Schwaerzer als der Tod Thriller
kann.«
Die Ereignisse des Tages forderten ihren Tribut von ihr. Vince streckte den Arm aus, umfasste ihre Hand und drückte sie.
»Geben Sie nicht auf, Anne. Sie haben sich heute für den Jungen sehr ins Zeug gelegt. Sie haben sich gegen Mendez und mich behauptet. Sie haben sich gegen seinen Vater behauptet. Er braucht jemanden, der auf seiner Seite ist.«
Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange, als sie verlegen den Blick senkte.
»Na, kommen Sie schon«, sagte Vince mit sanfter Stimme. »Nicht weinen. Sie ruinieren meinen Ruf als Frauenheld.«
Dafür wurde er mit einem kleinen Lächeln belohnt.
»Sie sind also ein Frauenheld«, sagte sie, sichtlich froh über den Themenwechsel.
»Das hängt ganz von der Frau ab«, bekannte er.
Ihre Wangen färbten sich rot, und sie sah wieder weg, noch immer das kleine Lächeln auf den Lippen. Sie entzog ihm ihre Hand, wischte sich die einzelne Träne ab und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
»Es tut mir leid«, sagte sie. »Normalerweise habe ich nicht so nah am Wasser gebaut.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass Sie normalerweise gar nichts aus dem Gleichgewicht bringt«, sagte er. »Aber normalerweise kommen auch keine Kinder mit einem abgetrennten menschlichen Finger zu Ihnen in die Schule. Ich finde, Sie sollten weniger streng mit sich sein.«
»Ja, wahrscheinlich haben Sie recht.«
Ihr Essen wurde serviert. Tomaten-Mozarella-Salat für sie, Lasagne für ihn. Vince schob seinen Teller zu ihr hin.
»Essen Sie«, befahl er. »Probieren Sie von der Lasagne. Das Allheilmittel meiner italienischen Mutter. Sie würde Ihnen garantiert sagen: Avete bisogno della vostra resistenza! Ci e niente a voi! «
Sie schien beeindruckt von seinem fließenden Italienisch. »Was heißt das?«
»Du musst kräftiger werden. Du bist viel zu dünn! Meine Mutter hält jeden, der weniger als zwei Zentner wiegt, für zu dünn. Wobei sie selbst nur wie ein Vögelchen isst.«
»Wie alt ist sie?«
»Zweiundachtzig. Und Ihre Mutter?«
»Sie ist tot.« Sie senkte den Blick und nahm eine Gabel voll Lasagne. »Schon seit ein paar Jahren. Bauchspeicheldrüsenkrebs.«
»Das tut mir leid«, sagte Vince. Das musste die Wendung
in Anne Navarres Leben gewesen sein. Der Tod ihrer Mutter. Der Abbruch des Studiums. »Und Ihr Vater?«
»Der wird uns beide überleben, trotz seines angeblich bedenklichen Gesundheitszustands.«
Die Aussicht schien ihr keine große Freude zu bereiten.
»Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie ich Ihnen bei Ihren Ermittlungen helfen kann«, sagte sie. Wieder ganz sachlich.
Er spießte ein Stück Lasagne von seiner Seite des Tellers auf seine Gabel. »Erzählen Sie mir von Tommy Crane.«
Was sollte sie sagen? Sie sah zu ihm auf, wieder misstrauisch geworden. »Warum interessieren Sie sich für Tommy?«
»In einem solchen Fall dürfen wir nichts außer Acht lassen«, sagte er. »Verstehen Sie das?«
»Ja.«
»Momentan kann ich noch nicht sagen, in welche Richtung die Ermittlungen gehen. Wir sind gerade dabei zu rekonstruieren, was die vermisste Karly Vickers an dem letzten Tag, an dem sie gesehen wurde, gemacht hat. Miss Vickers hatte letzten Donnerstag einen Zahnarzttermin. Über ihren weiteren Verbleib wissen wir nichts.«
»Sie war bei Peter Crane.«
»Bislang ist er der Letzte, der sie gesehen hat - soweit wir wissen, wie gesagt.«
»Sie denken doch wohl hoffentlich nicht, dass er etwas mit dieser Sache zu tun hat«, sagte sie. »Er ist ein ausgesprochen netter Mann. Tommy vergöttert seinen Vater.«
»Ich habe ja auch nicht gesagt, dass er verdächtig ist. Wir haben noch nicht einmal mit ihm gesprochen«, erklärte Vince. »Aber er ist nun mal der Letzte, der die junge Frau gesehen hat. Wir haben keine Ahnung, was er an diesem Abend gemacht hat, und ich möchte das so diskret wie möglich in Erfahrung bringen.«
»Darüber weiß ich nichts«, sagte sie. »Aber ich kann Ihnen versichern, dass er ein sehr guter Vater zu sein scheint. Tommys Mutter wiederum …«
»Schwierig, oder?«
»Ein wahrer Drache. Fragen Sie Detective Mendez.«
»Und was für ein Junge ist Tommy?«
»Er ist ein großer Baseballfan, spielt Klavier und kann besser rechnen als ich«, sagte sie mit einem schiefen Lächeln. »Er ist klug, nachdenklich, ein stilles Kind. Der Traum einer jeden Mutter.«
»Erzählt er viel?«
»Nein. Tommy beobachtet eher«, sagte sie, jetzt, da es um ihren Schüler ging und darum, was ihn bewegte, war sie wieder in ihrem Element. Sie
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