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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wie Wierandt ihn beschrieben hatte. Braig griff schon in seine Hosentasche, um seine Kennkarte zu ziehen, als der Mann vom Hocker sprang. Drei, vier Schritte nach links, dann den Kopf nach unten in die Menschenmenge getaucht und – weg!
    Braig starrte in die Richtung, in der er ihn zuletzt gesehen hatte, entdeckte die blonden Haare erst wieder, als sie in der Damentoilette verschwanden. Der Kommissar drückte die Gäste vor sich zur Seite, robbte durch die dichtgedrängte Masse, warf sich gegen die Tür mit dem Frauenkörper. Hinter ihm Schreie, Fluchen, Schimpfen.
    Nur eine der Kabinen war verschlossen. Braig vergewisserte sich, dass es keine Möglichkeit gab, zu entkommen, zog seine Pistole.
    »Braig vom Landeskriminalamt«, rief er laut, »Herr Stern, wir müssen mit Ihnen reden. Machen Sie keine Dummheiten, die Bar ist von fünf Mann umstellt.«
    Oliver Stern reagierte schnell. Er riss die Tür auf, hastete an Braig vorbei, Braig hinterher. Stern packte die Klinke, drückte die nächste Tür zur Seite, prallte auf eine kräftige junge Frau, die zu einer Kabine strebte. Sie schrie vor Schreck laut auf, krallte sich an Stern fest, brachte ihn zu Fall. Hinter ihr knallte die Tür ins Schloss. Braig packte den jungen Mann an seinem Pferdeschwanz, zog ihn vollends zu Boden.
    »Kriminalpolizei«, wies er sich der Frau gegenüber aus, »bitte, beruhigen Sie sich. Der Mann wollte entkommen.«
    Die junge Frau starrte ihn ängstlich an, atmete schwer. Ihre Arme zitterten. Sie bewegte die Lippen, wollte etwas sagen, brachte kein Wort vor.
    »Soll ich Ihnen einen Arzt rufen?«, fragte Braig.
    Sie schüttelte den Kopf, schien sich langsam zu beruhigen.
    Braig ließ die Haare des Mannes los, bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, sich zu erheben. Stern griff sich an den Rücken, stand vorsichtig auf.
    »Haben Sie sich verletzt?«, fragte Braig.
    Der andere schüttelte unwillig den Kopf.
    »Ihr Fluchtversuch war völlig idiotisch. Wenn Sie Schmerzen haben, sind Sie es selbst schuld.«
    Stern streckte sich, stöhnte leise. »Was wollen Sie von mir?«
    »Das dachte ich in Ruhe mit Ihnen an der Theke zu besprechen. Sind Sie jetzt dazu fähig?«
    Der junge Mann legte seinen Kopf in den Nacken, rollte ihn hin und her. Hinter ihnen knallte die Tür einer Kabine ins Schloss. Braig hörte das Schimpfen der jungen Frau.
    »Also?«, fragte er. »Wollen wir erst mal reden oder sollen wir Sie gleich öffentlich abführen?«
    Stern massierte mit den Händen seinen Hals, maulte leise vor sich hin. »Okay. Und worüber, wenn ich fragen darf?«
    Neundorf stand vor ihnen, hatte sie gefunden. »Alles klar?«
    Braig nickte. »Herr Stern wollte einen kleinen Ausflug machen. Ohne uns.«
    »Oh, das ist schlecht. Das kann Jahre kosten.«
    »Fürchte ich auch. Es sei denn, er macht seine Dummheit wieder gut.«
    Stern sah sie interessiert an. »Was wollen Sie?«
    Neundorf deutete nach draußen. »Zuerst gehen wir an die Theke. Einverstanden?«
    Sie nahmen Stern in die Mitte, verließen die Toilette. Die Bar war genauso voll wie vorher. Als Braig sich durch die Menge schob, hörte er mehrere missbilligende Kommentare.
    »Von Entschuldigung noch nichts gehört, was?«
    »Der blöde Hund von vorhin. Konnte sein Wasser nicht schnell genug ablassen, der Kerl.«
    Stern quetschte sich an die Theke, von Braig und Neundorf hautnah umringt. Die Nachbarn beäugten sie misstrauisch.
    »Ich will es nicht an die große Glocke hängen«, begann Neundorf fast flüsternd, »aber die einzige Chance für Sie, ohne jahrelangen Knast davonzukommen, ist, dass Sie auspacken. Restlos und auf der Stelle.«
    Der Mann starrte sie an, gab keinen Laut von sich. Neundorf verschärfte ihren Ton.
    »Ich kann auch deutlicher werden, wenn Sie es wollen. Sie elendes Schwein sind verantwortlich für die Prostitution minderjähriger Mädchen. 15-, 16-Jährige, fast noch Kinder. Pfui Teufel! Wie verkommen muss man sein, sich dafür herzugeben? Kinder in den Puff zu zwingen und damit Kohle zu machen. Was geht eigentlich in Ihrem hirnlosen Schädel vor? Sie schaffen die jungen Dinger von der Grenze hierher, mit dem Wochenendticket oder einem Auto und führen sie den perversen, geilen Böcken zu. Was geschieht mit so einer Drecksau, wenn sie von der Polizei erwischt wird? Das reicht für mindestens sieben, acht Jahre. Und dicke Schlagzeilen in allen Schmierblättern. Wie alt sind Sie jetzt? 25?«
    Stern nickte wortlos.
    »Also. Bis 33 im Bau. Oder bis 35. Schöne Zeit wird das, bestimmt.

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