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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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das ist nichts für mich.«
    »Wo ist er dann?«
    »Null Ahnung. Was weiß ich? Wieso denken Sie überhaupt, ich ...«
    »Ist Ihr Puff heute offen?« fiel ihm Neundorf mitten ins Wort. Sie hatten das Tor erreicht, beobachteten den Mann, wie er sich am Schloss zu schaffen machte. »Oder warten Sie noch auf Kundschaft?«
    Philipp Wierandt schüttelte beschwichtigend den Kopf. »Sie müssen mich verwechseln«, erklärte er leutselig.
    Sie passierten die Autowracks, liefen um den Reifenberg herum, kamen zu seiner Wohnung. Neundorf ergriff die Gelegenheit, sich in den Räumen umzusehen, bemerkte, dass sich nichts verändert hatte. Die vielen Zimmer mit jeweils zwei Betten waren sauber geputzt.
    Philipp Wierandt führte sie ins große Wohnzimmer, bot ihnen zu trinken an. Beide winkten ab. Neundorf setzte sich rechts von Wierandt, Braig auf die andere Seite des Mannes.
    »Machen wir es kurz«, drängte Neundorf, »Sie sind vorbestraft, Herr Wierandt, wir wissen, warum. Diebstahl, Hehlerei ...«
    »Ja, ja, ja«, brummte der Mann.
    »Ich buchte Sie heute Abend wieder ein, wenn Sie nicht auf der Stelle auspacken. Ihre Zimmer hier, die Hütte bei Wäschenbeuren. Die Mädchen sind minderjährig, vielleicht nicht alle, aber einige. Das reicht. Da kennt kein Richter auch nur eine Spur von Erbarmen, Sie wissen es. Wer ist der Drahtzieher, wer kassiert das große Geld? Eine Minute oder Sie sitzen hinter schwedischen Gardinen.«
    Neundorf und Braig starrten Wierandt von zwei Seiten an. Er wand sich in seinem Sessel, wusste nicht, wie er sich einigermaßen vorteilhaft aus der ungemütlichen Situation befreien konnte.
    »Die Beweislage ist eindeutig. Die Fotos der Hütte fand ich hier in Ihrer Wohnung. Und ich will die verdammte Drecksau haben, die minderjährige Mädchen geilen alten Böcken ausliefert.«
    Neundorf hatte dem Mann die letzten Worte mit voller Lautstärke direkt ins Ohr gebrüllt. Erschrocken riss der die Hände hoch, sein Gesicht lief krebsrot an. Er schien zu begreifen, wie ernst die Lage war.
    »Und wenn Sie dann auch noch Stecher verstecken, und sei es irgendwo am Arsch der Welt ...«
    »Mit dem habe ich nichts zu tun!«, schrie Wierandt. Die beiderseitige Lautstärke eskalierte. Er war aus seinem Sessel gesprungen, starrte Neundorf voller Wut und Entrüstung an. »Scheiße, ja, mit der Hütte, okay. Aber mit Stecher habe ich nichts am Hut. Ich kenne den Kerl nicht, habe ihn noch nie gesehen. Nur weil mein kleiner Bruder ...« Er verschluckte sich vor Eifer und Erregung, hustete, rang um Luft.
    Neundorf reagierte nicht.
    »Also gut, die Weiber sind aus dem Osten. Wie alt, weiß ich nicht ...«
    »Wie bitte?«, schrie die Kommissarin. »Sie wissen es nicht? Halten Sie uns für blöd? Das sind junge, blutjunge Dinger, fast noch Kinder und Sie wissen das nicht? Haben Sie keine Augen im Kopf?« Sie war aufgesprungen, stand mit hochrotem Kopf vor ihm, packte ihn an seinem Hemd. »Wissen Sie, was die Richter mit solchen Schweinen wie Ihnen machen?«
    Philipp Wierandt versuchte, sich aus ihren Armen zu winden, starrte voller Angst zu Braig. »Gut, die sind jung«, keuchte er, »sehr jung teilweise. Aber unter 18? Ist nicht meine Sache. Ich weiß nur, wie sie hergebracht werden und wohin. Alle paar Wochen, zwischen fünf und acht Stück. Aber mit Stecher habe ich nichts ...
    »Ruhe, Sie verdammtes Schwein«, fauchte Neundorf. Sie sah das von Ungewissheit und Angst gezeichnete Gesicht Wierandts, empfand Abscheu und Ekel vor dem Mann. Ihr fiel es angesichts seiner Ausreden immer schwerer, sich zurückzuhalten und ihm nicht die Tracht Prügel zu verabreichen, die er ihrer Meinung nach längst verdient hatte. Der Widerling gehörte zu der verkommenen Sorte Mensch, der es vollkommen gleichgültig war, woher ihr Geld kam, Hauptsache, die Menge stimmte und die Mühe dafür war nicht zu groß.
    Sie atmete tief durch, versuchte, sich zu beruhigen. So sehr sie den Mann aufgrund seines skrupellosen Umgangs mit den minderjährigen Mädchen hasste, so gewillt war sie andererseits auch, ihm zu glauben, zumindest, was seine Aussagen zu Stecher anbetraf. Er war nicht hart, nicht verroht genug, das Risiko einzugehen, sie in einer Sache mit derlei Brisanz anzulügen.
    »Wo kommen die Mädchen her?«
    Wierandt reagierte sofort. »Tschechien, Polen, Ukraine, Russland, was weiß ich. Alle aus dem Osten.«
    »Wer holt sie?«
    »Verschiedene Leute. Kleine Fische.«
    »Solche verkommenen Schweine wie Sie.«
    »Nein«, er stockte, kratzte sich auf

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