Schwätzen und Schlachten
eine visionäre Gesellschaft gegründet, für die die Welt noch nicht bereit ist, und wäre ohne dich mitsamt Frau und Kind schnurgerade in den Bankerott gerannt.
Frau und Kind, schnaubte seine Oma. Und Bankerott, sie schaute prüfend über die Tische und sah alle wohlversorgt mit Brot und Suppe, das sagt man heutzutage nicht mehr so.
Sydow gab ihr einen Kuss auf die Wange, danke, Omi, you made my day.
Er ging zum kleinen Tisch hinten an der Wand, Stanjic saß schon dort und brockte sich Brot in seine Suppe, er hatte die Zeitung neben dem Teller ausgebreitet. Sydow setzte sich dazu und hob den Deckel von der Terinne, schöpfte sich ein paar Kellen Suppe, was gibts Neues?
Stanjic schob die Zeitung beiseite und tunkte die Brotstücke unter die Suppe, ach, sagte er. Ich glaube, Frankreich und Deutschland planen vor Weihnachten noch den großen Eklat und versichern sich damit umso schönere und versöhnlichere Weihnachten. Er reichte Sydow die Zeitung hinüber und tippte auf das Bild eines außergewöhnlich dicken Mannes, der mit seiner Frau vor dem Hamburger Zoo stand und wehleidig in die Kamera blickte.
Sydow las: Ein Hamburger Krankenhaus hat den seit vielen Jahren geschäftlich ( Les Croissants Du Pont! ) in Deutschland tätigen Monsieur Du Pont aus Marseille die Weiterbehandlung in einer Tierklinik empfohlen.
Der 240 Kilogramm schwere Mann war mit Beschwerden im rechten Arm in die Notaufnahme der Universitätsklinik gekommen, wie das Krankenhaus gestern berichtete. Eine Untersuchung per Kernspin- oder Computertomografie schien ratsam, konnte aber in der Klinik nicht durchgeführt werden, da die Geräte zu klein waren. Bitte ambulant organisieren, zum Beispiel über Hagenbeck, hieß es demnach in der Überweisung des zuständigen Arztes. Das Ehepaar, vom Taxifahrer wie gewünscht zur vermeintlichen Ambulanz Hagenbeck chauffiert, fand sich betroffen vor dem Hamburger Zoo wieder.
So viele Jahre Arbeit im Dienste der Deutsch-Französischen Freundschaft , weinte die fassungslose Frau bei Befragung unseres Journalisten, und dann das! Als Monstrum wird man in den Zoo eingeliefert!
Der zuständige Arzt der Universitätsklinik wies solche Anschuldigungen von sich, die Angabe über Hagenbeck wäre nur gut gemeint und als Hilfestellung für den weiterbehandelnden Arzt gedacht gewesen, schwer übergewichtige Patienten werden üblicherweise in tiermedizinisch genutzten Geräten untersucht.
Vor uns , sagte die Frau entsetzt, wartete ein Elefant!
Monsieur Du Pont hat sich zu dem Vorfall noch nicht geäußert, seine Frau spricht aber ganz offen von einer baldigen Rückkehr in die Heimat – muss Hamburg fortan ohne die köstlichen Croissants Du Pont auskommen? Ist ein in Frankreich angesehener Geschäftsmann und wohlgelittener Bürger hier nicht mehr als ein Elefant unter Elefanten?
Der französische Kanzler zeigte sich nach Inkenntnissetzung des Vorfalls höchst alamiert und befürchtet einen tiefen Riss in der Freundschaft zwischen den beiden Ländern.
Sydow überflog die anderen Artikel, klare Sache, in der heutigen Ausgabe sägten die französischen Korrespondenten an der Achse. Sogar das Rezept Alain Ducasse’ schien ein Seitenhieb im Zeichen Hagenbecks, er empfahl den Deutschen ohne weitere Kommentare Elefantengulasch:
Zutaten für ca. 3000 Portionen
1 mittelgroßer Elefant
(am besten Gattung Loxodonta africana )
20 Beutel Salz
500 kg Pfefferkörner
750 Schaufeln Kartoffeln
125 Schaufeln Möhren
200 Bund Petersilie
80 Beutel Zwiebeln
5000,5 Liter trockenen Rotwein
1 Kaninchen
Zubereitung
Den Elefanten in mundgerechte Stücke schneiden (das dauert ungefähr 6 Wochen).
Gemüse waschen und in Stücke schneiden (weitere 4 Wochen).
Das Fleisch in einen Jumbo-Missionarskübel geben. 5000 und einen halben Liter Wein dazugeben und das ganze 28 Tage kochen.
Schaufelweise mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Wenn das Fleisch durch ist, Gemüse hinzufügen. Um das Ganze zu beschleunigen, empfiehlt es sich, eine große Kohlenschaufel zu benutzen.
Für eine weitere Woche leicht köcheln lassen, dann portionieren und mit Petersilie garnieren.
Reicht für ungefähr 3000 Gäste.
Kommen mehr Gäste als erwartet: Das Kaninchen zufügen!
Bon Appetit!
Siebeck, scheinbar unbeeindruckt von den Tollheiten um ihn herum, informierte seine interessierten Lesern über die Herstellung von Nonnenfürzchen, ein Schmalzgebäck, das, wie er sagte, dem Deutschen gar wohlschmecket , er persönlich aber als zu
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