Schwaerzer als der Tod Thriller
einmal das Fleisch aus der Gefriertruhe genommen! Warum haben mich die Mädchen nicht geweckt? Wo stecken sie überhaupt?«
Sie sah sich im Zimmer um, als könnten sie plötzlich auftauchen.
Es war neun Minuten nach fünf, stellte Mendez fest. Sharon Farman war ehrlich verzweifelt, das war kein Trick, um sie so schnell wie möglich wieder loszuwerden.
»Kam Ihnen Frank in der vergangenen Woche irgendwie anders vor?«, fragte Hicks. »Gestresst?«
»Natürlich war er gestresst«, sagte sie schroff. »Überlegen Sie doch mal, was alles passiert ist: ein Mord, eine Entführung, unser Sohn hat diese Leiche gefunden. Wir sind alle gestresst, Detective.«
»Ja, Ma’am.«
»Erinnern Sie sich, ob Ihr Mann den ganzen Abend zu Hause war oder ob er nach dem Essen vielleicht noch einmal weggegangen ist?«, fragte Mendez.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie ungeduldig. »Das ist eine Woche her. Und ich habe am Donnertagabend einen festen Termin. Ich bin sicher, dass er hier war, als ich ging und als ich wieder nach Hause gekommen bin. Er ist immer da.«
Sie blickte erneut auf ihre Uhr und stand auf. »Ich muss mit dem Essen anfangen. Gibt es sonst noch etwas?«
»Nein, Ma’am«, sagte Mendez und erhob sich ebenfalls. »Danke, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben. Wir finden allein hinaus.«
Ohne ein weiteres Wort drehte Sharon Farman sich um und verschwand im Zimmer nebenan, ihre Zigarette ließ sie vor sich hin glimmend im Aschenbecher liegen.
»Na, wenn das nicht seltsam war«, sagte Hicks, als sie zum Auto gingen. »Was glaubst du, was passiert, wenn sie nicht um halb sieben das Essen auf dem Tisch stehen hat?«
»Keine Ahnung«, sagte Mendez. »Kriegsgericht? Aber ich wette, ich weiß, wohin sie am Donnerstagabend geht.«
»Wohin?«
»Die Anonymen Alkoholiker haben donnerstagabends ihr Treffen in der presbyterianischen Kirche am Piedra Boulevard. Das liegt auf meiner Joggingstrecke. Wenn ich vorbeikomme, stehen meistens alle draußen auf dem Rasen und rauchen.«
»Sie hatte eindeutig ein paar Gläser gekippt, bevor wir kamen.«
»Ja. Ein Nickerchen, dass ich nicht lache. Ihren Rausch ausschlafen trifft es wohl eher.«
Hicks zuckte die Achseln. »Wenn ich mit Frank verheiratet wäre, würde ich auch trinken.«
Als sie zurückkamen, war Frank bei Dixon in dessen Büro. Er wirkte nicht gerade glücklich.
Willkommen im Club , dachte Mendez, als er und Hicks den Raum betraten.
»Es ist nur eine Formalität, Frank«, sagte Dixon.
»Es ist eine Beleidigung«, stieß Frank hervor. »Seit wie vielen Jahren kennen wir uns jetzt, Cal?«
»Vielen.«
»Zwölf. Zwölf Jahre, und du tust mir so etwas an? Das ist das Letzte.«
»Ich tu dir überhaupt nichts an, Frank. Wir halten uns einfach nur an die Vorschriften. Wenn ich der jungen Frau einen Strafzettel ausgestellt hätte, dann würde ich die Detectives dasselbe machen lassen. Wenn Mendez es getan hätte, würde ich dasselbe tun - und du würdest es richtig finden.«
Darauf konnte Farman nichts erwidern, weil es stimmte. Er wäre der Erste gewesen, der verlangt hätte, dass man Mendez wie jeden anderen behandelte, der in irgendeiner Verbindung zu diesem Fall stand. Aber er war beleidigt, und sein Stolz war verletzt, und auch das konnte Mendez verstehen. Ein Mann wie Frank lebte für seine Arbeit. Sein Ruf bedeutete ihm alles.
»Es ist nichts Persönliches, Frank«, sagte er. »Wir gehen einfach nur jeder Einzelheit genau auf den Grund, das ist alles.«
Frank sah ihn nicht an. Mendez seufzte.
»Sie haben Karly Vickers an diesem Tag um 15 Uhr 38 einen Strafzettel ausgestellt«, sagte Hicks, um die Sache voranzutreiben. »Wir müssen nur kurz einen Blick in Ihr Dienstbuch für den Rest der Schicht werfen.«
Farman verschränkte die Arme vor der Brust. Dixon deutete auf das Dienstbuch, das auf seinem Schreibtisch lag. Hicks nahm es und blätterte es durch.
»Sie kannten die junge Frau nicht, oder?«, fragte Mendez.
»Erinnern Sie sich an jeden Strafzettel, den Sie jemals ausgestellt haben?«, fragte Farman zurück.
»Nein«, erwiderte Mendez ruhig.
»Ich konnte mich zehn Minuten später schon nicht mehr an das Mädchen erinnern. Das war ein Strafzettel von vielen.«
Mendez konnte das zwar nur schwer glauben, aber er ließ es dabei bewenden. »Und davor sind Sie ihr nie begegnet.«
»Nein.«
»Ich würde nur ungern sämtliche Eintragungen durchgehen und feststellen müssen, dass Sie ihr schon einmal einen Strafzettel aufgebrummt haben.«
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