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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Zwangslage des Wirts auszunutzen.
    »Sie sind vorbestraft, Herr Keuerle«, sagte er, nicht in fragendem, sondern in sachlich feststellendem Ton mit der scheinbaren Überlegenheit des gut informierten Kriminalbeamten.
    Keuerle gestand auf der Stelle. »Sie wissen es doch, Herr Kommissar. Zweimal wegen Diebstahl, einmal Hehlerei. Jugendliche Dummheit, ich kann es nur immer wieder sagen, ich war zu dämlich damals.«
    »Ihre Lizenz für das Lokal hängt am seidenen Faden«, spekulierte Braig. Er formulierte die Worte ins Ungewisse, wollte den Mann vollends aus der Balance bringen, bevor er sich die Informationen über die Hütte holte.
    »Ich bemühe mich, Herr Kommissar. Meine Hände sind sauber, absolut sauber.« Keuerle streckte seine Hände vor, zeigte sie Braig von beiden Seiten. »Sie werden nichts finden, überhaupt nichts, was gegen mich spricht.« Er starrte selbst auf die Innenseiten seiner Hände, dehnte seine Finger.
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Braig, »die Vorgänge in und um die Hütte ...«
    »We... we... welche Hütte? Von welcher Hü... Hütte sprechen Sie?« Keuerle verhaspelte sich vor lauter Hektik.
    »Welche wohl?«, knurrte Braig. Er spürte seinen leeren Magen, überlegte, ob er den Mann nach einem Imbiss fragen sollte.
    »Ich weiß es nicht«, beteuerte Keuerle mit weit aufgerissenen Augen, »wirklich nicht.«
    Braig betrachtete ihn aufmerksam. Der Mann schien zu aufgeregt, um ihm etwas vorspielen zu können. Wer so von Angst und Sorge getrieben war, hatte kaum eine Chance, falsche Tatsachen zu präsentieren.
    »Wäschenbeuren, haben Sie noch mehr?«
    Keuerle starrte Braig mit offenem Mund an, überlegte. Der Kommissar konnte regelrecht verfolgen, wie bei dem Wirt der Groschen fiel.
    »Die?« keuchte der Mann. »Aber das ist doch längst erledigt.«
    Braig setzte sofort nach. »Was ist erledigt?«
    »Das ist doch bestimmt drei Jahre her. Oder?«
    »Ich weiß es nicht. Erzählen Sie mal der Reihe nach.«
    Keuerle begann unvermittelt. »Es war ganz am Anfang, als ich dieses Lokal hier übernommen hatte. Ich war knapp bei Kasse, der Einstand, die Ablöse, alles zusammen halt, verstehen Sie?«
    Braig reagierte nicht, ließ den Mann im Ungewissen schmoren. Keuerle sprach noch schneller.
    »Fredi, ein alter Knastkumpel, kam vorbei und laberte was von einer guten Gelegenheit. Ich wollte erst nicht so recht, aber meine Schulden ...« Er machte eine kurze Pause, forschte in Braigs Miene, ob er ihm folgen könne. Braig blieb still.
    »Ich wollte wirklich nicht, aber dann redeten die beiden Typen, also Fredi und der andere, so lange auf mich ein und überzeugten mich davon, dass die Sache völlig harmlos sei.« Keuerle verschluckte sich vor Aufregung, hustete, sprach dann weiter. »Harmlos, wirklich.«
    »Um was ging es?«
    »Na, die Hütte bei Wäschenbeuren. Ich sollte sie mieten für 350 Mark im Monat, befristet auf sechs Monate. Und in dem Moment, als ich unterschrieb, legten die 4100 DM vor mir auf den Tisch.«
    Braig rechnete nach, betrachtete den Mann.
    »Das waren 2000 Mark. Verdient durch meine Unterschrift«, erklärte Keuerle.
    »Und dann?«
    »Wie? Und dann?«
    »Ja, was mussten Sie dann noch tun?«
    »Nichts«, beeilte sich Keuerle, »gar nichts. Damit war alles erledigt.« Er schwieg, sah Braig offen an. »Und Sie sind der erste, der wieder darauf zu sprechen kommt.«
    »Sonst haben Sie nichts von der Hütte gehört?« Braig schüttelte den Kopf, bedeutete dem Mann, dass er ihm nicht glaubte. »Erzählen Sie doch keine Märchen. Sie mieten eine Hütte und ...«
    »Ehrenwort, Herr Kommissar«, unterbrach ihn Keuerle, »mein großes Ehrenwort!« Er hob die Hand, streckte sie zum Schwur in die Höhe.
    »Und wer zahlt seither die Miete?«
    »Ich nicht«, schrie Keuerle, »ich unterschrieb damals und überwies das Geld für sechs Monate. Das war alles.«
    Die Unterhaltung der Biertrinker am anderen Ende des Raumes war infolge Keuerles Verhalten verstummt, die Männer starrten zu ihnen her.
    »Wer ist der Mann, der Ihnen das Geld gab?«, fragte Braig unbeirrt.
    »Ich weiß es nicht. Den habe ich seither nie mehr gesehen.«
    »Der Wunderonkel aus Amerika, wie? Das glauben Sie doch selbst nicht!«
    »Ehrenwort, Herr Kommissar«, rief Keuerle wieder, »wirklich!«
    Braig sah die aufgeregte Miene des Wirts, unterdrückte seine Zweifel an der Wahrhaftigkeit seiner Aussagen. War der Mann nicht viel zu naiv, ihn anzulügen?
    »In der Hütte wurden zwei Menschen ermordet«, behauptete er,

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