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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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könnte sie nicht mehr ansehen, sie wäre ja nicht da. Dann würde er sich nicht mehr nur um sie kümmern. Aber die Proben würden weitergehen. Eine andere würde die Odette spielen – Geli vielleicht. Sie war richtig scharf auf die Rolle. Hat heimlich geübt. Und sie war keine Konkurrenz für mich. Ich war gut, wirklich gut! Er hätte mich wieder beachten müssen ... mich und nicht sie. Verstehst du!«
    »Was hast du getan?« Ich war wie vom Donner gerührt. Caros Blick hatte etwas Verrücktes angenommen. Ich bekam schreckliche Angst. Wie hatte ich mich nur darauf einlassen können, hierherzukommen? Wie dumm war ich eigentlich? Keiner wusste, wo ich steckte, keiner würde nach mir suchen ...
    »Aber Caro. Er hat dich nicht geliebt!«, sagte ich so ruhig wie möglich. Es waren genau die falschen Worte.
    »Halt dein Maul!«, schrie sie mich an und machte einen Schritt auf mich zu. Erschrocken wich ich nach hintenaus und stieß hart gegen einen knorrigen Baumstamm. »Natürlich hat er das!« Ihre Stimme zitterte so sehr, dass ich Mühe hatte, sie zu verstehen. »Hast du denn nicht gemerkt, wie er mich angesehen hat, als er mich nach Gelis Unfall dazu überreden wollte, dir die Rolle des weißen Schwans zu überlassen?«
    Ich schüttelte entsetzt den Kopf. »Aber er hat dich doch gar nicht dazu überredet«, widersprach ich leise. »Er hat es einfach so entschieden.« Was ging nur in Caros Kopf vor? In was hatte sie sich da hineingesponnen?
    »Sei still!«, zischte sie mich an. Sie wirkte plötzlich ganz anders. Ihre Augen hatten sich verändert, dunkel und bedrohlich sahen sie aus. Auch ihre Körperhaltung, als wäre sie ein anderer Mensch. Sie bückte sich und packte einen dicken Ast, der am Boden lag. Wütend hielt sie ihn in die Höhe. Entsetzt presste ich die Hand auf den Mund, um nicht loszuschreien. Ich durfte jetzt nicht in Panik verfallen, musste einen klaren Kopf bewahren. Vorsichtig fasste ich in meine Jackentasche und tastete so unauffällig wie möglich nach meinem Handy. Ich hoffte inständig, dass Caro den leisen Brummton nicht hören würde, den das Handy immer von sich gab, wenn man es einschaltete. Um sie abzulenken, sprach ich weiter.
    »Aber wie kam es, dass Veronika ausgerechnet dann tatsächlich von einer Wespe gestochen wurde? So kurz vor der Premiere?« Meine Finger fanden die Wahltaste. Ich hatte genug Übung mit dem Handy. In Berkeley hatten wir uns oft – verbotenerweise – SMS unter der Bankgeschickt, ohne dabei hinsehen zu müssen. Den Zugangscode konnte ich blind eintippen, auch die Wahlwiederholungstaste fand ich auf Anhieb. Das letzte Mal hatte ich Christoph angewählt, um ihm meinen Frust als SMS zu schicken. Seine Nummer musste also gespeichert sein. Ich hoffte inständig, er würde sein Handy dabeihaben. Betete darum, dass er meinen Anruf hören würde. Und vor allen Dingen, dass er ihn auch entgegennahm, sobald er meinen Namen auf dem Display las. Was, wenn er meinen Anruf einfach wegdrückte, weil er mich nicht mehr ausstehen konnte?
    Caros Gesicht hatte eine hässliche rote Farbe angenommen. Ihre Haare hingen in nassen Strähnen an ihr herab. Der Nieselregen war stärker geworden. So wie sie jetzt vor mir stand, sah sie vollkommen irr aus.
    »Ich war nicht allein!« Sie lächelte seltsam und ihre Stimme klang für eine Sekunde ganz sanft. »Nicht allein, verstehst du?«
    Nein, schrie es in mir. Ich verstehe es nicht.
    »Mike hat mir geholfen!«, flüsterte sie.
    »Mike?« Ich drückte mich noch mehr an den Baumstamm, um nicht zu taumeln. Ängstlich blickte ich mich um. Dann war er hier doch irgendwo? Lauerte er hinter einem Baum oder einem Busch und beobachtete uns heimlich?
    »Du und Mike ...? Ist er hier?«, fragte ich vorsichtig.
    Sie lachte ein dunkles, kehliges Lachen. Ihre Stimme klang wieder so fremd. »Vielleicht! Vielleicht auch nicht. Man weiß nie so genau, wann er kommt. In diesen Dingenist er eher unzuverlässig!« Das letzte Wort schrie sie mir entgegen. Ich zuckte zusammen. Dann fuhr sie fort: »Mike hat mir genau gesagt, was ich machen muss. Der Plan war genial! Ich habe mich bestens informiert. Veronika kam nach dem ersten Krankenhausaufenthalt in ärztliche Behandlung. Neelas Vater war ihr Arzt. Ich selbst war gar nicht bei ihm. Ich habe Geli bestochen!«
    »Bestochen?« Die Erinnerung an unser Gespräch kam zurück. Ich sah Geli in der Mädchentoilette, wie sie mir verzweifelt einige Fetzen erzählt hatte. Ihre Angst – wie bei einem gehetzten Tier. Oh mein

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