Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
presste.
Er hatte sie von dem Baumstamm ins trockene Laub gestoßen, eine Wurzel hatte sich in ihren Rücken gedrückt, doch der Schmerz war süß gewesen. Voller Freude hatte sie sich ihm entgegengestreckt, als er sich schwer auf sie gelegt hatte, hatte seinen Körper an sich gespürt, hart und fordernd. Kaum hatte sie gemerkt, wie er mit der Hand unter ihren Rock gefahren war und ihr das Höschen weggerissen hatte.
»Langsam«, hatte sie sagen wollen. »Mach langsam, gib mir Zeit.« Doch die Worte waren ihr im Hals stecken geblieben, als er mit einem harten Stoß in sie eindrang. Es tat weh, und es war schneller vorbei, als sie erwartet hatte. Schon nach wenigen Augenblicken stöhnte er leise auf und sackte keuchend auf ihr zusammen. Er war nicht bei ihr liegen geblieben, sondern hatte hastig die Hose zugeknöpft und gemurmelt, dass er schnell zurückmüsse. Sie solle bloß den Mund halten, schließlich habe sie es auch gewollt. Und einem Flittchen wie ihr würde sowieso niemand glauben.
Wie benommen hatte sie auf dem Waldboden gesessen und ihm nachgeblickt, einen ziehenden Schmerz im Unterleib verspürt, der jedoch nichts war gegen den Schmerz in ihrem Herzen. Was war geschehen? Was hatte sie falsch gemacht?
Als sie kurz darauf auf dem Waldweg zurück in Richtung Dorf getaumelt war, nachdem sie das Blut, das ihr das Bein hinuntergelaufen war, notdürftig mit dem zerrissenen Höschen weggewischt hatte, die offene Bluse vor die Brust gepresst, das Gesicht tränennass, waren ihr die drei Jungen entgegengekommen. Hektisch hatte sie sich nach allen Seiten umgeblickt, doch es war zu spät gewesen, um sich im Unterholz zu verstecken, sie hatten sie bereits gesehen.
*
Katrin hörte, wie Manfred hinter ihr das Telefongespräch beendete. Er hatte beim Morgenkurier angerufen und ein paar weitere Urlaubstage erbeten. Um seiner Bitte Nachdruck zu verleihen, hatte er einfach behauptet, die Polizei hätte ihn aufgefordert, Blankenheim vorerst nicht zu verlassen. Obwohl es dreist erlogen war, hatte es funktioniert.
»Und?«, fragte Katrin.
»Alles klar. Ich habe noch die ganze nächste Woche frei. Wir haben also jede Menge Zeit, den dunklen Geheimnissen der Eifel auf den Grund zu gehen.«
Katrin drehte sich überrascht um. »Hat dich die Neugier also doch gepackt?«
»Schon längst, das weißt du doch. Wer hat denn die Sache mit David Freeman nachrecherchiert und dich zu dem alten Polizisten in Schleiden begleitet? Natürlich will ich wissen, was das alles zu bedeuten hat.«
»Anfangs wolltest du gar nicht herkommen, wenn ich mich recht entsinne.« Katrin lächelte.
»Da ging es ja auch nur um ein ungewolltes Erbe.«
»Und jetzt hat der Journalist in dir die Story gewittert.« Katrin sah ihn scharf an. »Hat dein Sinneswandel vielleicht etwas mit dem gestrigen Abend zu tun? Wann bist du eigentlich zurückgekommen? Ich habe dich gar nicht mehr gehört.«
»Ich glaube, es war halb vier.« Manfred gähnte. »War ziemlich schwierig, ein Taxi zu bekommen, ich glaube, ich habe den Mann aus dem Bett geklingelt.« Er grinste. »Ich hätte auch dort schlafen können, aber ich wollte neben dir aufwachen.«
»Scheint ja ein netter Abend gewesen zu sein.«
Manfred nickte. »Ja, ich habe ein paar Leute wiedergesehen, mit denen ich viel gemeinsam erlebt habe. Mir ist klar geworden, dass nicht alles hier schlecht war. In den letzten Jahren habe ich die Erinnerung an meine Kindheit auf mein Elternhaus reduziert, ober besser: auf meinen Vater. Aber es gab so viele andere Dinge, und einige davon waren richtig klasse.« Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich gegen das Kopfteil des Bettes. »Anke war übrigens auch da. Die Schwester von Dieter Mäder, ich habe dir doch von ihr erzählt. Es geht ihr sehr gut. Sie ist verheiratet und lebt in der Nähe von Aachen. Sie hat mir berichtet, dass sie zu ihrem Bruder so gut wie keinen Kontakt hat. Allerdings telefoniert sie wohl hin und wieder mit seiner Frau, und die hat ihr erzählt, die Polizei habe ihn wegen Rosemary Alcott mitgenommen und befragt. Angeblich stand der Unfallwagen in seinem Schuppen.«
Katrin horchte auf. »Wirklich? Könnte er in die Sache verwickelt sein?«
»Das habe ich mich auch gefragt. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass er unbedingt den Hof kaufen will.«
»Ja vielleicht.« Katrin wandte sich wieder ihrem Laptop zu. Sie war gerade auf eine interessante Information gestoßen. Schnell überflog sie den Artikel. Mit jedem Wort war sie
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