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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Zimmer gekommen ist?«
    Das Zimmermädchen war schon etwas älter und überaus gewillt, behilflich zu sein.
    »Aber ja, Madam … Gerade eben, als ich den Flur entlangkam. Eine ziemlich große, blonde Dame, die einen marineblauen Mantel und Rock und einen Shetland-Pullover trug. Sie schien es sehr eilig zu haben.«
    »Ich … ich verstehe. Vielen Dank.«
    »Kann ich wirklich nichts für Sie tun, Madam?«, fragte das Zimmermädchen und fügte dann mit einem Anflug von mütterlicher Wärme hinzu: »Sie sehen mitgenommen aus, ganz im Ernst.«
    »Nein, danke, wirklich.« Wieder bemühte sich Elizabeth zu lächeln, und diesmal gelang es ihr. »Ich habe mich nur etwas schwach auf den Beinen gefühlt. Aber jetzt geht es schon wieder.«
    Als das Zimmermädchen gegangen war, vergewisserte Elizabeth sich, dass die Tür richtig geschlossen war (es war eine von der Sorte, die von außen nur mir einem Schlüssel geöffnet werden kann.) In jenem Moment kam ihr gar nicht in den Sinn, dass die Person, die sie attackiert hatte, sich immer noch im Zimmer befinden könnte – vielleicht in dem hohen, geräumigen Wandschrank versteckt und bereit, eine viel raffiniertere Strategie anzuwenden.
    » Eine ziemlich große, blonde Dame …« Offensichtlich war das Joan Davis gewesen. Aber genauso offensichtlich war, dass ihr Besuch einen völlig harmlosen Grund gehabt haben könnte. Dafür sprach die dahingekritzelte Nachricht, die Elizabeth auf dem Garderobentisch entdeckte.
    »Tür war offen«, stand da. »also kam ich herein. Ich habe vergessen zu sagen, dass die Probe um fünf Uhr beginnen soll – obwohl ich nicht glaube, dass viele Leute pünktlich erscheinen werden. Werden Sie Adam das ausrichten, wenn er zurückkommt? « Das erschien glaubwürdig genug. Da Elizabeth ohnmächtig im Badezimmer gelegen hatte, mochte Joan wirklich davon ausgegangen sein, dass niemand da war. Und doch …
    Während sie den Zettel geistesabwesend in der linken Hand zerknüllte, ging Elizabeth ins Badezimmer zurück, um sich zu waschen. Wegen des brummenden Verkehrs in der George Street hörte sie nicht, dass sich im Schlafzimmer hinter ihr schnell und heimlich jemand bewegte, und auch nicht das leise Klicken der Zimmertür, die sich öffnete und wieder schloss. Zurück im Schlafzimmer zog sie sich an, frisierte sich und trug mit einer übertriebenen Besonnenheit, die sich halb unbewusst gegen den Schrecken richtete, der ihr in alle Knochen gefahren war, Lippenstift auf. Das Teegedeck schien unangetastet. Mit leicht zitternder Hand goss sich Elizabeth eine Tasse ein und führte sie an die Lippen.

Kapitel 12
    Auf dem Rückweg stoppten Fen und Adam in High Wycombe, um den Kotflügel reparieren zu lassen. Die Automechaniker grummelten, schimpften, schüttelten nach Mechanikerart den Kopf und diagnostizierten weitere, bis dahin völlig ungeahnte technische Defekte. Fen wollte davon jedoch nichts hören und trieb sie so effektiv zur Eile an, dass er und Adam nach einer halben Stunde, die sie damit verbrachten, Tee zu trinken, wieder unterwegs waren.
    »Jedenfalls«, sagte Adam und knüpfte damit an ein Streitgespräch an, das von dem Zwischenstopp unterbrochen worden war, »kannst du mir nicht erzählen, Charles Shorthouse sei wirklich so naiv. Weißt du, er ist alles andere als auf den Kopf gefallen.«
    »Dessen bin ich mir bewusst. Ich behaupte lediglich, dass er sich nur auf seinem Spezialgebiet intelligent verhält. Es gibt eine Grundregel, nach der Komponisten nicht gerade die hellsten Köpfe sind – es sei denn, es geht um Musik. Und selbst dann nicht immer. Du erinnerst dich, dass Tschaikowsky mit Brahms, Wagner und sämtlichen anderen Zeitgenossen außer Bizet nichts anfangen konnte? Nein, es erscheint mir durchaus glaubwürdig, dass Charles Shorthouse allen Ernstes damit angefangen hat, sich jede Menge kriminologisches Wissen anzulesen, nachdem er einmal entschieden hatte, seinen Bruder zu ermorden. Ich gebe zu …« – Fen spielte am Choke herum, woraufhin Lily Christine anfing, fürchterlich zu ruckeln und zu spucken – »Ich gebe zu, dass man diese blauäugige und naive Geschichte über die Ereignisse des gestrigen Abends kaum glauben kann …«
    »Du meinst, dass sie erfunden ist?«
    »Nein. Das meine ich nicht. Sie könnte ebenso gut der Wahrheit entsprechen. Ich meine nur, dass Shorthouse wusste, dass er seinen Besuch in Oxford nicht lange würde verheimlichen können; deswegen hat er uns vorsichtshalber alles darüber erzählt. Offensichtlich

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