Schwach vor Sehnsucht
…”
“Und ich habe es dem Mann gegeben, dem ich es schenken wollte!”
“Joanna …”
Sie stand auf. Der Schein des Kaminfeuers hob jede Rundung ihres nackten Körpers hervor und ließ sie wie eine junge Göttin aussehen. “Ich bedauere nicht, was gerade passiert ist.
Keinen Moment lang!”
“Ich auch nicht.” Joshua stand auch auf und legte ihr den Arm um die Taille. “Nehmen wir ein
.Bad.”
“Und danach?”
Er lachte leise. “Danach - oder dabei - können wir uns noch einmal lieben.”
Sie schafften es, zu warten, bis sie im Schlafzimmer waren. Abgetrocknet hatten sie sich nicht mehr, doch die Hitze der Leidenschaft trocknete ihre nassen Körper bald.
Joanna war in ihrem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen. Den Kopf an seiner Schulter, schlief sie in Joshuas Armen ein. Jetzt war sie völlig sicher, dass sie diesen Mann liebte.
Sie wachte erschrocken auf und wusste im ersten Moment nicht, wo sie war.
Joshua zog sie an sich. “Ich will dich”, flüsterte er schläfrig. Dann öffnete er die Augen und stöhnte auf. “Du lieber Himmel, Joanna, ich will dich schon wieder!”
“Ich muss gehen”, sagte sie sanft. “Es ist nach elf. Meine Eltern erwarten, dass ich in der Hütte bin, wenn sie zurückkommen.”
“Noch nicht, Joanna. Bitte!”
Er liebkoste sie bereits, und sie hatte nicht die Willenskraft, ihm zu widerstehen.
Über eine Stunde später verließ sie ihn schließlich und eilte zur Hütte ihrer Eltern.
Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war ihr erster Gedanke, dass sie an diesem Tag aus Kanada abreisen würde. Nach dem ganzen Schnee sehnten sich ihre Eltern nach einem Urlaub im sonnigen Florida. Sie sollten um zehn zum Flughafen fahren, und Joanna wartete besorgt auf Joshua. Er hatte nichts davon gesagt, aber sie war sicher, dass er ihr auf Wiedersehen sagen würde.
Um zehn wusste sie, dass er nicht kommen würde. Sie vergaß ihren Stolz und lief zu seiner Hütte. Auf ihr Klopfen öffnete Joshua nicht, und die Tür war abgeschlossen. Er war nicht einmal da. Wahrscheinlich war er einfach Skilaufen gegangen!
Es war, als würde sie ins Bodenlose fallen. Am schlimmsten war, dass sie sich benutzt fühlte.
Wie Mari war sie nur eine Urlaubsaffäre für Joshua gewesen. Und es war unglaublich demütigend, dass sie schuld an dem war, was passiert war. Wenn sie ihm nicht so beharrlich nachgelaufen wäre, hätte Joshua sie wahrscheinlich nicht genauer angesehen.
Die sechs Wochen in Florida waren für Joanna eine traurige Ze it. Ihre Eltern amüsierten sich großartig und konnten überhaupt nicht verstehen, warum ihre Tochter so niedergeschlagen war.
Joanna wusste, dass sie Joshua an jenem letzten Abend in Kanada ihr Herz geschenkt hatte.
Und ihm hatte der Abend so wenig bedeutet, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, sich von ihr zu verabschieden.
Als sie merkte, dass sie schwanger war, geriet sie in Panik. Zuerst hatte sie versucht, es zu leugnen, doch nachdem ihre Periode zum zweiten Mal ausgeblieben war, wusste sie, dass sie tatsächlich ein Kind von Joshua erwartete.
Genau das war es! Es war auch sein Kind, und sie konnte das alles nicht allein durchmachen.
Sie wollte es überhaupt nicht durchmachen. Joshua war Arzt. Er würde wissen, was zu tun war.
Sie hatte richtig vermutet: Es standen nicht viele Joshua Radcliffes im Londoner Telefonbuch, und nur einer von ihnen war Arzt. In der Harley Street! Es war ein Schock für sie, zu erkennen, was für ein bedeutender und vornehmer Mann er war. Der unbeschwerte Skiurlauber verwandelte sich plötzlich in einen seriösen Spezialisten in der Harley Street.
Joanna war unschlüssig. Sollte sie mit einem so wichtigen Mann Kontakt aufnehmen? Dann dachte sie an das Baby und rannte in heller Panik zum Telefon.
Seine Sprechstundenhilfe erwies sich als äußerst hinderlich. Joanna wurde nicht zu Joshua durchgestellt. Wie eine Patientin einen Termin zu vereinbaren war die einzige Möglichkeit, an ihn heranzukommen!
Sie machte sich sorgfältig zurecht, bevor sie in seine Praxis ging. Die am Telefon so gereizte Sprechstundenhilfe Angela Hailey empfing sie durchaus höflich und führte sie in das vornehme Wartezimmer, das eher wie ein Salon eingerichtet war.
Um Punkt zwölf wurde Joanna ins Sprechzimmer geführt. Es war ein Raum mit einem cremefarbenen Teppich und Mahagonimöbeln, der eine ausgesprochen kühle Atmosphäre ausstrahlte. Bücherregale säumten die Wände. Joshua saß an einem imposanten Schreibtisch und
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