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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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fett ansehe.
    Frederik faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf den Nebentisch, meines Erachtens, sagte er, sind 200 Bund Petersilie zu wenig, ich würde empfehlen, noch einen hinzuzufügen.
    Exakt, sagte David.
     
    Und sonst?
    Eher wenig. So gings dahin, sie bespitzelten Simons Wohnung, schauten seine Filme und fraßen seine Nüsse, zwischendurch fuhren sie die Sandwichs aus und kachelten ein Bild der Ereignisse, von dem sie noch nicht wussten, ob es aperiodisch sein würde oder aber nach einem System, das die Welt noch nicht kannte.

98. Buchen Sie doch mal einen Nähkurs!

    David bestritt es zwar wortreich, aber Frederik gewann trotzdem den Eindruck, die Lichttherapie zeitige einige Erfolge, David war viel aufgeräumter und tatendurstiger und vor allem netter.
    Das ist nicht von der Lichttherapie, sagte er hartnäckig, das kommt vom Nähkurs.
    War Frederik aber auch egal, Hauptsache, er torpedierte einerseits nicht mehr seine Keksversuche und andererseits ihr kriminologisches Vorgehen, das, er musste es sich eingestehen, ihm selbst zwischenzeitlich eine diebische Freude bereitete.
    Wie ist es, er kam ins Wohnzimmer und schaltete die Musik leiser, er hatte sich nun doch endlich die Mühe gemacht, den Schlachten text zu lesen. Er fand es ungeheuer mühselig und anstrengend und er kriegte davon Muffensausen, wie er sagte.
    Das gibts nicht mehr, sagte David, im Übrigen finde ich das übertrieben.
    David arbeitete an dem Mosaik, es nahm langsam Form an.
    Du nimmst es nicht mehr ernst genug, klagte Frederik.
    Ich habe es lange genug ernst genommen.
    Ja, aber da wusstest du noch nicht um die faszinierenden und heimtückischen Korrelationen, die dieser Text zu unsrer Indiziensammlung aufweist.
    Zum Beispiel?
    Frederik zählte sie ihm auf.
    Stimmt, das ist faszinierend und heimtückisch, Gott sei Dank haben wir nun ein wasserdichtes System, um alles aufzudröseln.
    Hast du denn nun endlich diesen restlichen Textteil? Du dachtest doch, er wäre vielleicht bei Simon auf dem Rechner.
    Nein, habe ich nicht.
    Aber du sagtest, du hättest das Passwort, du warst doch ganz sicher, letztendlich das Passwort herausgefunden zu haben?
    Linsengericht ? David hielt ein Zehneck in der Hand und legte es versuchsweise in sein Puzzle. Linsengericht wars nicht, war ein Irrtum. Ich glaube auch nicht, dass es in seinem Rechner ist.
    Nur, weil du nicht reingekommen bist.
    Stimmt.
    Ich gehe jetzt zu Simon und hole den Text.
    Und wie stellst du das an?
    Ich gebe als Passwort Simon Glaser ein.
    Tolle Idee, viel Erfolg.
    Frederik tippte Glasers Nummer ins Telefon und klingelte durch, hallo? – Simon? Ah, du bist zu Hause, sehr gut, ich komme mal einen Sprung vorbei, David hockt schon wieder bei mir in der Wohnung und macht mir das Leben schwer, ich halts nicht mehr aus. –
    Was? –
    Wie bitte, dann eben. –
    Der Nähkurs? Er hat zu dir gesagt, der Nähkurs hätte ihm so gutgetan, er sei vollständig von seiner Winterdepression geheilt?
    Er warf David einen anklagenden Blick zu, er winkte ihm grinsend mit einer grünen Fliese zu und werkte weiter.
    Ach so, ja, er macht mich ja auch nicht mehr mit seiner Schwermütigkeit fertig, seit dem Nähkurs vernäht er mir hier alles, jeden noch so winzigen Stofffetzen, den er finden kann, vernäht er zu einer Patchworkdecke, Vorhänge, Hemden, Tischdecken, Topflappen, alles futsch. –
    Nein, nicht schön, du kennst doch David, natürlich sieht eine von ihm genähte Patchworkdecke nicht schön aus, aber ich rede ihm lieber nicht drein, es ist wichtig für seine Entwicklung, sagt er, kennst ihn ja. –
    Genau, besser sinnloses Tun als sinnloses Reden, sag ich auch immer, soll er mir hier die Sitzkissen unter dem Hintern wegnähen, ist alles besser als dieses schwarze Loch, zu dem er sich redend entwickelt hat. Ich habe neulich gelesen, dass Planeten in der Umgebung schwarzer Löcher zu Staub zermalmt werden. Diese schwarzen Löcher haben gewaltige Massen, eine ungeheure Schwerkraft und ziehen damit das Gas aus ihrer Umgebung an und dann entstehen dort in hurtigem Tempo neue Sterne und Planeten und weil die alle wiederum rasend schnell unterwegs sind, kollidieren sie miteinander und die Trümmer der Kollision kollidieren dann wiederum miteinander und diese brutale Kettenreaktion zerbröselt Hunderttausende oder gar Millionen von Planeten zu allerfeinstem Staub und –
    Ach so, dann habe ich das von deinem Klopapier, dann kennst du das schon. –
    Dass ich mich fühle wie einer von diesen Planeten,

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