Schwaerzer als der Tod Thriller
dich!«
»Liebst du mich auch noch, wenn ich betrunken bin?«, erkundigte er sich.
»Hattest du einen schweren Tag?«
»Süße, ich arbeite im Kindergarten. Jeder Tag ist ein schwerer Tag«, witzelte er. »Heute hatte ich ein Kind, das Kreide gegessen hat, eines hat sich auf den Zeichentisch übergeben, und eines hat in den Sandkasten gekackt und sein Häufchen wie eine Katze mit Sand zugedeckt. Hausmeister Arnie musste in seinen Schutzanzug steigen und sauber machen, und anschließend musste ich Garnett erklären, wieso wir am Montag eine Ladung neuen Sand brauchen. Und wie war dein Tag?«
»Abgesehen davon, dass ich bedroht und beschimpft wurde, habe ich den Tag damit verbracht, siebzehn Zehnjährigen zu erklären, warum einer ihrer Klassenkameraden einen abgetrennten menschlichen Finger in seinem Besitz hat und warum Leute sich gegenseitig umbringen, und ihnen zu versichern, dass sie keine Angst zu haben brauchen«, sagte sie und merkte, dass jede einzelne Minute wie ein Zentnergewicht auf ihr lastete. »Außerdem habe ich über Dennis Farman nachgedacht und darüber, was ihn gestern Abend erwartet hat und wo er heute war. Wer ist bei ihm? Ist er allein? Wird er Hilfe bekommen?«
»Es gibt nichts, was du für Dennis Farman tun kannst, Süße«, sagte Franny nüchtern. »Das ist nicht deine Sache.«
»Aber ich scheine die Einzige zu sein, die sich seinetwegen Gedanken macht«, sagte sie. »Und das zerreißt mir das Herz. Garnett und der Schulaufsichtsrat machen sich nur Sorgen wegen der Haftung. Der Polizei geht es nur um Bestrafung. Seine Eltern haben ihn zu dem gemacht, was er ist. Und das Jugendamt schaltet sich wahrscheinlich erst ein, wenn es einen Hinweis auf Missbrauch gibt.«
»Du hast beim Jugendamt angerufen?«, sagte Franny. »Wegen der Farmans?«
»Ich hatte das Gefühl, etwas tun zu müssen«, sagte Anne. »Wenn wenigstens schon mal eine Beschwerde vorliegt und wenn sie Dennis sehen und mit ihm reden, dann unternimmt vielleicht jemand etwas, damit er Hilfe bekommt.«
»Du hast einem Deputy des Sheriffs das Jugendamt auf den Hals gehetzt?«, wiederholte Franny. »Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Hast du noch nie einen Film über Frauen hinter Gittern gesehen?«
»Ich habe keine Angst vor Frank Farman.«
»Mag sein, aber vielleicht solltest du die haben. Im besten Fall wird er dich mit Strafzetteln wegen Geschwindigkeitsübertretungen
in den Ruin treiben. Weiß Garnett darüber Bescheid?«
»Nein.«
»Du brauchst was Hochprozentiges«, erklärte Franny. »Ich brauche was Hochprozentiges. Und zwar jede Menge.«
Anne nickte und zwang sich zu einem Lächeln, die Alternative wäre nämlich gewesen, sich auf den Boden zu werfen und in Tränen auszubrechen.
»Margaritas in der Cantina Maria?«
»Ich komme nach«, sagte Anne, als Vince Leone am Straßenrand hielt und ausstieg.
Franny sog die Luft ein. »Ogottogottogott, das ist er!«
Anne verdrehte die Augen. »Mach dir bloß nicht ins Hemd, Francis. Wie sollte ich ihm das erklären?«
»Sehr adrett«, erklärte Franny, den Blick auf Leone gerichtet. »Attraktiv. Ein bisschen raubeinig, aber doch distinguiert. Schicke Klamotten.«
»Alt genug, um mein Vater zu sein.«
»Quatsch. Dein Vater ist ein Fossil. Außerdem kannst du mit Männern in deinem Alter gar nichts anfangen«, erinnerte er sie. »Ein Mann in den besten Jahren - nein, ein Mann in den allerbesten Jahren. Wie romantisch! Du solltest unbedingt mit ihm schlafen.«
»Ich habe ihn gestern erst kennengelernt!«
»Komm schon. Gib deinem Herzen einen Stoß. Gönn dir noch ein bisschen Spaß, bevor Frank Farman dich fertigmacht. Mehr sage ich nicht. Du musst ihn ja nicht für immer behalten, Süße, aber du könntest zumindest ein bisschen mit ihm am Kronleuchter schaukeln!«
Anne sah ihn streng an. »Halt den Mund, und wage es ja nicht, mir zu folgen.«
Sie musste zugeben, dass der Mann wirklich gut aussah, als sie ihm entgegenging. Er könnte höchstens ein paar
Pfund zunehmen. Der teure graue Anzug war ein bisschen zu weit, davon abgesehen stand er ihm jedoch ausgesprochen gut, und die Farbe betonte die stahlgrauen Strähnen in seinen Haaren und seinem Schnurrbart.
Aber er war ein FBI-Agent, der sie benutzte, um über einen zehnjährigen Jungen eine Familie auszuspionieren, rief sie sich in Erinnerung.
»Agent… Detective …«
»Vince«, sagte er und blieb ein wenig zu dicht vor ihr stehen, seine dunklen Augen funkelten belustigt.
»Ich bin überrascht,
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