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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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stattdessen den Tag mit meinem Dad zu genießen.
    Als ich aus dem Bad kam, roch ich Kaffee und den Duft von frischen Backwaren. Mein Dad hatte Tiefkühlbrötchen in den Ofen geschoben. Marmelade, Honig und Erdnussbutter standen auf dem Tisch. Lecker! Er breitete eine Landkarte vor mir aus und zeigte mir die Orte, die ihn interessierten. Wollten wir die wirklich alle ansehen, mussten wir einen regelrechten Marathon hinlegen.Die Kaisertherme stand als letzter Punkt auf dem Programm. Sie lag mitten in Trier.
    »... und danach gehen wir Pizza essen!«, beendete er seine Planung.
    Im Hinblick auf unser volles Programm fiel das Frühstück eher kurz aus. Wir stiegen ins Auto und fuhren los.
    Es gab unglaublich viel zu sehen. Am meisten beeindruckten mich die Schlösser. So etwas kannte ich nur aus den Erzählungen meiner Mutter. In den USA gab es nichts Vergleichbares. Auch die Parks waren überwältigend. Doch so schön alles war, richtig genießen konnte ich es nicht. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu Mike und seinen Vorwürfen ab.
    Wir gönnten uns eine kurze Mittagspause in einem netten, kleinen Restaurant direkt an der Mosel und fuhren dann weiter. Am späten Nachmittag erreichten wir die Kaisertherme. Viel Zeit blieb uns nicht mehr für eine Besichtigung. Bald wurde geschlossen. Wir stellten das Auto ab und eilten zum Eingang, wobei mein Blick an etwas hängen blieb. Hinten am Ende des Parkplatzes stand eine hellblaue Vespa. Mein Herz machte einen Satz. War das Christoph? War er womöglich auch hier? Spionierte er mir etwa tatsächlich nach, so wie er es bei Veronika angeblich getan hatte? Schließlich hatte er mir den Besuch der Kaisertherme empfohlen. Allerdings hatte Mike das auch getan. Und von den vielen Autos zu schließen, die hier auf dem Parkplatz standen, war dies ein beliebtes Ausflugsziel.
    Ich schüttelte den Kopf. Vielleicht wurde ich langsamverrückt oder ich litt tatsächlich unter Verfolgungswahn? Hellblaue Vespas gab es in Trier sicher jede Menge. Und auch wenn Christoph hier wäre: Was war daran schlimm? Vielleicht wollte er mich einfach nur sehen. Ich blickte mich um. Aber unter den vielen Besuchern konnte ich niemanden entdecken, der Christoph auch nur annähernd ähnlich sah.
    Ich war dankbar für den Vorschlag meines Dads, eine Pause im Café vor dem Eingang zu machen. Er bestellte sich einen Cappuccino, während ich mir eine heiße Schokolade gönnte.
    Als ich aufstand, sagte er: »Ich glaub, ich genehmige mir noch eine Tasse und warte hier auf dich. Hab mir schon Plattfüße gelaufen.« Er streckte sich und gähnte.
    Eigentlich hatte ich auch keine so rechte Lust mehr, aber wenn ich schon einmal hier war, wollte ich es mir auch ansehen. Also machte ich mich auf den Weg in das Museumsgelände. Der Innenhof war eingekesselt von hohen Steinmauern, die über die Jahre hinweg von Kletterpflanzen überwuchert worden waren. Vor mir stand in einem halbrunden Kreis das ehemalige große Becken mit imposanten Fensterbögen. Mehrere dunkle Gänge führten von hier aus in das Innere des Bauwerkes. Ich lief durch das alte Gemäuer und sah mir alles an. Als über einen Lautsprecher eine Männerstimme das baldige Schließen der Therme verkündete, blieben mir nur noch zehn Minuten.
    Gerade wollte ich mich auf den Weg zurück zum Café machen, da piepste mein Handy.
    Eine neue Nachricht. Bin unten in den Gängen. Pass auf, dass dich keiner sieht, und komm runter.
    Was? Unsicher drehte ich mich um. Von wem war die Nachricht? Etwa von meinem Dad? Hatte er es sich doch anders überlegt? Aber warum sollte mich keiner sehen, wenn ich zu ihm ging? Seltsam! Die Nummer des Absenders wurde nicht angezeigt. Das war mir nicht geheuer. Vielleicht war Christoph doch hier und wollte mich einfach alleine treffen, ohne meinem Dad über den Weg zu laufen. Zögernd ging ich zurück zu der Treppe, die hinunter in die dunklen, gewölbten Gänge führte. Einige Besucher kamen mir entgegen. Alle liefen bereits Richtung Ausgang. Ich musste mich beeilen.
    Mit gemischten Gefühlen eilte ich die Treppe hinunter. Kühle, feuchte Luft schlug mir entgegen. Es roch ein wenig modrig, als mich die dicken Steinmauern umgaben. Die Gänge waren eng und bedrückend. Nicht gerade mein Geschmack. Kein schöner Ort für ein Date. Warum sollte mich Christoph ausgerechnet hier treffen wollen? Vorsichtig ging ich weiter. Meine Finger fuhren dabei über den rauen Stein. Die Neonröhre an der Decke flackerte unangenehm, spendete nur spärliches

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