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Schwaerzer als der Tod Thriller

Titel: Schwaerzer als der Tod Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Mutter?«
    Dennis zuckte die Achseln.
    Sein Vater ging zum Fenster und sah hinaus auf die Einfahrt. »Ihr Auto ist weg. Ich habe nicht gehört, wie sie gestern Nacht zurückgekommen ist.«
    Dich habe ich auch nicht nach Hause kommen hören , dachte Dennis, aber er zuckte wieder nur die Achseln. Eigentlich erwartete er, dass sein Vater explodierte und ihm mit dem Gürtel eins überzog, weil er ihm nicht anständig antwortete, so wie er es schon am Abend zuvor getan hatte, aber es passierte nichts.
    »Ich glaube, sie ist gegangen«, sagte sein Vater, der immer noch zum Fenster hinaussah.
    Dennis erwiderte nichts darauf. Er fühlte immer noch nichts. Es war, als sei er von einem Panzer umgeben. Er konnte die Welt um sich herum sehen, aber sie konnte nicht zu ihm vordringen. Das gefiel ihm.
    Sein Vater drehte sich um und verließ das Zimmer. Dennis hörte, wie er die Treppe hochstapfte. Als er ihn nicht mehr hörte, nahm er seinen Rucksack auf den Rücken und verließ das Haus mit der Absicht, nie mehr zurückzukehren.

57
    »Zwei Mimosas«, sagte Franny zu der Kellnerin. »Und vergessen Sie bitte nicht den Nachschub, Schönste.«
    Samstags trafen sie sich immer zum Frühstück im Ivy Garden, einem beliebten Café mit einem Garten und blumengeschmückten Räumen, das gleich neben der Fußgängerzone lag. In der Mitte des Gartens wuchs eine riesige Eiche wie aus einem Märchen, deren Blätter den Tischen tagsüber Schatten spendeten und sich abends wie ein Baldachin mit bunten Lichtern darüberbreiteten.
    »Ein Schlückchen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen«, sagte Franny und fingerte an seinem knallgelben Halstuch herum, das er unter dem natürlich hochgestellten offenen Kragen seines lilafarbenen Ralph-Lauren-Poloshirts trug. Das Halstuch hatte dieselbe Farbe wie das kleine Polopferd, das auf die Brust gestickt war. »Ich zittere immer noch bei dem Gedanken an gestern Abend. Bist du denn in Ordnung, Liebes? Ich wusste ja, dass diese Frau eine Hexe ist, aber, mein Gott! Sie ist ja komplett durchgeknallt!«
    Zwei ältere Damen am Nachbartisch sahen von ihrem French Toast auf. Franny zwinkerte ihnen zu.
    »Ich mache mir Sorgen um Tommy«, sagte Anne.
    »Kannst du dir vorstellen, wie es ist, eine so G-R-Ä-S-S-L-I-C-H-E S-C-H-L-A-M-P-E zur Mutter zu haben?«
    »Durchaus.«
    »Aber deine Mutter war doch eine Heilige.«
    »Dafür ist mein Vater das männliche Pendant zu einer Hexe.«
    »Dein Vater mag ja eine männliche Hexe sein, aber er ist nicht durchgeknallt«, sagte Franny. »Es hat mir gestern Abend wirklich die Sprache verschlagen, und das ist das
letzte Mal … Das ist noch nie passiert. Gott sei Dank kam Vince!«
    Vince . Sein neuer bester Freund.
    »Wo ist er eigentlich?«, fragte er. »Hat er dich gestern Abend nach Hause gebracht? Hast du mit ihm geschlafen?«
    Anne errötete und zog den Kopf ein.
    »Nein! Du hast es tatsächlich getan!«, rief Franny erfreut. »Oh, du kleine Teufelin! Ich bin ja so stolz auf dich.«
    »Still!«, zischte sie und schlug mit der Serviette nach ihm. »Sei endlich still!«
    »Erzähl!«
    »Ich erzähle überhaupt nichts. Wir sind hier in der Öffentlichkeit. Ich bin die Lehrerin einer fünften Klasse. Außerdem erzähle ich dir sowieso nichts, weil ich nämlich nicht zu dem Typ Frau gehöre.«
    »Nun, offenbar schon.«
    »So war es nicht.«
    Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich mit leuchtenden Augen vor. »Wie war es denn? Zärtlich und romantisch oder wild und animalisch?«
    »Das geht dich gar nichts an«, sagte sie barsch.
    »Wie aufregend!«, sagte er. »Seit der Präsidentschaft von Jimmy Carter hast du mit keinem Mann mehr geschlafen.«
    »Das stimmt doch überhaupt nicht. Es war die erste Regierungszeit von Reagan - und das ist noch nicht so lange her.«
    »Und jetzt? Wo ist er? Ist er die Nacht über geblieben?«
    »Er arbeitet, und damit ist das Thema abgeschlossen«, erklärte Anne, als die Kellnerin mit den Sektgläsern kam.
    »Ich hätte gerne die Pfannkuchen mit Heidelbeer-Ricotta-Füllung«, sagte Franny und reichte ihr die Speisekarte. »Und meine Freundin hier auch. Sie hat eine sehr anstrengende Nacht hinter sich und kommt fast um vor Hunger.«

    Anne überhörte die Bemerkung. Wenn sie nicht darauf einging, würde er vielleicht anfangen, sich zu langweilen.
    Er hob sein Glas. »Auf dich, Anne. Mehr sage ich nicht.«
    »Gut. Dann werden wir den Rest des Essens ja in angenehmem Schweigen verbringen können«, sagte Anne und nahm sich ein

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