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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Zimmer mit Loch?
    Weil da nie jemand reingeht, außer kichernde Teenies, die aber von fremder Hand gelenkt sofort aufs Loch zusteuern und hindurchfallen und dann im Wasserbottich paddeln, da geht niemand rein. Außer du vielleicht noch, wenn du, blind vor Liebe, durchs Haus taumelst, immer unterm Mistelzweig und deine Liebste suchst und vor lauter Eifer durchs Loch kugelst.
    Blind vor Liebe, David lachte geschmeichelt, also ich weiß nicht.
    David. Das war ein Sprachversatzstück. Übelster Ausprägung, so etwas würde ich nie ernsthaft verwenden.
    Aber wenn ich durchs Haus taumele und durchs Loch kugle, was dann?
    Ich weiß nicht, David, vielleicht fehlen mir dann einfach die Worte.
    Du hast alles ausgelegt. Warum?
    Warum, fragt er mich, weil wir den Fall lösen müssen!
    Gibt es denn einen Fall?
    Frederik schaute wieder in den Himmel, aber es nahte keine Hilfe, gab es Gott? Wo war er? Jedenfalls kam er nicht durch die Wolken gebrochen, was schade war. Frederik fand das auch sehr schade. Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Aber er würde sie bestehen. Ja, sagte er darum geduldig, es gibt einen Fall und es gibt spektakuläre neue Erkenntnisse.
    David stülpte sich die Mütze wieder über, Wind kam auf und pustete den frischen puderigen Schnee durch die Luft, er war jetzt wieder auf Sendung.
    Gut so, dachte Frederik, die Liebe hat ihn noch nicht völlig zersetzt.
    Mir ist eingefallen, sagte er, woher ich die Melodie kenne.
    Grieg, sagte David, In der Halle des Bergkönigs .
     
    Schon wieder nennst du alle beim Vornamen, sagte mein Lektor anklagend, jetzt hatte ich gedacht, du hast das im Griff, aber nein, kaum schaut man dir nicht auf die Pratzen, reißt alles wieder ein, wie Sodom und Gomorrha ist das.
    Olaf. Vergleiche sind eine feine Sache. Bloß wüsste ich nun wirklich nicht, was diese sexuelle Anspielung mit der Verwendung von Vornamen zu tun hätte.
    Ist doch klar wie Kloßbrühe, sagte er, aufgrund deiner eigenen amourösen Verstrickungen –
    Ich habe doch nicht mit jedem, den ich duze, amouröse Verstrickungen!
    Das wäre auch skandalös! Ein regelrechtes Sodom und –
    Olaf. Lass. Das.
    Feuer, murmelte er, Schwefel, Sünde.
    Weißt du was, sagte ich, wenn der Große bei euch im Verlag anklingelt und sagt, ihm sei da was zu Ohren gekommen über einen etwaigen Sittenverfall in meinen Hütten: Er soll die beiden Engel rüberschicken. Ich schwör beim Augenlicht meiner Oma, dass ihnen nichts zustößt.
    Beim Augenlicht der Auguste von Sydow.
    Ich überlegte kurz, genau, sagte ich dann.
     
    Ja, sagte Frederik, er kämpfte sich wieder ein paar Schritte weiter Richtung Wald, mir ist eingefallen, in welchem Film sie vorkommt. Wähl sie mal an.
    David kramte das Telefon aus der Hosentasche und klingelte die Auskunft an. Alle Leitungen waren besetzt, der nächste frei werdende Mitarbeiter würde sich umgehend, Musik. In der Halle des Bergkönigs.
    Sie lauschten, es war erhebend und geheimnisvoll, es kam angetrappelt in dieser weißen und ergebenen Landschaft, einer ging auf Zehenspitzen und schlich sich an, einer schaute um die Ecke und näherte sich immer schneller, einer huschte von Baum zu Baum und kam dann ganz offen und in großen Sprüngen, einer hatte ein wildes und genießerisches Gesicht und gewaltige Hände und packte zu, Ende.
    Es ging wieder von vorne los. David schaltete das Telefon aus.
    Frederik schaute in den schweren Himmel, es begann wieder zu schneien, friedlich und still und lobesam. Es war der 25. Dezember und dies ist ein friedlicher und stiller und geruhsamer Tag und abends gabs paprizertes Huhn, Simon schächtete schon.
    M , sagte er, er blieb wieder stehen, drehte sich um und schaute David an, Eine Stadt sucht einen Mörder . Von Fritz Lang.

114. David ist kein Cineast

    David hatte die Hand an den Mund gelegt, sie starrten sich an, was mochte das –
    Was mag das bedeuten, flüsterte David tonlos, was in aller Welt mag das bloß alles bedeuten.
    Ich weiß es nicht, flüsterte Frederik zurück. Ich habe keine Ahnung.
    Im Übrigen, David nahm die Hand aus der Betroffenheitsgeste und sagte, in normaler Lautstärke jetzt, im Übrigen kenne ich den Film gar nicht.
    Frederik richtete wieder den Blick gen Himmel, Gnade, rief er, mit was für Idioten hast du mich geschlagen?
    Um was gehts denn da, fragte David unbeeindruckt.
    Um einen Mörder natürlich! Einen Mörder in Berlin. Und immer, wenn er mordet, muss er Grieg pfeifen , In der Halle des Bergkönigs.
    Warum?, fragte David,

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