Schwaerzer als der Tod Thriller
Klappe nicht zugekriegt habe«, sagte
Vince. Er hielt kurz inne, dann fuhr er in verändertem Ton fort. »Tut mir leid wegen Frank.«
Dixon schüttelte den Kopf. »Da denkt man, man kennt jemanden …«
»Das haben Sie«, sagte Vince. »Früher mal. Menschen verändern sich. Das Leben verändert sie.«
»Aber ich hätte nie gedacht, dass er dazu fähig ist, Frauen so etwas anzutun.«
»Farman hat diese Frauen nicht umgebracht«, sagte Vince.
Die beiden Männer links und rechts von ihm fuhren überrascht hoch und sagten unisono: »Was?«
»Farman hat seine Frau umgebracht. Er war nicht der Sekundenklebenmörder.«
»Aber alles passt zusammen«, widersprach Mendez.
»Fast. Nicht ganz.«
»Aber, Vince, ich habe doch gesehen, was er mit seiner Frau gemacht hat. Sie sah genauso aus wie die anderen …«
»Und warum auch nicht?«, fragte Vince. »Frank kannte alle Einzelheiten.«
»Sie glauben, er ist ein Nachahmungstäter?«, fragte Dixon.
»Ich glaube, die Geschichte ist so abgelaufen«, sagte Vince. »Frank hat sich gestern Abend betrunken, ist ausgerastet und hat seine Frau verprügelt. Nicht zum ersten Mal, aber diesmal hat er es übertrieben und sie zu Tode geprügelt. Als er dann heute Morgen wieder nüchtern war, hat sich auch sein Verstand wieder eingeschaltet. Er weiß, dass er eine Menge zu verlieren hat. Er überlegt sich, dass er den Tod seiner Frau so aussehen lassen kann wie die anderen Morde. Ihn einem echten Verbrecher anhängen kann. Es war schließlich ein Unfall, und er wird nie mehr in seinem Leben etwas Schlimmes tun, also warum sollte er deswegen ins Gefängnis?
Er darf nicht ins Gefängnis, er ist Chief Deputy Frank Farman. In vier Jahren hat er seine zwanzig Jahre voll, und
er kann haufenweise Empfehlungen vorweisen. Er könnte eines Tages Sheriff werden, verdammt noch mal. Dafür hat er geschuftet wie ein Pferd.
Also wird er zum Nachahmungstäter nach vollbrachter Tat - er verklebt ihr Augen und Mund, fügt ihr Schnittwunden zu. Sie ist schon tot. Er tut ihr ja nicht mehr weh.
Bis zu diesem Punkt geht er völlig methodisch vor. Er tut, was er tun muss. Er hat vor, sie irgendwo abzuladen, sobald es dunkel ist. Nur dass an diesem Tag, der schon beschissen für ihn begonnen hat, alles immer noch schlimmer wird.
Sein Sohn versucht, jemanden umzubringen, dann behauptet er, Frank hätte seine Frau umgebracht. Damit hat er nicht gerechnet. Die Menschen, die er am meisten respektiert - unter anderem Sie, Sheriff -, sehen ihn sowieso schon wegen des Strafzettels für Karly Vickers und des abgetrennten Fingers schief an. Das kann Frank nicht ertragen: dass sein Ansehen leidet. Sein Ansehen bedeutet ihm alles.
Deshalb verliert er langsam die Nerven. Er ist nicht zum Mörder geboren, es macht ihm zu schaffen. Er kann es nicht ertragen, dass die Leute ihn für einen schlechten Polizisten halten, für einen schlechten Vater. Er fährt nach Hause. Er fängt wieder an zu trinken. Dann steht das Jugendamt vor seiner Tür, weil Anne Navarre gestern dort angerufen und gemeldet hat, dass er wahrscheinlich seinen Sohn misshandelt. Noch ein Fleck auf seiner Weste.
Plötzlich liegt sein ganzes Leben in Scherben. Es lässt sich nicht mehr flicken. Seiner Meinung nach hat er alles richtig gemacht - abgesehen davon, dass er aus Versehen seine Frau umgebracht hat -, deshalb soll ein anderer die Verantwortung übernehmen.«
»Ich«, sagte Dixon.
»Sie«, sagte Vince. »Sie hätten ihm vertrauen sollen. Sie hätten ihn beim Wort nehmen sollen. Sie haben ihn von
dem Fall abgezogen. Von diesem Moment an begann alles schiefzulaufen. Es muss also Ihre Schuld sein. Tja, und da wären wir.«
Dixon sah ihn an. »All das geht Ihnen im Kopf herum?«
»All das und eine Kugel«, sagte Mendez.
»Frank war an sich kein übler Typ«, sagte Vince. »Er geriet nur unter zu starken Druck und konnte ihm nicht standhalten. Ganz einfach. Und ich wette, ich kann es auch beweisen«, sagte er und stand auf. »Wohin haben Sie Mrs Farmans Leiche bringen lassen?«
Die Leichen waren in das Bestattungsinstitut Orrison gebracht worden: sowohl die von Farman als auch die von seiner Frau. Vince konnte sich vorstellen, dass sie dort noch nie ein gruseligeres Bild zu Gesicht bekommen hatten.
Der Leichensack von Sharon Farman wurde geöffnet, und Vince wappnete sich innerlich gegen die Zeichen der Gewalt, die man ihr vor und nach ihrem Tod angetan hatte.
»Ich will, dass Sie sich nur die Schnittwunden ansehen«, sagte Vince.
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