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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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das ist ja komisch.
    Warum, warum! Was weiß ich! Weil er eine Schacke hat vermutlich, du könntest ja auch fragen, warum er Kinder morden muss.
    Stimmt, warum eigentlich?
    Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht! Ich! Weiß! Es! Nicht! Er muss morden und pfeifen, so ist das nun einmal, vielleicht können wir uns der Einfachheit darauf einigen, dass es einfach so ist, sagen wir: Es ist eine Filmidee. Okay?
    Okay. Aber weißt du, langsam entwickelt sich in mir eine regelrechte Aversion gegen den Film an sich, ich meine, auch in Büchern gehts nicht nur sauber zu, aber gerade so?
    Ja, kann schon sein, wollen wir das Gespräch vielleicht vertagen? Ich schwöre, wenn das hier alles vorbei und vorüber ist, gründe ich mit dir einen Literaturzirkel und einen Antifilmzirkel, ich gründe mit dir alles und umzirkle jedes dir wichtige Thema.
    Abgemacht?
    Abgemacht, sagte Frederik, nun denn. Er fasste für David kurz die filmische Handlung und das perverse Treiben des Kindermörders zusammen, er berichtete von der Jagd auf ihn und von seiner Enttarnung durch einen blinden Luftballonverkäufer.
    Anhand des Pfeifens, versteht du? Er hörte ihn pfeifen und weiß plötzlich, er pfeift, wenn der Morddrang ihn heimsucht, und so gelingt es ihnen schlussendlich, ihn zu stellen und zu richten. Was sagst du also dazu.
    David dachte nach, ist das alles vielleicht ein Witz?
    Kann sein. Sie hatten sich wieder dem Haus zugewandt und gingen langsam zurück. Bloß, fragte Frederik, wer macht ihn? Ein Witz passiert nicht einfach, oder? Jemand macht einen Witz.
    David überlegte, er war nicht sicher, stimmte das? Machte die Natur Witze? Was ist ein Witz? Ist er ein – Kulturgut, sozusagen? Was war Humor. Onkel Dagobert hatte neulich was dazu gesagt, wie war das? Es war um diese Mädchen- und Männersache gegangen, um Frauen, die zugleich Berge waren und Wanderfreunde, es war ums Wandern gegangen. Er hatte gesagt, er würde das schon hinkriegen. Er hatte gefragt, warum. Und Onkel Dagobert hatte gesagt: weil du Humor hast. Er hatte es nicht verstanden. Und Onkel Dagobert hatte gesagt, er würde es ihm ein andermal erklären. Es war also an der Zeit, sich das erklären zu lassen. Mit den Witzen, mit dem Humor, die Sache, wie man etwas hinkriegt.
    Ich frage mal Onkel Dagobert, sagte David. Sie waren am Gatter angekommen und kletterten darüber.
    Wieso Onkel Dagobert.
    Weil er mir das sowieso erklären wollte. Er meinte, ich hätte Humor, das würde mich retten.
    Retten wovor.
    Ich weiß es nicht, ich frage alles Onkel Dagobert.
    Was genau fragst du Onkel Dagobert.
    Was ein Witz ist. Was Humor ist. Wieso es die Rettung ist. Ob nur für mich. Oder für jeden. Alle diese Sachen.
    Humor, Witz. Ist das dasselbe?
    Sie überlegten.
    Ich frage alles Onkel Dagobert, sagte David abschließend. Sie gingen über den Hof, Simon trat gerade aus dem Haus, er trug ebenfalls seine neue rote Mütze und eine lange, gummierte Schürze über den Hosen. Er war auf dem Weg zu den Hühnern, verschwand um die Ecke.
    Zum Beispiel Simon, sagte David, sie schauten ihm nach, die Sache mit den Hühnern, aber auch generell, Simon generell, diese ganze Sache, ist das ein Witz? Macht er einfach einen langen und komplizierten Witz? Läuft so was noch unter Humor?
    Weiß nicht, sagte Frederik, ich habe keinen Humor. Wenn er also die Rettung sein sollte, bin ich einer von denen, die untergehen.
    Schade eigentlich.
    Ja, aber was soll man machen. Wenn bei euch dafür ein guter Witz darüber rausschaut, hat sichs vielleicht gelohnt.
    Vielleicht. Was aber, wenn nicht, was tun wir dann?
    Weinen. Haare raufen. Selbstvorwürfe, schlechtes Gewissen, hinterherstürzen.
    Das klingt, so aus der Entfernung, eigentlich schon wieder ganz witzig.
    Du meinst, es gibt noch Hoffnung für mich?
    Es gibt immer Hoffnung.
    Das klang bei dir Anfang des Winters aber anders.
    Das kommt vom Nähkurs, der hat irre angeschlagen bei mir.
    Sie waren beim Haus angekommen und stiegen die Stufen hinauf, trampelten den Schnee von den Schuhen.
    Ich schau mal, wo Onkel Dagobert ist, sagte David.
    Tu das. Ich gehe inzwischen meiner Oma aus dem Weg, ich bin im Zimmer mit Loch, falls du mich nachher suchen solltest. Ein bisschen kacheln, meine intuitiven Kanäle sind heute gut gelüftet, ich spürs.

115. Schon mal von König Leonidas gehört? Ich auch nicht

    Weil, sagte Onkel Dagobert, Humor immer Hoffnung ist.
    Sie saßen in der Küche und schauten zu, wie Tante Hildegard in einer Holzmulde große Mengen Teig

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