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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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zu tun haben.«
    »Und was?«
    »Ein Nachbar, der das Gebäude in der Zeitung erkannte, meldete sich bei uns. Nachbar ist nicht das richtige Wort. Der Mann besitzt dort in der Nähe ein Wochenendgrundstück. Seine Tochter feierte letzten Samstag ihre Hochzeit, da hatten sie die ganze Woche zuviel Trubel und er wurde auf unsere Bitte erst jetzt aufmerksam.«
    »Wo liegt sie?«
    »Bei Wäschenbeuren. Richtung Schwäbisch Gmünd.«
    »Etwas abseits«, brummte Braig.
    »Der Mann zeigte uns einen interessanten Film.«
    »Im Zusammenhang mit der Hütte?«
    »Genau. Er dokumentierte die Hochzeitsfeier seiner Tochter auf dem Grundstück mit einer Videokamera. Als er dabei in der Nähe der besagten Hütte filmte, wurde er von zwei Männern bedroht. Wir werden ihn später im Amt ansehen.«
    »Oh, das klingt interessant.«
    »Finde ich auch. Wir brauchen aber deine Hilfe. Die Hütte gehört einem Bauern in Wäschenbeuren namens Holz. Er hat das Gebäude seit über drei Jahren für stattliche 350 Mark pro Monat an einen Gastwirt in Backnang vermietet. Du verstehst! Keuerle heißt der Typ, Robert Keuerle. Wärst du so freundlich, ihm auf den Zahn zu fühlen, wenn möglich, sofort?«
    »Eigentlich habe ich noch einen Termin.«
    »Mensch, Braig! Könntest du den bitte verschieben? Ich dachte, wenn du schon gerade dort bist ...«
    »Okay, ich werde mich bemühen. Ist zufällig bekannt, wie die Kneipe heißt und wo sie liegt?«
    Neundorf gab ihm die Information. Braig zögerte nicht lange, fragte den nächsten Passanten, den er traf, nach dem Weg, sah, wie der Mann seine Miene verzog, als er den Namen der Gastwirtschaft hörte.
    »Wellet Sie do etwa nagange?«, fragte der Mann. Er sprach so intensiv schwäbisch, dass Braig Mühe hatte, ihn zu verstehen. Doch sein Gesichtsausdruck zeigte überdeutlich, was er von dem Lokal hielt.
    »Würden Sie es mir empfehlen?« lachte Braig. Er spürte das Hungergefühl in seinem Magen, sehnte sich nach einer sättigenden Mahlzeit.
    Der Mann schüttelte energisch den Kopf. »Noi, also da gibts genug andere, wo's garantiert hundert Mal besser schmeckt. Da unte bei dem treibt sich nur das größte Lumpegesindel rum!«
    Die Kneipe lag unweit vom Zentrum, machte schon vom Äußeren her nicht gerade einen besonders einladenden Eindruck. Braig trat aus der grellen Sonne in den jetzt am Samstagnachmittag von mehreren Männern bevölkerten verräucherten dunklen Raum, sah sich um. Ein langer Tresen, davor der breite Stammtisch, mehrere Tische und Stühle. Die Männer lehnten, Biergläser in der Hand, an der Theke, schwadronierten laut über Deutschlands katastrophales Abschneiden bei den laufenden Fußballeuropameisterschaften in den Niederlanden und Belgien, präsentierten Lösungen und Modelle, wie der fußballerische Erfolg garantiert gerettet werden könnte.
    Braig trat an den Tresen, fragte den Wirt nach Robert Keuerle, erfuhr, dass er ihm gegenüberstünde. Er zeigte seinen Ausweis.
    Der Mann hinter der Theke erbleichte, stellte erschrocken das Glas ab, das er gerade polierte. »Was, was führt Sie hierher?« stotterte er. Er war um die Vierzig, klein, breitschultrig, trug den Kopf leicht nach vorne gebeugt. Als er sich zur Seite wandte, sah Braig Tätowierungen auf Keuerles Oberarm. Ein Motorrad, ein kräftiger Blitz, darüber ein undefinierbares, übergroßes, furchterregendes Monster.
    »Könnten wir uns in Ruhe unterhalten?«, fragte Braig. Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Tisch am anderen Ende des Raumes, bemerkte die misstrauischen Blicke der Männer. Augenblicklich verstummte jede Unterhaltung.
    Keuerle folgte seinem Vorschlag, wischte sich die Hände an seiner Jeans ab.
    »Lassen Sie sich bitte nicht stören«, erklärte Braig mit lauter Stimme, »wir haben nur kurz etwas zu besprechen.«
    Die Gespräche kamen trotzdem nur langsam wieder in Gang. Braig hörte mehrfach Bemerkungen über Bullen und andere Unruhestifter, ließ sich nicht beirren.
    »Es geht um die Hütte«, fing er an, als er am Fenster Platz genommen hatte, einen deutlich verunsicherten Gastwirt vor sich, »die Sie gepachtet haben.«
    »Die Hütte? Welche Hütte?« Keuerle stieß die Worte so hastig vor, dass sie kaum zu verstehen waren.
    Der Mann hatte Angst, unübersehbar Angst. Braig ärgerte sich, dass er vergessen hatte, sich nach etwaigen Vorstrafen Keuerles zu erkundigen. Ein unverzeihbares Versäumnis. Die Furcht des Mannes vor jedem Kontakt mit der Polizei schien so eklatant, dass er nicht umhin konnte, die

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