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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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Aber das war am Ende wohl egal. Er hatte herausgefunden, was er herausfinden wollte: Gabriel und Julia würden nie mehr ein Paar werden.
    Sie bestellten sich eine weitere Runde. »Hast du eigentlich noch etwas über die Beziehung Heinens zu von Neuendorff in Erfahrung gebracht?«, erkundigte sich Marc.
    »Nicht das Geringste. Es gibt im Netz keinerlei Hinweise darauf, dass die beiden nach den Siebzigerjahren noch Kontakt hatten. Und ich wüsste auch nicht, wie wir da weiterkommen könnten.«
    »Vielleicht bei Heinen selbst«, schlug Marc vor.
    Gabriel machte ein irritiertes Gesicht. »Ist der wieder aufgetaucht?«
    »Nein. Aber ich glaube, es gibt da trotzdem einen Weg.«

34
    Am folgenden Morgen zog Marc seinen Trainingsanzug und seine Joggingschuhe an. In der rechten Hosentasche verstaute er seinen Schlüssel und zwei Fünfzigeuroscheine, in der linken eine kleine, aber wattstarke LED-Taschenlampe, die ihn beim Laufen kaum beeinträchtigen würde. Um kurz nach neun zog er die Haustür hinter sich zu, vollführte einige demonstrative Dehnübungen und joggte in gemächlichem Tempo los.
    Etwa alle dreißig Sekunden schaute er über seine Schulter nach hinten. Marc war sich zwar nicht sicher, ob er permanent observiert wurde, aber bei dem, was er heute vorhatte, konnte er beim besten Willen keine Beobachter gebrauchen.
    Als er ein Waldstück erreichte, das er seit seiner Kindheit wie seine Westentasche kannte, beschleunigte er seine Schritte. Die nächsten zwanzig Minuten rannte er kreuz und quer durch den Wald, bis er sich absolut sicher war, dass ihm niemand folgte.
    Dann suchte er einen nahe gelegenen Taxistand auf, ließ sich nach Gütersloh bringen und in der Nähe des Stadtparks absetzen. In dieser Gegend lebte, wer es in Gütersloh zu etwas gebracht hatte: Unternehmer, Ärzte und leitende Angestellte der Weltunternehmen Bertelsmann und Miele.
    Marc trabte langsam durch grüne Alleen, vorbei an Grün derzeitvillen und einigen Neubauten, die hinter hohen Hecken von den Blicken ihrer Nachbarn und neugieriger Passanten abgeschirmt waren. Dieser Wunsch nach Abgeschiedenheit und Ruhe kam Marc jetzt sehr entgegen.
    Auch Heinens Einfamilienhaus lag auf einem großen Grundstück, das mit Büschen, Hecken und Bäumen so zugewachsen war, dass man das anderthalbstöckige Gebäude darauf nur erahnen konnte.
    Marc öffnete eine Pforte und schritt den mit Steinplatten ausgelegten Pfad entlang, der durch einen kunstvoll verwilderten Vorgarten führte.
    Marc fiel als Erstes auf, dass sämtliche Jalousien an der Vorderseite des Hauses heruntergelassen waren, was Heinens Domizil einen trutzburgähnlichen Charakter verlieh.
    Als Marc direkt vor der Eingangstür stand, sank seine Hoffnung, hier noch irgendetwas von Wert zu finden: Auf Tür und Zarge klebte ein großes Polizeisiegel. Marc hatte zwar geahnt, dass das Anwesen bereits durchsucht worden war, aber jetzt, wo er die Bestätigung vor sich sah, empfand er doch eine gewisse Enttäuschung.
    Trotzdem, sagte er energisch zu sich selbst. Jetzt bist du hier, jetzt musst du die Sache auch durchziehen.
    Er drückte pro forma auf die Klingel neben dem Briefkasten, der mit Werbezeitungen und Prospekten vollgestopft war, aber erwartungsgemäß wurde ihm auch nach mehreren Versuchen nicht geöffnet.
    Marc machte ein paar Dehnübungen und sah sich dabei unauffällig um. Die Straße war von hier aus kaum zu sehen, das Gleiche galt für die weit entfernten Nachbarhäuser.
    Nach einem letzten Kontrollblick machte Marc sich auf einen Rundweg um das Haus. Hier bot sich das gleiche Bild. Fenster und Türen waren verschlossen, die Jalousien heruntergelassen.
    Marc rieb sich den Nacken, unschlüssig, wie er weiter vorgehen sollte. Dabei fiel sein Blick auf ein Fenster aus Milchglas. Es handelte sich um das einzige Fenster ohne Rollladen, allerdings war es ziemlich klein und auch höher angebracht als die anderen Fenster.
    Marc versuchte anhand seiner Körpergröße und seines Fitnesszustandes abzuschätzen, ob er es schaffen konnte, auf diesem Weg in das Haus zu gelangen. Er beschloss, dass es immerhin einen Versuch wert war, holte die Taschenlampe hervor und stemmte sich die Fensterbank hoch. Dann holte er aus und schlug mit dem Griff der Lampe zu. Er brauchte drei Versuche, bis das Glas mit einem lauten Krachen in tausend Stücke zersplitterte. Marc ließ sich erschreckt auf den Boden fallen und horchte in die Stille. Irgendwo bellte ein Hund, ansonsten blieb es vollkommen ruhig.
    Nach einer

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