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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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riesige Balken in die Luft. »Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: Ist das Deutschlands dümmster Verbrecher? Und gleich daneben mein Foto.«
    »Ich finde, das siehst du zu schwarz«, meinte Gabriel. »Die DVD beweist doch, dass du in gutem Glauben gehandelt hast. Ich meine, niemand ist so blöd und nimmt seine eigene Straftat auf.« Auf einmal verzog sich sein Gesicht zu einer Grimasse und er prustete laut los. »Entschuldige bitte, Marc«, sagte er immer noch lachend. »Aber irgendwie ist das komisch.«
    »Freut mich, dass dich meine Geschichte erheitert«, erwiderte Marc. »Aber du wirst verstehen, warum ich nicht mitlache.«
    Gabriel rieb sich die Tränen aus den Augen. »Tut mir wirklich leid, Marc«, sagte er. »Aber du weißt ja, wie es ist: Ausgerechnet dann, wenn man nicht lachen darf, kann man einfach nicht mehr aufhören.« Er holte noch einmal tief Luft, dann hatte er sich wieder beruhigt. »Nein, im Ernst. Das ist doch ein Argument: Wenn du wirklich an dieser Mordverschwörung beteiligt gewesen wärst, hättest du diese Aufnahme nicht gemacht! Ich denke, wir sollten einfach in Ruhe abwarten, bis dieser Heinen wieder auftaucht. Dann wird sich alles aufklären.«
    »Und wenn er nicht wieder auftaucht?«
    Gabriel zuckte die Achseln. »Ich denke, dann hast du gute Chancen, dass alles im Sande verläuft. Der Status quo sieht doch so aus: Die Polizei hat einen Verdacht gegen dich, aber sie kann dir nichts beweisen, sonst säßest du schon in Untersuchungshaft. Und weitere Beweise werden sie nicht finden, weil du, wie wir ja beide wissen, mit dem Mord nichts zu tun hast. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen!«
    »Ich mache mir aber Sorgen!«, erwiderte Marc heftig. »Was ist denn, wenn sie mit dem, was sie jetzt schon haben, zum Haftrichter gehen? Ich verstehe sowieso nicht, warum sie das nicht schon längst getan haben. Meiner Meinung nach müsste das dreimal für einen Haftbefehl reichen.«
    Gabriel ließ sich Marcs Einwand durch den Kopf gehen. »Kann auch sein, dass sie noch einen anderen Grund haben, dich nicht zu verhaften«, sagte er dann. »Sie sind davon überzeugt, dass du die Tat nicht allein begangen und entweder mit Heinen oder einer anderen Person zusammengearbeitet hast. Jetzt hoffen sie, dass du zu dieser Person Kontakt aufnimmst und sie damit verrätst. Der Besuch der beiden Polizisten diente wahrscheinlich nur dazu, dich aufzuschrecken.«
    »Wenn das ihr Ziel war, haben sie es erreicht. Aber du könntest recht haben. Der eine Bulle hat betont, ich solle beten, dass Heinen wieder auftaucht. Das kam mir gleich komisch vor.« Marc hielt einen Moment inne. »Egal, was sie denken, sie sind auf dem falschen Dampfer. Auf die Polizei kann ich mich also nicht verlassen. Ich muss selbst etwas unternehmen. Ich muss Heinen finden. Nur er kann mich entlasten.«
    »Oder be lasten.«
    »Das Risiko muss ich eingehen. Ich kann auf jeden Fall nicht einfach nur rumsitzen und die Hände in den Schoß legen. Außerdem kann ich mich jetzt sowieso auf nichts anderes konzentrieren.«
    Gabriel blies die Backen auf und ließ dann die Luft langsam wieder entweichen. »Was sagt Melanie dazu?«
    Marc strich sich mit der Hand über das Gesicht. »Das kann ich mir schon denken.«

14
    Melanie sagte gar nichts, nachdem Marc ihr von dem Besuch der Polizei erzählt hatte. Stattdessen vergrub sie das Gesicht in den Händen und fing leise an zu weinen. Und das war für Marc hundertmal schlimmer, als wenn sie ihn angeschrien hätte. Sofort meldete sich sein schlechtes Gewissen. Hilflos saß er neben ihr und wusste nicht, was er tun sollte.
    »Ach, Marc«, sagte Melanie schließlich. »Warum passiert so etwas immer dir?«
    Marc sah sie erstaunt an, was war das für eine Frage? »Wie meinst du das?«
    »Du hast mich schon verstanden. Dauernd gerätst du in solche abstrusen Situationen. Und ich glaube, ich kenne den Grund dafür. Du willst es jedem recht machen. Du versuchst, jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen, und dadurch wird im Endeffekt alles nur noch schlimmer.«
    »Das ist nicht wahr!«, protestierte Marc. »Ich habe mir meine Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht. Ich war kurz davor gewesen, mich ganz aus dieser Sache herauszuhalten, aber mein Gewissen hat mir keine Ruhe mehr gelassen. Ich habe gefühlt, dass ich dieser Frau gegenüber eine Verantwortung habe.«
    »Und was ist mit deiner Verantwortung Lizzy und mir gegenüber?«
    »Ich habe dir versichert, dass ihr nicht mit hineingezogen werdet, und dabei

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