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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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verwirrt inne. Und ausgerechnet Mudge sprang mit unerwarteter Gewandtheit und großem Raffinement in die Bresche.
    »Selbstverständlich«, gurrte er in einem geheuchelten Anfall von Feingefühl, der Sir Richard von seiner Pfeife ablassen und ihn ungläubig anstarren ließ, »selbstverständlich ist das so eine Sache, der wir im Laufe der Ermittlungen nachgehen müssen. Und da Berichte aus zweiter Hand immer so geschmacklos sind« – er machte eine theatralische Handbewegung, die seine Missbilligung ausdrücken sollte – »wäre es doch besser, wenn wir das, was es zu hören gibt, aus Ihrem Munde hören würden.«
    Stapleton sagte: »Liebling, ich glaube nicht, dass du zu so etwas verpflichtet bist …«, doch bevor er zu Ende sprechen konnte, unterbrach ihn das Mädchen.
    »Der Inspektor hat schon Recht«, sagte sie mit leiser Stimme. »Früher oder später kommt es heraus. Und außerdem habe ich nichts zu verbergen …«
    »Wissen Sie, Boris und ich sind ein Paar« – sie versuchte, so darüber zu reden, als sei es das Normalste von der Welt, was ihr misslang – »und Mr. Shorthouse hatte mir … na ja, er hatte mir Avancen gemacht, so nennt man das, glaube ich. Das ist alles. Natürlich bin ich nicht darauf eingegangen.«
    »›Avancen‹?«, fragte Mudge mit leicht zu durchschauendem Nichtbegreifenwollen.
    Judith errötete und antwortete lauter, als es nötig gewesen wäre. »Ich wollte damit nicht sagen, dass er mir einen Heiratsantrag gemacht hätte. Ganz im Gegenteil. Er wollte, dass ich seine Geliebte werde.«
    Mudge ließ ein missbilligendes Schnalzen hören und schüttelte den Kopf. Er schien gebührend beeindruckt. »Aber Sie, Mr. Stapleton«, bohrte er nach. »Sie haben sich bestimmt darüber aufgeregt?«
    »Kein bisschen«, sagte das Mädchen hastig, bevor Stapleton antworten konnte. »Ganz so primitiv haben wir nicht reagiert, Inspektor. Wir haben über die ganze Sache bloß gelacht.«
    Aber Stapleton blieb hart. »So einfach war es aber nicht, Liebling.«
    Er wandte sich dem Inspektor zu. »Ich habe mich darüber aufgeregt – ja. Aber da Shorthouse … nun ja, da er so war, wie er war, habe ich mir keine Sorgen gemacht. Man macht sich keine Gedanken über Einbrecher, solange man sich in seinem eigenen Haus nicht von ihnen bedroht fühlt.«
    Mit ernstem Gesicht gab Mudge zu verstehen, wie sehr er dieser ziemlich unsozialen Aussage zustimme.
    »Und nun, Miss«, sagte er zu Judith, »frage ich mich, ob es Ihnen etwas ausmachen würde, mir zu erzählen, was Sie gestern Abend gemacht haben?«
    »Ich war den ganzen Abend zu Hause, allein, und um halb elf bin ich ins Bett gegangen.«
    »Das scheint mir eine ziemlich direkte Antwort zu sein. Und Sie sagten, dass Sie Mr. Shorthouse seinen … ähem … Vorschlag nicht übel nahmen?«
    Judith zuckte mit den Schultern. »Wissen Sie, solche Dinge kommen nun mal vor.«
    »Einfach so eben.« Mudge strahlte weltmännische Offenheit aus. »Nun, ich glaube nicht, dass ich Sie für den Moment noch weiter behelligen muss. Es sei denn, Professor Fen hätte noch eine Frage?«
    Professor Fen war jedoch schon ein wenig eingedöst. Unter großer Mühe richtete er sich auf.
    »Nein, keine Fragen«, sagte er nach einer gewissen Bedenkzeit. »› Schön Dank, mein Jung ‹«, fügte er singend wie als gedanklichen Nachtrag hinzu.
    »Und wir müssen jetzt gehen.« Stapleton trank sein Bier aus und warf seinen Zigarettenstummel ins Feuer. »Sonst kriegen wir heute kein Mittagessen mehr.«
    Judith stand auf und zog ihren Mantel enger um sich. Stapleton nahm ihren Arm und drückte ihn freundschaftlich.
    »Ach, Mr. Langley« – sie sprach zögerlich, während sie sich dem Ausgang zuwandten – »hat Miss Davis Ihnen irgendetwas über Boris’ Oper erzählt?«
    »Das hat sie in der Tat.« Adam lächelte sie an. »Es wäre mir ein Vergnügen, mir die Partitur anzusehen.«
    »Ich fürchte, Sie werden sehr enttäuscht sein«, sagte Stapleton mit jugendlichem Ernst. »Aber es ist trotzdem sehr nett von Ihnen.«
    »Wann kann ich sie haben?«
    »Ich nehme an, dass sie sich immer noch bei Shorthouses übrigen Sachen befindet.« Stapleton warf Mudge einen fragenden Blick zu. »Vielleicht kann der Inspektor …?«
    »Ich werde sie weiterleiten«, versicherte Mudge, »sobald ich seine Habseligkeiten untersucht habe. Es sei denn« – für einen Moment war er zu Scherzen aufgelegt – »ich finde heraus, dass sie für das Verbrechen eine besondere Bedeutung hat.«
    »Aber erwarten Sie

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