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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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bleibt es.«
    »Du verstehst es einfach nicht, Marc. Wir hängen doch schon mit drin. Oder glaubst du, es lässt uns kalt, wenn gegen dich wegen Mordes ermittelt wird?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich hätte nie geglaubt, dass meine Hilfe für Johanna Reichert bekannt wird. Wer konnte schon damit rechnen, dass jemand eine Kopie der Videoaufnahme an die Polizei schickt?«
    »Du belügst dich selbst, Marc, und das weißt du auch. Du kennst doch Murphys Gesetz: Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Früher oder später wird die schlimmstmögliche Verkettung von Umständen eintreten. Und genau davor haben Gabriel und ich dich gewarnt.«
    Marc seufzte. Auch wenn er Melanie nicht hundertprozentig zustimmen konnte, war der ein oder andere Einwand berechtigt. Doch eines wollte er auf jeden Fall vermeiden: einen großen Streit mit seiner Freundin, der vielleicht zum Bruch ihrer Beziehung führen konnte.
    »Jetzt weiß ich das auch«, sagte er beschwichtigend. »Aber ich habe nun mal eine andere Entscheidung getroffen. Jetzt muss ich damit leben und das Beste daraus machen. Bisher ist ja noch gar nichts passiert. Ermittlungsverfahren werden jeden Tag tausendfach eröffnet, aber die weitaus meisten werden auch schnell wieder eingestellt. Ich bin mir sicher, dass sich die ganze Geschichte bald aufklären wird.«
    Melanie machte ein skeptisches Gesicht. »Ich hoffe, du behältst recht«, sagte sie. »Nein, das ist sogar mein einziger Wunsch. Ich will hier nur in Frieden mit Lizzy und mit dir leben.«
    Marc legte ihre Hand in seine und sah ihr tief in die Augen. »Das will ich auch. Und ich verspreche dir hiermit noch einmal, Lizzy und dich aus dieser Sache herauszuhalten, damit wir bald wieder zur Normalität zurückkehren können.« Er stutzte, als sei ihm gerade etwas eingefallen. »Apropos Normalität: Ich habe mir überlegt, dass wir Gabriel demnächst zum Essen einladen könnten. Seit er wieder in Biele feld ist, war er erst einmal bei uns. Ich glaube, er ist ein wenig einsam. Und seine Kanzlei läuft auch noch nicht richtig.«
    Er betrachtete Melanie gespannt, ihre Reaktion würde ihm Aufschluss darüber geben, ob sie bereit war, ihm zu verzeihen.
    »Du meinst, noch schlechter als deine?« Über Melanies Gesicht zog ein Lächeln und Marc war erleichtert. Dass sie schon wieder zu Scherzen aufgelegt war, wertete er als gutes Zeichen.
    »War das ein Ja?«, fragte er.
    Melanie rang sich zu einer Antwort durch. »Von mir aus. Aber du weißt ja, dass ich mit Gabriel bei Weitem nicht so gut klarkomme wie du.«
    Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Melanie und Gabriel waren nie richtig warm miteinander geworden, auch wenn Marc den Grund dafür nicht kannte. Wahrscheinlich gab es den auch gar nicht. Die Chemie zwischen den beiden stimmte einfach nicht. Oder es war etwas vorgefallen, von dem er nichts wusste.
    »Was hast du eigentlich gegen Gabriel?«, wagte er sich vorsichtig vor.
    »Er ist irgendwie …«, sie suchte nach dem richtigen Wort, »… irgendwie nervig. Benimmt sich wie ein Jugendlicher in der Pubertät. Manchmal denke ich, Lizzy ist reifer und vernünftiger als er.«
    »Er hat eine schwere Zeit hinter sich«, verteidigte Marc seinen Freund. »Erst die Trennung von seiner Frau und seinen Kindern, dann der Umzug von Stuttgart nach Bielefeld, die neue Kanzlei. Das setzt ihm alles ziemlich zu. Aber glaub mir: Er ist ein guter Mensch. Ich kenne ihn jetzt seit über zwanzig Jahren und konnte mich immer hundertprozentig auf ihn verlassen. Wenn ich ihn gebraucht habe, war er für mich da. Da kann ich ihn jetzt nicht hängenlassen. Außerdem hast du ihn erst vor einem knappen Jahr kennengelernt und seitdem kaum gesehen. Vielleicht müsst ihr euch nur häufiger treffen und mal aufeinander einlassen. Da wäre ein gemeinsames Essen doch ein guter Anfang. Wie wäre es mit nächstem Samstag?«
    Melanie ging im Geiste ihre Termine durch. »Können wir machen«, sagte sie dann. »Am besten so um halb acht.«
    »Gut, ich gebe Gabriel Bescheid.«
    Der Rest des Abends verlief ruhig. Marc schaute fern, während Melanie noch ein paar Stunden am PC arbeitete. Um elf Uhr gingen sie gemeinsam ins Bett. Marc lag wach, der Besuch der Polizei lief immer wieder wie ein Film in seinem Kopf ab. Um seine Gedanken zu ordnen, machte er einen Plan für den nächsten Tag. Als Erstes würde er Johanna Reicherts Neffen Andreas Rottmann aufsuchen, dann Charlotte Vollmer. Die Vorstellung, jetzt wenigstens einen kleinen Teil seines

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