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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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keine Ahnung!«
    Oh doch, ich hatte Ahnung. Ich wusste, wie es war. Wie sehr man jemanden vermissen konnte. So sehr, dass man selbst nicht mehr wusste, wie man weiterleben sollte.
    Ich dachte zurück an den Traum, in dem meine Mutter mit mir durch den Wald gegangen war. So ähnlich wie hier hatte es darin auch ausgesehen. Ich schüttelte den Kopf. Nie wieder konnte ich mit meiner Mutter durch den Wald gehen. Nur noch in meinen Träumen.
    »Es war ein schrecklicher Unfall«, sagte ich schließlich. Ich wollte Caro trösten. Und etwas Besseres fiel mir nicht ein. Sie starrte hinüber zum Abhang.
    »Wer konnte schon ahnen, dass ein Wespenstich solche Folgen haben würde«, fügte ich hinzu.
    »Daran war nur Schwanensee schuld!«, sagte Caro leise.
    Ich stutzte. »Was? Warum Schwanensee ?«
    »Sie wusste es! Veronika hatte so etwas doch schon einmal gehabt. Seitdem wusste sie, dass sie gegen Insektenstiche allergisch war. Es ist sogar auf meiner Geburtstagsparty passiert. Es gab Kuchen und eine Menge Wespenwaren unterwegs. Veronika wurde gestochen. Sie hat zu zittern angefangen und wurde kreidebleich. Dann bekam sie nur noch schwer Luft. Wir hatten furchtbare Panik. Der Notarzt war sofort da und hat ihr etwas gespritzt. Veronika lag danach über eine Woche im Krankenhaus.«
    »Und was hat das alles mit Schwanensee zu tun?«, fragte ich.

Kapitel 39
    Caro sprach langsam weiter und ihre Stimme klang dabei, als wäre sie weit, weit weg.
    »Weißt du, dass er Thomas heißt?«, fragte sie zusammenhanglos.
    »Wer?«
    »Herr Simon«, sagte sie sanft. »Er heißt Thomas. Ich nenne ihn Tom.«
    Warum nannte sie unseren Klassenlehrer beim Vornamen? Sie kam mir seltsam vor, als wäre sie gar nicht richtig wach. Als träumte sie ihren eigenen Traum. Wieder ging ihr Blick durch mich hindurch. Angst erfasste mich. Plötzlich wollte ich einfach nur hier weg. Zurück zur Bushaltestelle.
    »Caro, lass uns wieder gehen!« Meine Stimme klang panisch. Hoch, fast schrill. Aber Caro beachtete mich gar nicht. Sie starrte auf die Schlucht und sprach weiter.
    »Veronika, Neela und Christoph waren für die Bearbeitung von Schwanensee gemeinsam verantwortlich. Aber irgendwie hat Tom plötzlich nur noch Veronika beachtet. Sie wusste, wie sie sich in Szene setzen musste. Christoph und Neela war das egal. Sie haben nichts dazu gesagt. Veronika hat alle Lorbeeren alleine kassiert. Christoph war total verknallt in sie und Neela ... der war das alles nicht so wichtig.«
    Ich blickte sie verwundert an. Ich verstand nicht, was das Ganze mit Veronikas Tod zu tun haben sollte. Und Herr Simon? Welche Rolle spielte er dabei?
    »Tom hat ab und zu sogar den Part des Prinzen übernommen, wenn David ausfiel.« Ihr Gesicht verzog sich seltsam, als sie mich ansah. »So wie bei dir heute!«, fügte sie nachdenklich hinzu, dann sprach sie weiter: »Sie ist um Tom herumstolziert, als wäre sie eine echte Prinzessin. Es war widerlich. Ständig hat er sie gelobt, wie gut sie war und wie toll sie ihre Rolle spielte. Veronika, der weiße Schwan!«
    Ich verstand noch immer nichts.
    »Mich hat er gar nicht mehr beachtet. Alles war plötzlich anders. Früher hat er oft gelacht, Späße mit mir gemacht. Zu Beginn der Proben hat er meine Leistungen immer hervorgehoben. Er hat mir gesagt, wie perfekt ich die Rolle spiele – die Odile, den schwarzen Schwan. So glaubwürdig, meinte er. Die Rolle sei wie für mich gemacht . Als er den Prinzen gespielt hat, in der Woche, als David krank war – das war die schönste Woche meines Lebens. Wir haben viel geprobt. In der Ballsaal-Szene hat er mich in den Arm genommen, mit mir getanzt. Ich war so glücklich. Er hätte mich sicher auch geküsst, wenn nicht Veronika wieder einmal zum falschen Zeitpunkt aufgetaucht wäre.«
    Wie? Von was sprach sie denn da? Ich blickte sie verwirrt an und plötzlich verstand ich. Die bittere Wahrheit lag so nah und ich hatte sie nie gesehen.
    »Caro, das war doch nur eine Rolle. Er hatte den Prinzennur gespielt «, sagte ich. Irgendwie ahnte ich, was jetzt kam.
    Sie schüttelte schnell den Kopf. »Nein, das war nicht gespielt. Er liebte mich genauso wie ich ihn. Doch dann war alles anders. Veronika hatte sich zwischen uns gedrängt. Das konnte ich doch nicht zulassen, oder? Eine Woche Krankenhaus so kurz vor der Premiere würde reichen, damit Veronika nicht mehr spielen konnte.«
    »Aber Caro. Es war ein Theaterstück!«, sagte ich bestürzt. Ich hatte Angst davor, was sie mir noch erzählen würde.
    »Er

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