Schwanengrab
weiße Schwan am Theaterhimmel! Gratuliere!
Sunny: Danke, aber darauf kann ich verzichten!
Mike: Warum? Was ist los? Ist doch toll.
Er hatte ja keine Ahnung. Vielleicht war ich nächste Woche schon gar nicht mehr auf der Schule, dann konnten sie sich einen neuen Schwan suchen.
Sunny: Schwanensee hat alles kaputt gemacht!
Ich spürte, wie mir wieder Tränen warm und feucht über die Wangen liefen.
Mike: Ja! Das kenne ich.
Was hatte er denn bitte damit zu tun?
Mike: Schwanensee hat nicht nur bei dir alles kaputt gemacht. Auch bei Veronika!
Veronika. Schon wieder!
Mike: Willst du alles erfahren? Ich weiß, was geschehen ist!
Er wusste es!
Sunny: Was weißt du und woher?
Mike: Ich kann dir alles erklären. Aber nicht hier. Kannst du dich mit mir treffen?
Sunny: Ja! Wann?
Mike: Jetzt!
Mir lief ein Schauer über den Rücken.
Mike: In einer Dreiviertelstunde geht der Überlandbus zur Teufelsschlucht. Also bist du um kurz nach halb sieben da. Wir sehen uns, in Ordnung?
Er gab mir die Busnummer und sagte mir, wo ich aussteigen musste.
Sunny: Warum nicht einfach im Sorini? Du kannst mir dort alles erzählen.
Mike: Nein! Da sitzen mir zu viele, die mithören. Außerdem würdest du dann die Zusammenhänge nicht verstehen. Du musst es mit eigenen Augen sehen, um es zu begreifen.
Sunny: Und woher weißt du das alles?
Mike: Ich bin nicht der Einzige, der es weiß, glaube mir. Aber ich bin der Einzige, der darüber spricht, und ich bin ehrlich und erkläre dir alles.
Ehrlich! Das war es doch, was ich wollte. Jemand, der mich nicht anlog oder hinterging.
Das schöne Wetter hatte sich verzogen und der vorhergesagten Kaltfront Platz gemacht. Ich dachte nicht nach, handelte einfach, als wäre mein Verstand betäubt, zog mich an, steckte mein Handy und Kleingeld in die Jackentasche und lief los.
Zum Bus schaffte ich es pünktlich. Als ich mich in eine der hintersten Reihen setzte, begann es zu nieseln.
Kapitel 38
Während der Fahrt kam mir alles wieder in den Sinn, was ich über Veronika erfahren hatte. Dass sie gerne im Mittelpunkt stand und eine ganz schöne Zicke sein konnte. Dass Christoph in sie verliebt war ... vielleicht auch Herr Simon. Dass sie jeden um den Finger wickeln konnte, Drohbriefe erhielt und natürlich ihre Allergie. Und nicht zuletzt ihr Unfall, die Wespenstiche und ihr Sturz in die Schlucht. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich sie nicht gemocht hätte. Nicht nur wegen der Sache mit Christoph. Christoph ... Immer wieder dachte ich an ihn und daran, wie nah er mir an diesem Morgen gewesen war. Die Tage davor liefen wie ein Film vor mir ab. Es war so schön mit ihm, ich war so gerne mit ihm zusammen. Doch jetzt ...
»Nächste Station Teufelsschlucht «, hörte ich die Durchsage. Ich drückte auf den Knopf an der Tür, um das Haltesignal zu geben. Keiner der anderen Fahrgäste stieg mit mir aus.
Außer einem schäbigen Bushäuschen und einer großen Infotafel gab es hier nichts und von Mike war auch keine Spur zu sehen. Bravo! Was für eine blödsinnige Idee, sich mit ihm hier zu treffen.
Es war kälter geworden und das Holzhäuschen bot kaum Schutz. Trotzdem stellte ich mich unter. Der eisigeWind pfiff ungehindert durch die vielen Ritzen. Ich wollte gerade auf den Busfahrplan schauen, als ich hinter der Holzwand Kies knirschen hörte. Erschrocken fuhr ich herum. War das Mike? Mein Verstand meldete sich leider zu spät. Plötzlich bekam ich Angst. Was, wenn Mike gar kein Schüler war? Was, wenn er mich absichtlich in eine Falle gelockt hatte? Ich bekam Gänsehaut rauf und runter. Die Schritte näherten sich.
Ich schrie auf, teils vor Schreck, teils vor Erleichterung, als ich Caro vor mir stehen sah. Zum ersten Mal war ich fast froh, sie zu sehen. Sie schob die Kapuze ihrer Regenjacke zurück und musterte mich eindringlich.
»Was machst du denn hier?« Die ganze Spannung, die sich in mir angestaut hatte, entlud sich in diesem einen Satz. Ich zitterte regelrecht, aber nicht vor Kälte.
»Und du?«, meinte sie und verzog ihren Mund.
»Ich bin hier verabredet«, stammelte ich unsicher.
Sie blickte mich unheilvoll an, dann hob sie die Handflächen nach oben, als wollte sie prüfen, ob es regnet. Der Nieselregen wurde stärker, es war kalt und unwirtlich. »Er wird nicht kommen! Zumindest nicht hierher. Bei diesem Sauwetter ...«
Ich brauchte einige Zeit, bis ich verstand, von wem sie sprach. »Woher willst du das wissen?«, fragte ich gereizt.
»Warum wolltest du dich mit ihm
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