geldübergabe nicht überwacht?«
    »Und ob! Sechzig Mann waren im Einsatz. Unter Kochs persönlicher Regie.«
    »Und? Sie haben die Erpresser?«
    Beck rückte seine Brille zurecht, ließ ein hämisches Lachen hören. »Bis jetzt nicht den Hauch einer Spur. Und das Geld ist ebenfalls weg. Komplett.«
    »Fünfzigmillionen?«
    Der Kollege nickte, klopfte Braig auf die Schulter. »Genaueres weiß ich leider nicht. Ich muss nach Leonberg, ein Banküberfall.« Er lief zum Fahrstuhl, hatte Glück. Die Tür schwang zur Seite, ließ ihn eintreten.
    Braig winkte ihm nach, ging die paar Schritte zu seinem Büro. Er war nervös, fühlte sich von einer inneren Unruhe getrieben. Die Nachricht von den vermeintlichen neuen Verbrechen zuerst in Böblingen, dann in Waiblingen, dazu die unverändert traurige Botschaft Ann-Katrins vom Krankenbett ihrer Mutter hatten ihn mehr mitgenommen als er sich eingestehen wollte. Er spürte die Anspannung im ganzen Körper, wusste nicht, wie er sich davon befreien konnte.
    Der schrille Signalton ließ ihn aufhorchen; ein Fax flatterte auf die Ablage. Er nahm das Blatt, las die Nachricht der Göppinger Kollegen, dass Sven Demski darauf bestand, seinen Wagen am letzten Sonntag nicht gefahren, sondern an Johannes Wangbiehler ausgeliehen zu haben. Wenn dem Delikt auch nicht mehr dasselbe Gewicht wie noch am Vortag zukomme, weil sich der Zustand des verunglückten Mädchens leicht verbessert habe, sei dennoch von Wangbiehlers Täterschaft auszugehen.
    Braig legte das Blatt auf den Stapel am Rand seines Schreibtisches, wunderte sich nicht über die Ausführungen der Kollegen. Dass der Unfall auf Johannes Wangbiehler zurückging, war ihm nach dem Verhör Demskis in Göppingen längst klar gewesen. Hatte es daran je einen Zweifel gegeben?
    Er begab sich zum Waschbecken, füllte ein Glas mit Wasser, trank es leer. Als er es zurückstellte, hörte er draußen Felsentretters laute Stimme.
    »Keine Spur?«, rief der Kollege.
    Braig eilte auf den Gang, sah den stämmigen Beamten mitten auf dem Flur stehen, das Handy am Ohr. Er winkte ihm zu, kehrte in sein Büro zurück, setzte Kaffee auf.
    »Das gönne ich dem Schwein«, tönte es aus dem Flur, »aber natürlich schiebt er die Verantwortung wieder ab.«
    Keine fünf Sekunden später stürmte Felsentretter in Braigs Büro. »Koch hat die Sache versiebt«, erklärte er, »das Geld ist weg.«
    Die Kaffeemaschine setzte sich blubbernd in Gang, spie kleine Wolken aus.
    »Und? Was war?»
    »Hutzenlaub hat es mir gerade erzählt. Er war informiert.«
    »Wer?»
    »Koch natürlich!»
    »Und? Wie sah Kochs geniale Strategie

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