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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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hätte er sich verdächtig gemacht, hätte er ihn überhaupt nicht erwähnt.«
    »Aber wenn er jeglichen Verdacht von sich ablenken wollte, warum hat er uns dann verraten, dass er seinen Bruder umbringen wollte?«
    »Möglicherweise war das eine Art raffiniertes Ablenkungsmanöver. Aber weißt du, ich bin mir nicht einmal sicher, ob er den Mord nicht doch geplant hatte. Ich würde es ihm jedenfalls zutrauen. In der Tat, ich bin überzeugt davon, dass er, wenn es um sein Werk geht, vollkommen rücksichtslos ist und dass er, um es vorantreiben zu können, alles und jeden opfern würde. Er ist ein Monomane – aber dann wiederum sind alle Genies Monomanen. Sieh dir Wagner an … Die Frage ist doch in Wahrheit nicht, ob er vorhatte , seinen Bruder zu ermorden, sondern ob er es tatsächlich getan hat.«
    »Wir sollten den Mann aus dem ›Mace and Sceptre‹ ausfindig machen und überprüfen, was er gestern Abend gemacht hat.«
    »Ja. Wilkes. Das können wir eigentlich gleich tun, nachdem wir angekommen sind. Du wohnst dort, nicht wahr?«
    Adam nickte, während sich seine Hand vor einer besonders gefährlichen Kreuzung in Richtung Handbremse schlich.
    »Sehr interessant fand ich«, sprach Fen weiter, nachdem er seine Aufmerksamkeit einen seltenen Moment lang auf den Straßenverkehr gerichtete hatte, »dass Charles Shorthouse und diese Thorn nicht die gesamte Zeit zusammen waren. Glaubst du, sie wäre zu einem Mord fähig, wenn es darum geht, seine Interessen zu wahren?«
    Adam überlegte. »Hätte sie die Kraft, einen fetten Brocken wie Edwin Shorthouse aufzuknüpfen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Fen voller Unbehagen, »aber man darf diese Möglichkeit nicht ausschließen. Und dann verstehe ich immer noch nicht, wie sich das Ganze abgespielt haben soll … Ich dachte, ich hätte da einen Einfall, aber je länger ich darüber nachdenke, desto unwahrscheinlicher erscheint er mir.« Er wirkte bedrückt. »Jedenfalls wissen wir nun, warum sich Edwin Shorthouse zu so später Stunde noch in seiner Garderobe aufhielt.«
    »Wissen wir das?«, fragte Adam nachdenklich. »Ich frage mich, ob es da nicht eine viel einfachere Erklärung gibt.«
    »Ach ja?«
    »Etwas in der Art ist schon einmal vorgekommen – vor zwei Jahren, als wir in Cambridge den Falstaff gaben. Edwin hatte sich bei einer Dame eingemietet, die Alkohol strikt ablehnte. Also war er gezwungen, sich im Theater Vorräte anzulegen. Die Geschichte könnte sich wiederholt haben.«
    »Wir werden es nachprüfen«, sagte Fen. »Das können wir genauso gut auf unserem Rückweg tun. Wo wohnte er denn?«
    »In Holywell. Ich kann mich an die Hausnummer nicht erinnern, aber ich glaube, ich würde es wiedererkennen, wenn wir dort sind.«
    »Man sollte meinen, ein Mann in seiner Position könnte sich ein Hotel leisten.«
    »Das konnte er schon, er war bloß zu geizig dafür.«
    »Was für eine Ansammlung von Todsünden der arme Kerl doch gewesen sein muss … Später«, sagte Fen, »muss ich Peacock treffen. Und ich würde mich gerne mit Joan Davis über Stapleton und dieses Mädchen unterhalten. Frauen haben in solchen Fällen ein sicheres Gespür für die Wahrheit.«
    Um viertel nach fünf überquerten sie die Magdalen Bridge und fuhren nach Holywell. Adams Theorie über Edwin Shorthouses Vermieterin stellte sich als richtig heraus. Sie war eine große, missmutige, unscheinbare Frau mit einem Hang zum freudlos Religiösen sowie zu ungenauen Bibelzitaten. Darüber hinaus verfügte sie über einen umfangreichen, wenn auch wenig originellen Vorrat an Informationen über den Verbleib der Seele nach dem Tod. Fen und Adam erfuhren, dass sie von ihrem letzen Mieter nicht allzu viel gehalten hatte und dass sie keine Zweifel hegte, was seinen jetzigen Aufenthaltsort anging. Auf drängendes Nachfragen hin erklärte sie, dass sie starke alkoholische Getränke in ihrem Haus noch nie geduldet habe, stünden diese doch in einem Gegensatz zu Gottesfurcht und christlicher Religion. Unglücklicherweise verlockte diese Aussage Fen dazu, sich auf eine längere und ergebnislose Diskussion über die Hochzeit zu Kana einzulassen. Es dauerte eine Weile, bis sie sich loseisen konnten.
    »Aber du hattest ganz Recht«, sagte Fen, als sie die Broad Street hinauffuhren. »Und das bedeutet, Gott sei Dank, dass wir ein Problem weniger haben.«
    »Wie willst du diesen Wilkes aufspüren?«
    »Indem ich die Bars durchkämme«, gab Fen ohne Zögern zurück.
    »Kennst du ihn gut?«
    »Viel zu gut, leider. Er

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