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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Fenstern und einer verwilderten Hecke bogen sie links ab.
    »Wir sind fast da«, murmelte Fen.
    Sie verließen den Wald und erreichten nach wenigen hundert Metern ein hohes Tor mit einem alten Pförtnerhäuschen daneben.
    »Da ist es«, sagte Adam. »Die Kurve ist sehr scharf«, fügte er mit erheblich mehr Eindringlichkeit in der Stimme hinzu, »und der Boden ist ziemlich nass …«
    Beim Einbiegen in die Auffahrt gab es einen knirschenden Stoß. In Adams Vorstellung klang das Knistern des Höllenfeuers bedrohlich nah. Doch Fen hielt nicht an, und die Flammen wichen zurück.
    »Nur ein Kotflügel«, sagte Fen, der nicht weiter beunruhigt schien. »Meine Güte, was für einen Krach der macht. Ich vermute, er hat sich unterwegs gelockert.«
    Sie rasten die kurze Kieseinfahrt hinauf, wobei sie soviel Lärm machten wie eine Horde von Nietern aus den Werften von Clydeside. Einen Moment später kam das Haus in Sichtweite.
    Es war ein unauffälliges Gebäude, groß, modern, zweistöckig und aus rotem Backstein. Die Einfahrt krümmte sich nach rechts und endete an einer Sonnenuhr, die von stachelig aussehenden Lavendelbüschen umgeben war. Fen brachte den Wagen kurz davor zum Stehen und zog den Zündschlüssel ab. Bald danach ließ das Auto eine Fehlzündung hören und dann, gerade so, als sei es unzufrieden mit dem ersten Versuch, eine weitere, noch lautere.
    »Komisch, dass sie das immer noch macht«, bemerkte Fen interessiert. »Ich habe den Grund dafür nie herausfinden können. Na, dann wollen wir uns den Schaden mal ansehen.«
    Doch dazu hatten sie keine Gelegenheit. Eine kleine, wütend aussehende Frau mit Hakennase und heiserer Stimme stürzte plötzlich zur Vordertür hinaus und auf sie zu.
    »Der Krach«, zischelte sie aufgebracht. » Der Krach . Haben Sie denn überhaupt keinen Respekt vor dem Meister?« Sie hielt inne, und ihre Knopfaugen sprangen ihr vor lauter Wut fast aus dem Kopf. »Mr. Langley, Sie wenigstens müssten es wissen . Autos werden draußen vor dem Tor geparkt. Wer kann schon sagen, welchen Schaden das Werk des Meisters durch Ihren Motorenlärm genommen hat?«
    »Lärm?« wiederholte Fen, zutiefst gekränkt. »Lily Christine ist ein außerordentlich leiser Wagen. Ich gebe zu«, fügte er großzügig an, »dass der Kotflügel einen ziemlichen Krach gemacht hat, aber das würden Sie auch, wenn Sie von einem Torpfosten gerammt würden.«
    »Die genaue Ursache für die Störung«, gab die kleine Frau schnippisch zurück, »ist völlig irrelevant. Es ist die Wirkung , auf die es ankommt. Das Gehirn des Meisters ist ein hochempfindliches Instrument; schon bei der leisesten Störung könnte es außer Kontrolle geraten – nein, so meine ich das natürlich nicht …«
    »Ist doch egal, was Sie meinen«, sagte Fen, der von dem Thema auf einmal genug hatte, »wir wollen Mr. Shorthouse sprechen.«
    »Unmöglich«, sagte die kleine Frau mit wütendem Nachdruck. »Vollkommen unmöglich. Der Meister arbeitet und darf nicht gestört werden.«
    »Bitte, Miss Thorn«, flehte Adam. »Es ist in einer wirklich dringenden Angelegenheit.«
    »Unmöglich. Der Meister ist nur nach vorheriger Terminvereinbarung zu sprechen.«
    »Wir haben einen weiten Weg hinter uns, Miss Thorn.«
    »Mr. Langley, es würde auch nichts an der Sache ändern, wenn Sie vom Mars angereist wären.«
    »Hören Sie«, sagte Fen, der bei Schwierigkeiten aller Art zu maßlosen Übertreibungen neigte, »ich vertrete die Metropolitan Opera in New York. Ich möchte mit Mr. Shorthouse über eine Aufführung seiner Orestiade verhandeln.«
    Miss Thorn stieß ein schrilles »Ha!« aus; es war, als habe sie plötzlich einen Vampir entdeckt. »Mr. Langley, stimmt das?«
    Nach einem Blick in Fens böswillig funkelnde blaue Augen sah Adam sich gezwungen zuzugeben, dass es stimme.
    »Dann«, sagte Miss Thorn, die zwar besänftigt, doch immer noch ein wenig misstrauisch war, »müssen Sie hereinkommen. Bitte treten Sie nur auf die Teppiche, und vermeiden Sie es, auf den nackten Dielen herumzutrampeln. Das geringste Geräusch … Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie Ihre Stimmen auf ein leises Flüstern dämpfen könnten.«
    »Oh«, sagte Fen, für einen Moment von diesen Anweisungen sehr beeindruckt. »Oh.« Sie gingen hinein.
    Obwohl es unnatürlich still war, zeugte das Innere des Hauses von dem energischen Regiment, das die Schlossherrin führte. Alles vermittelte den Eindruck hektischer, plötzlich unterbrochener Aktivität. Ein bronzener Merkur

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