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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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das Rumoren der ganzen Welt, ein unendliches Glucksen und Grimmen.
     
    Wo ist das eigentlich her, fragte mein Lektor, von wegen auf Zitate verweisen. Es ist, sagte er vor sich hin, viel Raum in den Bauchfalten des Buddhas, vermutlich ein taoistischer Gelehrter.
    Stimmt, sagte ich. Bei uns kennt man ihn nur unter seinem westlichen Pseudonym, Rammstedt.
    Rammstedt, notierte sich Olaf, kommt mir bekannt vor. Und aus was für einem Buch stammen diese weisen Worte?
    Aus, ich überlegte kurz, aus einem Reiseführer, sagte ich dann.
     
    Linsengericht , dachte Stanjic noch halbwegs, das ist die Lösung. Das war das Lösungswort für den Computer.
    Kein Schnickschnack und aus die Maus, Linsengericht , das Wort, die Tagesparole, das ist, was der kleine Mann im Computer hören will.
    Stanjic lauschte auf das Grollen im großen Sofabauch, es war wieder losgegangen oder kams von dem, der nur zu schwere Knochen hatte? Es grollte, in erstaunlicher Regelmäßigkeit und für einen Magen in höchstem Grade untypisch, und plötzlich kapierte er es.
     
    Ich setzte mich auf, sagte Stanjic, und er setzte sich auf und stellte den Buddha weg. Sydow kam zu ihm zurück und zog sich einen Stuhl heran.
    Na, sagte er freundlich, haben wir wieder alles beisammen? Sind wir wieder komplett?
    Ja, sagte Stanjic.
    Noch was von dem Katerdrink?
    Nein, sagte Stanjic, lieber nie wieder Alkohol.
    Schön. Und was passierte dann?
    Ich setzte mich auf, sagte Stanjic, und schaltete das Licht ein. Ich schaute unters Sofa. Ein Kabel führte darunter, ich zog daran und das Grollen entpuppte sich als das Schnurren von Simons trägem Telefon. Ich überlegte kurz, aber das Klingeln hielt an, ich hob den Hörer ab, lauschte.
    Ich hörte es atmen. Dann sagte eine fremde Stimme, Katharina, bist dus?
    Hallo, sagte ich tonlos, ich merkte, wie mir schlecht wurde, von den Bananen, dem Wein, von einer fremden Männerstimme und der damit einhergehenden Erinnerung an die falschen Filme und schlechte Bücher.
    Katharina?
    Ich schluckte, lauschte dem Atmen am anderen Ende.
    Ich weiß, dass du da bist.
    Ich krallte mich ins Sofa, reiß dich zusammen, redete ich mir gut zu, konzentrier dich, irgendwoher kennst du diese Stimme.
    Ich weiß, wo du bist.
    Ich hielt den Atem an, starrte aus dem Fenster hinaus in die Nacht. Kannte ich die Stimme? Ich konnte überhaupt nicht gescheit denken, mir war auch im Kopf ganz schlecht.
    Ich bin in der Stadt.
    Mir war es kreuzelend, Maja, flüsterte ich, wo bit du, Maja, hier it die arme Socke und ich habe ein Problem.

84. Die alte Frage: Was war zuerst, das Ei oder der Schlumpf?

    Und dann?, fragte Sydow, sie standen bei Bolle vor dem Schokoladenregal, er hatte sich einen Korb in die Armbeuge gehenkt und versuchte, seinen Einkaufszettel zu entziffern.
    Dann bin vor lauter Nervosität aufgestanden und ein wenig in der Wohnung herumgegangen, sagte Stanjic.
    Und dann? Sydow steckte den Zettel weg, es war sinnlos.
    Er hatte einmal gelesen, es sei, gerade bei einem knappen Budget, sinnvoll, sich eine Einkaufsliste zu schreiben, auf dass man dann beim Einkaufen nicht jeden Blödsinn kaufe, sondern nur, was man, laut Zettel, benötige. Bei ihm verfing diese Taktik überhaupt nicht, er konnte seine Handschrift exakt zweieinhalb Minuten nach Niederschrift nicht mehr entziffern und kaufte dadurch immer drei Mal so viel, wie er benötigte, weil jeder notierte Artikel mindestens drei Deutungen zuließ.
    Er packte ein paar Tafeln Ritter Sport ein, dachte kurz nach und packte noch ein paar Tafeln mehr Ritter Sport ein. Schokolade war nie verkehrt. Schokolade hat eine aufheiternde Wirkung. Wer weiß, wie viel Schokolade sie brauchen würden bei ihrem Aufenthalt auf dem Land. Das Land war an sich schon deprimierend genug, dazu der notorische Regen und die Aussicht auf Holz hacken und einen umfassenden Katalog von weiteren nützlichen Tätigkeiten, er legte drei Kilo Nüsse dazu, er würde noch eine Kiste Bananen erwerben, Nervennahrung ist unter so prekären Umständen sehr wichtig.
    Ja und weiter? Er drehte sich zu Stanjic herum, der betrachtete den jetzt schon überquellenden Einkaufskorb, ich hole mal lieber einen Wagen, murmelte er.
    Wieso denn, wir haben doch schon alles. Bananen noch, die nehmen wir mit der Schachtel.
    Schokolade, Nüsse und Bananen? Das ist nicht dein Ernst. Wir sind dort vier Tage lang und ich sags dir gleich, ich fahr nicht ins nächste Dorf zum Einkaufen. Ich mache mich doch nicht vor der Landbevölkerung zum Affen, indem ich vor

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