Schwaerzer als der Tod Thriller
mit.«
»Wie weit ist Oxnard von hier entfernt?«
»Fünfunddreißig, vierzig Minuten, kommt auf den Verkehr auf der 101 an.«
»Es liegt nicht in Ihrem Zuständigkeitsbereich.«
»Nein. Es gehört zu Ventura County.«
»Und diese Razzia fand wie lange vor dem Mord an Paulson statt?«
»Sieben Monate. Ungefähr sechs Wochen vor ihrem Tod ist Paulson dann im Thomas Center aufgetaucht. Sie ist ziemlich schnell wieder aus dem Programm ausgestiegen, deshalb haben wir auch so lange gebraucht, um herauszufinden, dass sie überhaupt dort war.«
»Crane fährt also in ein anderes County, um sich seinen Spaß zu holen«, überlegte Vince laut. »Wenn er erwischt
wird, bekommt hier niemand was davon mit. Er ist lediglich einer von vielen Freiern in Oxnard. Dann taucht eine der Prostituierten von dort hier auf. Und zwar ausgerechnet im Thomas Center.«
»Erpressung?«, schlug Mendez vor.
»Vielleicht. Vielleicht sollten sie sich in Ventura County aber auch noch mal ihre Vermisstenanzeigen und ungelösten Mordfälle vornehmen. Der zweite Mord fand ebenfalls in einem anderen County statt, stimmt’s?«
»Ja. Östlich von hier.«
Sie bogen in die Einfahrt der Cranes ein. Es standen keine Autos da, aber hinter den Fenstern im Erdgeschoss brannte Licht. Es war jemand zu Hause.
»Hicks hat vor einer Weile angerufen und nach Dr. Crane gefragt«, sagte Mendez. »Janet Crane sagte, er sei nicht zu Hause und sie würde ihn erst spät zurückerwarten.«
»Das ist gut«, sagte Vince und stieg aus. »Das ist sogar sehr gut. Ich habe nämlich erst mal ein Wörtchen mit Mrs Crane zu reden.«
»Soll ich den Krankenwagen gleich rufen oder noch warten?«, fragte Mendez.
»Keine Angst, mein Junge. Ich weiß, wie man Janet Crane anpacken muss.«
»Besser Sie als ich«, sagte Mendez, als sie zur Haustür gingen.
»Bleiben Sie direkt hinter mir«, wies Vince ihn an. »Ich will nicht, dass sie Sie sofort sieht, wenn sie die Tür aufmacht. Dann machen Sie mir einfach alles nach.«
Vince ging zur Haustür und klingelte. Ein schönes Haus. Hier wohnte die kalifornische Traumfamilie. Das perfekte Paar mit einem perfekten Heim und perfekten Berufen und einem perfekten Kind; perfekte Sonnenbräune und ein perfektes
strahlendes Lächeln. Wenn Vince im Lauf der Jahre eines gelernt hatte, dann das, dass sich hinter einer schönen Fassade oft viele hässliche Dinge verbargen.
Janet Crane spähte durch das Seitenfenster, und ihr Gesichtsausdruck wechselte im Bruchteil einer Sekunde von verärgert zu überglücklich. Willkommen im Land der Borderliner , dachte Vince.
»Mr Leone!«, sagte sie, als sie die Tür öffnete. Sie war ein wenig verwirrt, was ihr nicht besonders behagte. Woher wusste er, wo sie wohnte? Warum stand er so spät vor ihrer Tür? »Was für eine Überraschung!«
Vince lächelte sein breites Lächeln. »Mrs Crane, entschuldigen Sie die späte Störung, aber wir haben ein paar Fragen an Sie.«
»Wir?«
Er trat gerade so weit zur Seite, dass sie Mendez hinter ihm erkennen konnte. Jetzt witterte sie Unheil, und ihr freundliches Lächeln gefror.
»Detective.« Ihr Blick wechselte zwischen den beiden Männern hin und her. »Was wollen Sie?«
»Ich fürchte, ich muss Ihnen ein kleines Geständnis machen«, fuhr Vince liebenswürdig fort. »Vielleicht ist es besser, wenn wir reingehen und uns hinsetzen. Sie wollen doch sicher nicht, dass Ihre Nachbarn um elf Uhr nachts zwei fremde Männer vor Ihrer Tür stehen sehen, wenn sie zufällig aus dem Fenster schauen.«
Sie zögerte lange genug, dass er einen Schritt auf sie zumachen konnte, woraufhin sie automatisch zur Seite trat, und schon stand er in der Diele. Mendez folgte ihm.
Statt des roten Kostüms trug sie jetzt einen lachsfarbenen Jogginganzug, aber sie war noch vollständig geschminkt, und es saß auch noch jedes einzelne Haar wie festbetoniert an seinem Platz.
»Ich bin ein wenig verwirrt, Mr Leone. Warum tauchen Sie hier in Begleitung eines Detectives auf?«
Vince gab sich schuldbewusst und senkte den Kopf. »Da fängt das Geständnis an. Ich fürchte, ich war heute Nachmittag nicht ganz aufrichtig.«
Ihre Haltung ihm gegenüber begann in Abneigung umzuschlagen. Sie fände es bestimmt nicht lustig, dass er ihr etwas vorgemacht hatte.
»Ich bin nicht zu Besuch hier«, gestand er. »Ich bin beruflich hier.«
Er zog seine Dienstmarke hervor und hielt sie so, dass Janet Crane sie sehen konnte. Ihr Gesicht versteinerte zusehends, während sie sie
Weitere Kostenlose Bücher