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Schwaerzer als der Tod Thriller

Titel: Schwaerzer als der Tod Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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musste sie zugeben, dass Mendez scharf war. Leone sah gut aus, wenn auch auf eine leicht ramponierte Art, und hatte etwas von einem Gentleman … Anne merkte zu ihrem Entsetzen, dass ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Nein.«
    »Lügnerin!«, rief Franny und lachte lauthals.
    Anne blieb stehen und sah ihn an. »Warum rede ich überhaupt noch mit dir?«
    Er küsste sie auf die Wange. »Weil ich dich von dem Gedanken ablenke, dass einer deiner Schüler Marquis de Sade junior ist. Jetzt aber los, Anne. Lass deinen neuen Freund nicht warten.«
    Anne ging kopfschüttelnd in Richtung Piazza Fontana zu ihrem Nicht-Date.
     
    »Es ist kein Date«, murmelte Vince, als er vor dem Spiegel in der Herrentoilette seine Krawatte zurechtrückte.
    Was hatte er sich nur dabei gedacht? Anne Navarre war wahrscheinlich noch nicht einmal geboren gewesen, als er zum FBI stieß. Er musste völlig verrückt geworden sein. Vielleicht sollte er doch anfangen, die Neuroleptika zu nehmen.
    Es war jedenfalls ein klares Zeichen für einen schweren Hirnschaden, dass er sie inmitten dieser schrecklichen Ereignisse an der Schule zum Abendessen einlud.

    Das lag alles nur an der Kugel. Typisches Symptom eines beschädigten Stirnlappens: impulsives Verhalten.
    Er war fahrig, die Art Nervosität, unter der er für gewöhnlich am Ende eines langen Tages litt, wenn er seine letzten Energiereserven aufgebraucht hatte. Meistens machte er dann völlig schlapp. Nachdem Mendez ihn abgesetzt hatte, hatte er sich eine kurze Ruhepause gegönnt und unter dem Licht des Bräunungsgeräts im Schönheitssalon ein bisschen gedöst, aber das hatte nicht gereicht. Er brauchte etwa siebzehn Stunden Schlaf am Tag. Dank einer Milliarde Watt fluoreszierenden Lichts und seines schnell bräunenden italienischen Teints sah er wenigstens halbwegs gesund aus.
    »Vielleicht wirst du ganz einfach nur alt, Vince«, murmelte er.
    Aber war er nicht knapp am Tod vorbeigeschrammt? Wozu sich also aufregen? Warum sollte er nicht mit einer reizenden intelligenten Frau Mitte zwanzig essen gehen?
    Als er aus der Toilette kam, trat sie gerade durch die Tür des Restaurants. Sie sah sehr… entschlossen aus, dachte er, entschlossen, ernst zu sein und ernst genommen zu werden. In dem hautengen Pulli und dem modischen Rock sah sie allerdings auch sehr viel weniger wie eine Grundschullehrerin aus, sehr hübsch.
    »Miss Navarre«, sagte er mit seinem charmantesten Lächeln. »Sie sehen bezaubernd aus.«
    »Detective …«
    »Vince, bitte. Wir haben beide einen langen Tag hinter uns. Da sollten wir uns nicht auch noch mit Formalitäten herumschlagen.«
    Der Oberkellner führte sie durch das Restaurant in eine ruhige Ecke. Miss Navarre sah ihn verwundert an.
    »Nur damit niemand heimlich mithört«, erklärte Vince.
»Das ist kein Gespräch, das für die Ohren der Öffentlichkeit bestimmt ist.«
    Er bestellte eine Flasche Pinot Grigio und zwei Gläser - nicht dass er bei den vielen Medikamenten, die er nahm, etwas trinken sollte, aber er könnte ja so tun, während Anne ruhig ein bisschen lockerer werden durfte. Sie machte einen misstrauischen Eindruck.
    »Dürfen Sie denn während der Arbeit trinken?«
    Vince grinste. »Liebe Anne, angesichts der Kürze des Lebens sollte man nicht auf Wein verzichten.«
    »Da haben Sie recht. Ich kann jedenfalls ein Glas brauchen.«
    »Sie sind es wahrscheinlich nicht gewohnt, dass Ihre Schule von Detectives überrannt wird.«
    »Nein, das kann man nicht behaupten.«
    »Sind Sie schon lange Lehrerin?«
    »Seit fünf Jahren.« Erst glaubte er, dass sie nichts mehr hinzufügen würde, dann schob sie jedoch rasch hinterher: »Aber ich hatte zwei Hauptfächer am College, sodass mein Studium sich um ein Jahr verlängerte, und dann hatte ich noch ein Aufbaustudium angefangen.«
    Demnach war sie längst nicht so jung, wie man hätte meinen können, und er musste keine Befürchtungen wegen Verführung Minderjähriger hegen. Sie musste siebenundzwanzig oder achtundzwanzig Jahre alt sein. Er hätte sich beinahe mit einem Lächeln dafür bedankt, dass sie ihn indirekt über ihr Alter in Kenntnis setzen wollte, aber dann ließ er es doch bleiben.
    »Was war Ihr anderes Hauptfach?«
    »Psychologie. Ich wollte Kinderpsychologin werden, aber …« Sie unterbrach sich. »Es kam anders.«
    »Ja, manchmal nimmt das Leben ungeahnte Wendungen.«

    Anne senkte den Blick, holte tief Luft und seufzte. Es war ihr peinlich, dachte er. Wahrscheinlich war sie nicht der Typ, der jedem

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