Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
Vom Netzwerk:
daran vorbeitrotten. Er fühlt sich sicher und mächtig.
    Ich weiß es nicht, sagte David traurig, ich weiß gar nichts. Wir Österreicher haben immer von nichts was gewusst.
    Ich sags dir: Wir werden Grieg hören, wir werden es irgendwann und irgendwo hören, einer wird es summen oder pfeifen oder die Auskunft anrufen mit seinem Telefon und auf Lautsprecher schalten. In der Halle des Bergkönigs. Wir werden es plötzlich von irgendwoher vernehmen und wir werden wissen, dass es so weit ist. Das ist seine Art von Humor, es ist ein – Witz. Und darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir müssen dann die Intervention starten und die Ebene wechseln.
    David war sprachlos, er war ratlos, er war bar von allem, was gut und nützlich ist, Rat und Tat und Wort und Sinn, nichts stand ihm zur Verfügung.
    Aber wie nur, fragte er kläglich, wie sollen wir auf einen möglichen Mord vorbereitet sein, wenn wir nicht wissen, wie und wo er uns auf welche Weise treffen wird? Und was, wenn er aber Katharina im Visier hat, was dann? Wie können wir sie schützen?
    Ich glaube das nicht, sagte Frederik. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir aus unserem Material schließen können, dass er ihr nichts tut. Es ist ein Spiel, für ihn, und sie ist – vielleicht sogar zusammen mit Simon – sein Spielpartner oder besser: sein Gegner in diesem Spiel. Denk daran, wir haben verschiedene Kacheln und Katharina ist das Zehneck in seinem Muster, ich glaube nicht, dass sie sich für ihn wandelt. Ich glaube, das ist der Punkt. Er erträgt den Wandel nicht und am allerwenigsten bei der Person, auf der er seinen fanatischen Fokus hat.
    Das ist hoch spekulativ, rief David, was, wenn du dich irrst? Du spielst mit ihrem Leben!
    Ich irre mich nicht, sagte Frederik.
    Sie waren beide aufgestanden und schauten sich wieder über das Loch im Boden hinweg an. Es war spät in der Nacht, der Ofen kühlte langsam ab, im Haus war es ruhig geworden. Morgen galt es, früh aufzustehen. Die Hatz! Das Horn würde rufen zum allgemeinen Halali! Der Wald, das Schwein, Jodokus!
    Ich glaube, sagte Frederik, wir können uns jetzt nur auf uns verlassen und schauen, dass wir heil aus der Sache herauskommen.
    Du hast leicht reden, um dich geht es nicht, sagte David wütend.
    Aber ich decke dich, sagte Frederik. Ich bin dein Kompagnon. Er lächelte, abgemacht?
    David zögerte, aber was blieb ihm übrig? Er konnte es versuchen oder er konnte es unversucht lassen, verlieren konnte er allemal. Gewinnen womöglich auch, aber vielleicht waren die Chancen geringer. Er versuchte, sich anhand seiner Kenntnisse der Logik, seines Wissens um die Wissenschaft des Zufalls, zu einer Entscheidung zu kommen, aber er hatte weder diesbezügliche Kenntnisse noch irgendein Wissen. Dunkel erinnerte er irgendein Experiment mit einer Ziege und einem Auto. Drei Türen und Ziege und Auto und – weiter erinnerte er sich nicht, er hatte nicht einmal eine Ahnung, ob ihm eine vollständige Erinnerung dessen wirklich von Nutzen wäre. Er wollte genau genommen beides nicht haben, weder Ziege noch Auto, er wurde schon einem einzigen nicht Herr, zwei Autos wären sein persönlicher Supergau. Er wollte nur eine Tür auftun und durch sie hinausspazieren, hinaus auf eine blühende schöne Blumenwiese und mit Katharina Fitzwilliam Haschen spielen zwischen Gebüsch und Haselstauden.
    Abgemacht, sagte er.
    Sie schüttelten sich die Hände, bloß, sagte David, was machen wir überhaupt ab?
    Erstens, sagte Frederik, wir werden immer auf der Hut sein, allzeit bereit. Zweitens, wir werden uns bewaffnen.
    Womit bewaffnen?
    Nun ja. Frederik überlegte, es gibt eine Armbrust in einem Klo, aber ich weiß nicht mehr, in welcher Vase ich den Schlüssel versteckt habe. Es hat ein paar stumpfe Schwerter im Dachboden, scheint mal wer gesammelt zu haben, aber ich glaube nicht, dass uns die was nützen. Es fällt einfach zu sehr auf, ständig mit einem zentnerschweren Eisenschwert durch die Gegend zu schleichen. Weiters gäbe es im Schuppen ein Glas mit Arsen, gegen die Ratten, aber –
    – Gift hat im Nahkampf einfach seine Nachteile, sagte David, sie lachten laut.
    Und sonst?, fragte Frederik, ein Küchenmesser vielleicht.
    Das ist es! David haute ihm auf die Schultern, das Messer im Schrank! Er berichtete Frederik von dem Messer in Simons Schrank, ich wollte im Herbst, na ja, es war wegen der Pullover … dein Schal, Wedgewoodporzellan, Gurkensandwich –
    David, lass das, sagte Frederik tadelnd, das Messer, wo ist das Messer. Mehr

Weitere Kostenlose Bücher