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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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diese Rolle geliebt. Bei den Proben war ich immer dabei. Den Textkonnte ich schon längst auswendig und die Choreografie habe ich heimlich zu Hause geübt. Irgendwann einmal habe ich erwähnt, wie gerne ich diese Rolle spielen würde.« Sie zitterte. Tränen strömten über ihre Wangen. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht. Ich zog ihre Arme energisch weg. Sie durfte nicht aufhören zu erzählen, nicht jetzt. Geli wusste alles, das fühlte ich.
    »Du kannst es mir sagen!«, forderte ich sie auf. »Bei mir ist dein Geheimnis sicher.«
    Ihre Stirn hatte tiefe Falten bekommen. Ihr Blick war so hilflos, dass ich sie am liebsten in den Arm genommen hätte. Aber wir hatten keine Zeit. Jeden Moment konnte jemand reinkommen.
    Endlich sprach sie weiter. »Ich hätte niemals erwähnen dürfen, dass ich gerne der weiße Schwan wäre. Aber das habe ich erst viel später gemerkt. Es war der größte Fehler meines Lebens.«
    »Was? Dass du gerne die Rolle gespielt hättest?«, fragte ich verwirrt. Was konnte daran so schrecklich sein?
    »Herr Simon hat mich daraufhin als Zweitbesetzung eingeteilt ...« Geli senkte ihren Kopf. Tränen tropften auf den kalten Fliesenboden.
    Herr Simon, dachte ich verwirrt. Schon wieder. Was hatte er damit zu tun?
    Geli schniefte. Ich riss Toilettenpapier ab und hielt es ihr hin. »Und dann ... als die Premiere immer näher rückte ... das war meine Chance, verstehst du? Sonst hätte ich diese Rolle ja nie spielen können. Ich wusstedoch nicht ... oh Gott!« Sie brach schluchzend ab. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte ihren Körper.
    »Geli!« Ich rüttelte an ihren Schultern. »Was ist damals passiert?«
    Die Tür zur Toilette flog auf. Zwei Mädchen unterhielten sich lachend. Klack! Die Kabinen neben uns wurden verriegelt.
    Geli schüttelte den Kopf. Dann drehte sie mit einem Ruck den Riegel herum, riss die Tür auf und stürzte an mir vorbei nach draußen.

Kapitel 34
    Geli war wie vom Erdboden verschluckt. Fassungslos blieb ich stehen. Um mich herum eilten Schüler in ihre Klassen, Lehrer unterhielten sich, während sie zum Unterricht gingen. Ich stand nur da, unfähig, mich zu bewegen. Geli wusste mehr, als ihr selbst lieb war, und sicher hatte es mit Veronikas Tod zu tun. War es vielleicht doch kein Unfall gewesen? Hatte Neela mit ihren Träumen etwa recht? Aber was war dann geschehen? Und vor wem hatte Geli solche Angst? Es musste jemand sein, der hier auf die Schule ging, sonst hätte sie ja nicht alles drangesetzt, mich zu vertreiben. Ein Schüler? Ein Lehrer? Sie hatte Herrn Simon erwähnt ... Mir war übel. Was sollte ich denn jetzt machen?
    Ich steuerte kurzerhand das Direktorat an. Höchste Zeit, Herrn Kurz zu erzählen, was ich wusste.
    Gerade wollte ich am Sekretariat anklopfen, da öffnete sich die Tür zum Lehrerzimmer. Herr Simon trat, frisch gestylt, mit seinem typischen Zahnpastalächeln, auf mich zu.
    »Sam! So fängt der Tag ja gleich noch schöner an«, sagte er und legte seinen Arm um meine Schulter.
    »Ich wollte gerade zu Herrn Kurz«, erklärte ich und wollte mich aus seiner Umarmung winden. Aber Herr Simon hielt mich fest.
    »Das wird warten müssen. Schließlich beginnt der Unterricht gleich.« Der Gong ertönte. »Siehst du!« Er grinste noch breiter. Die Tür zum Lehrerzimmer ging ein zweites Mal auf. Christoph stand vor mir. Irritiert blickte er erst zu mir, dann zu Herrn Simon und schließlich auf dessen Arm um meine Schulter. Seine Stirn zog sich in tiefe Falten.
    »Wird es nicht auch für dich Zeit, zum Unterricht zu kommen?«, wandte sich Herr Simon an Christoph und zog mich weg von der Tür, den Gang entlang. Ich blickte mich um und sah, wie Christoph uns hinterherstarrte.
    »Was wolltest du denn so dringend von Herrn Kurz?«, fragte Herr Simon, als wir um die Ecke waren.
    »Ach ...«, stotterte ich und versuchte, meine Schulter aus seinem Arm zu drehen, was mir schließlich gelang. Was war nur los mit ihm? Warum musste er mich ständig betatschen? »Ich wollte etwas mit ihm besprechen.«
    »Das kannst du doch vielleicht auch mit mir?«
    Ich schüttelte hastig den Kopf. »Nicht so wichtig«, log ich. Keine Ahnung, welche Rolle Herr Simon in dem Ganzen spielte. Aber anvertrauen wollte ich mich ihm bestimmt nicht.
    »Na dann!« Wir hatten das Klassenzimmer erreicht. Er öffnete die Tür. Bevor ich ausweichen konnte, legte er erneut seinen Arm um meine Schulter und schob mich hinein. Kam es mir nur so vor oder starrten mich alle an?
    Alle bis auf Geli – ihr

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