Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Schlafmittel, oder? Das würde einen doch glatt umhauen?«
»In dieser Konzentration schon«, antwortete Dr. Rashmole. »Ich bin überrascht, dass er nicht daran gestorben ist. Da hat er noch mal Glück gehabt – ausgesprochen großes Glück, wirklich. Also dann, guten Tag. Habe zu tun, habe zu tun.« Wie der Wind war er hinaus. Hinter ihm fiel die Tür krachend ins Schloss.
»Du lieber Himmel«, sagte Elizabeth bewegt. »Sind alle Polizeiärzte so?«
Doch Mudge war gerade dabei, den dritten von Dr. Rashmoles Berichten zu lesen. »Hier steht etwas Seltsames«, sagte er langsam. »An den Socken von Shorthouse hat man Fasern von einem Seil gefunden – so, als ob er an den Füßen gefesselt gewesen wäre. Und an seinen Hemdsärmeln ebenso.« Er zögerte. »Was soll das bedeuten?«
»Irgendwelche Spuren einer Fesselung im gerichtsmedizinischen Bericht?«, fragte Fen.
Mudge nahm sich die betreffenden Seiten vor und blätterte sie durch. »Ja … ›Leichte Striemen an Hand- und Fußgelenken, möglicherweise verursacht durch Fesselung.‹ Das ist wirklich merkwürdig.«
»Nicht so merkwürdig wie die Tatsache, dass die Ginflasche mit Schlafmittel versetzt war«, meinte Fen aufgeregt. »Wenn es nur im Glas gewesen wäre, könnte er es vielleicht selbst hineingeschüttet haben – als eine Art Vorbereitung auf das, was er plante. Aber es ist unvorstellbar, dass er selbst die ganze Flasche damit angereichert haben soll.«
Adam starrte ihn an. »Hättest du dann bitte die Freundlichkeit, uns zu erklären«, fragte er, »wie man einen unmöglichen Mord begeht?«
Kapitel 8
»Ah, nichts geht über einen Becher voll kalten Nordens«, sagte Fen und nahm einen Schluck von seinem Burton. »Unmögliche Morde müssen momentan warten, bis sie an der Reihe sind.«
Sie saßen vor einem anheimelnd prasselnden Kaminfeuer in der kleinen Eingangshalle des »Bird and Baby«. Mudge hatte sich am Eingang nur widerwillig von ihnen getrennt, um unter weniger gemütlichen Umständen seinen Pflichten nachzukommen. Adam, Elizabeth, Sir Richard Freeman und Fen prosteten sich nun im warmen Feuerschein zu. Draußen versuchte es immer noch zu schneien, wenn auch nur mit mäßigem Erfolg.
»Liebling, ich bekommen eine kalte Nase«, beklagte Elizabeth sich bei Adam. »Und das alles ist wirklich sehr anstrengend. Was wird nun aus der Premiere?«
»Ach, die wird schon zustande kommen – wenn auch später als ursprünglich geplant, wie ich vermute. George Green kann den Sachs singen. Ich glaube nicht, dass wir in den Proben dadurch sehr weit zurückgeworfen werden – höchstens eine Woche, wenn überhaupt.« Adam nahm einen Schluck von seinem Bier. Es war so kalt, dass er sich kurz schüttelte.
»Professor Fen« – Elizabeth setzte ihr diplomatischstes Lächeln auf – »wären Sie vielleicht bereit, sich von mir für eine Zeitung interviewen zu lassen?«
Fen startete einen schwachen Versuch, so etwas wie Abneigung zu zeigen. »Ach, ich weiß nicht …«, murmelte er.
» Bitte , Professor Fen. Es ist Teil einer Reihe. Ich werde hoffentlich mit H. M. sprechen, und mit Mrs. Bradley und Albert Campion und allen möglichen berühmten Leuten.«
»Na, das ist ja wirklich ganz beachtlich«, sagte Fen, wobei er es vorsichtig vermied, Adam in die Augen zu sehen. Offensichtlich fühlte er sich nicht ganz wohl bei der Sache. »Aber alle diese Leute sind weitaus fähiger auf ihrem Gebiet als ich …« Augenscheinlich war er darum bemüht, nicht allzu überwältigt zu wirken. »Nun gut, was genau möchten Sie denn wissen?«
»Erzählen Sie mir einfach etwas über ihre Fälle.«
In Ermangelung einer gebührenden Ankündigung durch eine Fanfare räusperte Fen sich eindrucksvoll. »Die Ära meiner größten Erfolge«, begann er, wurde aber dann von Sir Richard Freeman mit ungewöhnlicher Schroffheit unterbrochen.
»Also dann«, bemerkte dieser entschieden. »Da wir uns nun alle aufgewärmt haben, sollten wir uns wieder dem Fall Shorthouse zuwenden … Es ist kindisch von dir, jetzt beleidigt zu sein, Gervase … Was mich betrifft, so ist mir die zentrale Figur in dieser Angelegenheit ein Rätsel geblieben. Wie war Shorthouse eigentlich, Langley?«
Adam überlegte. »Was seine Erscheinung anging … untersetzt, nicht besonders groß; ziemlich kleine Augen; selbstbewusst; er besaß leichte Züge eines Hypochonders, besonders, wenn es um seine Stimme ging; so ungefähr zwischen vierzig und fünfzig Jahren alt, würde ich schätzen.« Er machte eine
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