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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Gemeinsame Zelle mit einem Doppelmörder. Oder einem Kinderficker. Schwein zu Schwein, wie es sich gehört. Und anschließend vorbestraft. Monatelang in allen Medien. Mit Originalfotos und Originalberichten aller Nachbarn. Der Mädchenschieber von Stuttgart. Welches Girlie schnappt sich das perverse Scheusal jetzt? Was glauben Sie, wie Ihre Mutter das freut? Die Mutter des Mädchenschiebers. Großaufnahme in allen Regenbogenblättern. Und später kein Studium, kein Job. Straßenkehrer vielleicht oder Kloputzer, ja, aber sonst? Mädchenschieber, Mädchenficker, was ist da schon für ein Unterschied? Wer will mit so einer Figur zu tun haben?«
    Sie schwieg einen Augenblick erschöpft, fixierte Stern. In ihrem Inneren brodelte es.
    »Es sei denn, Sie packen jetzt aus. Sofort, auf der Stelle. Okay?«
    »Okay«, sagte der Mann. Es war ihm im Gesicht anzusehen, wie sehr ihm ihre Vorwürfe zu schaffen machten. Stern war kein hartes Kaliber, kein völlig verrohter Krimineller, soviel war ihnen schnell klar. Er packte aus, schilderte sämtliche Schlepper-Touren, die er in den letzten Monaten unternommen hatte. Fast alle begannen an einem Bahnhof unweit der tschechischen oder polnischen Grenze und führten bis nach Schwäbisch Gmünd, Plochingen oder Esslingen. Dort wurden die Frauen abgeholt und die Kuriere bezahlt.
    »Woher bekommen Sie Ihre Aufträge?«, fragte Braig später, als sie nach der Versicherung Sterns, dass sie im Cibo Matto garantiert keine Aufpasser zu befürchten hätten, die seinen Kontakt zu denen weitergeben könnten, ins Landeskriminalamt gefahren waren, um seine Aussagen zu protokollieren.
    Sterns Antworten bestätigten die Mitteilungen Wierandts.
    Die Instruktionen wurden per Handy erteilt, außer einem etwa vierzigjährigen, sehr gepflegt wirkenden Mann, der auf den verabredeten Bahnhöfen auf sie wartete und den jeweiligen Begleitkurieren hatte er im Zusammenhang mit den Mädchenschiebereien noch keine andere Person zu Gesicht bekommen.
    »Sagt Ihnen der Name Stecher etwas?«, fragte Neundorf.
    »Der Massenmörder?«
    »Genau.«
    »Die Zeitungen sind voll davon, logisch. Aber sonst?«
    Er konnte nichts berichten, was ihnen neue Erkenntnisse brachte, so sehr sie sich auch bemühten, ihn auszuhorchen. Stecher schien nicht in der Menschenhändlerbande untergekommen zu sein.
    »Morgen sind Sie wieder auf Tour?«, fragte Neundorf.
    Stern nickte, schaute sie unsicher an. »Ich soll nach Nürnberg.«
    »Nicht an die Grenze?«
    »Manchmal holen wir das Material«, er stockte, korrigierte seine Aussage, »also die Frauen, direkt ab.«
    »Wo?«
    Der Student schwieg.
    »In einem Puff«, sagte Neundorf, »nachdem sie dort lange genug Verwendung fanden. Erst die bayerischen Böcke, dann die schwäbischen. Richtig?«
    Stern nickte wortlos mit dem Kopf.
    »Mit der Bahn?«, fragte Braig.
    »Nein. Das wäre zu ...«
    Neundorf lachte. »Gefährlich. Logisch. In Nürnberg haben die jungen Dinger ja zur Genüge mitbekommen, was sie wirklich im goldenen Westen erwartet. Diese Erfahrung reicht. Freiwillig würden sie das nicht länger mitmachen. Also werden sie schwer bewacht zum nächsten Rammelplatz gekarrt. In einem richtigen Gefangenentransport, wie?«
    Stern wand sich vor Verlegenheit hin und her. »Na ja, so schlimm ...«
    Neundorf unterbrach ihn abrupt. »Wie viele Gangster sind außer Ihnen dabei?«
    »Wir sind zu zweit.«
    »Wie heißt Ihr Begleiter?«
    »Ich weiß es nicht. Ich fahre morgen mit der Bahn nach Nürnberg. Er wartet dort, ich denke, mit einem VW-Bus. Es sind verschiedene Leute. Ich kenne sie nicht.«
    »Wohin werden die Mädchen gebracht?«
    Stern sah Neundorfs wuterfüllte Miene, spürte die Aggressionen, die in ihr kochten. Er schlug die Augen nieder, nannte den geplanten Zeitpunkt, die Adresse, beschrieb die Straße, das Haus, wo sie die Frauen abliefern sollten.
    »Es fällt mir schwer, mich zurückzuhalten«, bekannte Neundorf, »aber ich glaube, wir müssen die Chance nutzen, an die wirklichen Schweine ranzukommen.« Sie wandte sich an ihren Kollegen. »Was meinst du?«
    Braig stimmte sofort zu. Stern war unübersehbar kein eiskalter Verbrecher, der keinerlei Gewissensbisse über das empfand, was er als Handlanger der Mädchenschieber tat, im Gegenteil. Aber er brauchte Kohle! Der Mann war noch lange nicht abgebrüht genug, einfach alles abzuleugnen und einen auf unwissend und unschuldig zu machen. Irgendwann hatte sich für ihn die Gelegenheit ergeben, mit einem angeblich harmlosen Job Geld zu

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