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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Herkunft des Nembutals im Gin etwas gesagt werden würde. Die Geschworenen wirkten abgehetzt und ausgesprochen verlegen. Es wurde augenblicklich still, als sich der Sprecher erhob.
    »Sind Sie zu einem Urteilsspruch gekommen?«
    »Ja, Mr. Coroner. Wir sind der Überzeugung, dass der Verstorbene von einer unbekannten Person oder mehreren unbekannten Personen ermordet wurde.«
    Eine Sensation.
    »Und ferner glauben wir, dass Miss Joan Davis einen Versuch unternahm, den Verstorbenen zu töten.«
    Nach einem Moment ungläubigen Schweigens erklang aufgeregtes Geschnatter. Joan wurde sehr bleich. Die Pressevertreter begannen, in hysterischer Eile auf den Ausgang zuzustürzen. Der Coroner klopfte um Ruhe.
    »Ich gebe zu«, sagte er, während er die Jury mit unverhohlenem Ekel betrachtete, »dass der gedankliche Prozess, der Sie zu Ihrem Urteilsspruch geführt hat, für mich in keinster Weise nachvollziehbar ist. Dennoch wird die Polizei den Oberstaatsanwalt von Ihrer Entscheidung in Kenntnis setzen, der anschließend die weitere Vorgehensweise festlegt. Und als Bürger, denen das Gemeinwohl am Herzen liegt, werden Sie die Verantwortlichen sicherlich darüber informieren, mittels welcher esoterischen Methode dieser Mord ausgeführt worden sein soll.
    Etwas möchte ich noch sagen. Sie haben es für nötig befunden, in einem Zusatz zu ihrem Spruch eine bestimmte Person des versuchten Mordes zu beschuldigen. Ich möchte nochmals betonen, dass dieser Zusatz keinerlei Gültigkeit besitzt, dass er nicht mit einer Anklage zu verwechseln ist, dass es der Polizei vollkommen frei steht, ihn gegebenenfalls zu ignorieren und dass ich persönlich ihn für ein abschreckendes Beispiel aberwitziger und mutwilliger Verantwortungslosigkeit halte. Weiterhin würde ich die anwesenden Reporter darum bitten, diesen Zusatz mit der Diskretion zu behandeln, für die unsere Presse ganz zu Recht so berühmt ist … Das ist alles. Die Sitzung ist geschlossen.«
    »›Diskretion‹«, murmelte Fen zu sich selbst, als er mit den anderen zur Tür drängte. »Das zeugt von echtem Optimismus. ›Geschworene beschuldigen Primadonna des versuchten Mordes‹ … Ach, du grüne Neune.«

Kapitel 18
    Am Nachmittag stattete er einem der Geschworenen einen Besuch ab und erfuhr, dass die Beratung der Jury fast ausschließlich aus einem Monolog ihres Sprechers bestanden hatte. Offensichtlich wurde dieser von einer unbestimmten Boshaftigkeit angetrieben, der seine einfacher gestrickten Amtskollegen hilflos ausgeliefert waren. Darüber hinaus wurde deutlich, dass das auf Mord lautende Urteil weniger aufgrund der Beweislage als vielmehr wegen der sensationellen Mutmaßungen in den Zeitungen zustande gekommen war. Auch hatte das Argument, der Tote sei lebensmüde gewesen, keinen der Geschworenen überzeugt. Das, überlegte Fen, war nur recht und billig; war es doch von Anfang an das schwächste Glied in der Beweisführung der Polizei gewesen.
    Er rief Mudge an und erfuhr, dass der Sprecher der Jury tatsächlich einen anonymen Brief erhalten hatte. Er hatte ihn jedoch verbrannt, nachdem er sich seinen Inhalt eingeprägt hatte (an dieser Stelle wurde Mudges Ausdrucksweise vulgär). Auf dem Nachhauseweg kaufte Fen sich eine Zeitung, und er sah, dass seine Befürchtungen gerechtfertigt gewesen waren.
    Es folgten mehrere Tage des fieberhaften Kommens und Gehens. Die Reporter stürzten sich auf jeden, der nur im Entferntesten etwas mit dem Opernhaus zu tun hatte, Fen eingeschlossen, der sich ihrer schlimmsten Aufdringlichkeit jedoch entzog, indem er ihnen Antworten gab, die so skandalös und unglaublich klangen, dass niemand es wagte, sie abzudrucken. Elizabeth wurde strengstens bewacht. Adam ging sogar soweit, sich einen Revolver zu leihen, musste dann jedoch feststellen, dass die Waffe nicht nur zu schwer war, um sie mit sich herumzutragen, sondern dazu seine Hosentasche verdächtig ausbeulte. Also ließ er sie in seiner Garderobe in einer Schublade verschwinden und vergaß sie im selben Augenblick (und bemerkte nicht, dass genau in diesem Moment jemand an seiner Garderobe vorbeiging und von der Waffe Notiz nahm). Das Akonit war im Tee nachgewiesen worden. Mudge jagte hin und her und plagte sich mit Verhören, die zu nichts führten. Beatrix Thorn und der Meister nahmen im »Mitre« Quartier. Es sickerte durch, dass sie zumindest Elizabeth nicht überfallen haben konnten. Wie Zeugen bestätigten, waren die zwei den ganzen Tag zu Hause gewesen. Am Freitag wurden Judith

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