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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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intellektuell zu kurz Gekommenen. Es ist lediglich eine Frage der Präferenzen. Mehr noch, da wir nicht auf öffentlich geförderte Studenten angewiesen sind, sparen wir selbstredend Steuergelder. Es bleibt die Frage, wie man dieses neue Image der Öffentlichkeit verkauft. Ich muß zugeben, daß mir diese Frage schwer zu schaffen macht.«
    »Als erstes müssen wir eine Dringlichkeitssitzung des Collegerates anberaumen und größtmögliche Einmütigkeit bezüglich der Wiedereinstellung Skullions erreichen«, stellte der Dekan fest.
    Der Obertutor griff zum Telefon.

Kapitel 19
    Der Collegerat trat am Montagmorgen um zehn zusammen. Mehrere Fellows waren verhindert, hatten sich jedoch bereit erklärt, ihre Stimme dem Dekan zu übertragen. Sogar der Rektor, der über die Tagesordnung nur teilweise informiert war, war mit der Sitzung einverstanden. »Wir müssen diese Sache ein für allemal vom Tisch schaffen«, sagte er dem Schatzmeister auf dem Weg in den Sitzungsraum. »Nach den Behauptungen im gestrigen Observer ist es unbedingt erforderlich geworden, einen klaren Schnitt mit der Vergangenheit zumachen.«
    »Jedenfalls waren sie sehr peinlich für uns«, sagte der Schatzmeister.
    »Aber noch viel peinlicher für diese alten Knochen«, ergänzte Sir Godber.
    Der Schatzmeister seufzte. Es würde bestimmt eine hitzige Sitzung geben.
    In der Tat: Der Obertutor blies zum Angriff. »Ich schlage vor, daß wir in einem Beschluß die Entlassung Skullions zurücknehmen«, teilte er dem Rat mit, nachdem die Präliminarien beendet waren.
    »Kommt nicht in Frage«, knurrte der Rektor. »Skullion hat es so gewollt, er hat die öffentliche Aufmerksamkeit auf gewisse Details der Collegepolitik gelenkt und – da werden Sie mir sicherlich alle zustimmen – den Ruf von Porterhouse geschädigt.«
    »Dem kann ich nicht zustimmen«, sagte der Dekan. »Keinesfalls«, sagte der Obertutor.
    »Aber jetzt weiß doch alle Welt, daß wir akademische Titel verkaufen«, erklärte Sir Godber.
    »Vielleicht der Teil der Welt, der den Obeserver liest«, sagte der Obertutor, »doch Behauptungen sind noch keine Tatsachen.«
    »In diesem Fall sind es zufällig Tatsachen«, sagte der Rektor. »Reine Tatsachen. Skullion hat nichts als die Wahrheit erzählt.«
    »Wenn das so ist, verstehe ich nicht, weshalb Sie sich gegen seine Wiedereinstellung wehren«, sagte der Obertutor. Sie stritten noch weitere zwanzig Minuten, doch der Rektor blieb hart.
    »Ich schlage vor, daß wir über den Antrag abstimmen«, sagte schließlich der Dekan. Sir Godber sah sich wütend um. »Vor der Abstimmung«, sagte er, »sollten Sie noch etwas wissen: Während der letzten Tage habe ich mich mit den Collegesatzungen beschäftigt, und es sieht ganz so aus, als sei ich, der Rektor – falls ich dies will – berechtigt, in Zulassungsfragen zu entscheiden. Da Sie sich weigern, einer Änderung der Collegepolitik hinsichtlich der Zulassung von Kandidaten zuzustimmen, bin ich entschlossen, den Obertutor von seiner Zuständigkeit auf diesem Gebiet zu entheben. Von jetzt an werde ich persönlich sämtliche Studienanfänger auswählen. Außerdem habe ich die Befugnis, College- Bedienstete auszuwählen und diejenigen zu entlassen, die ich für ungeeignet halte. Genau dies werde ich tun. Ganz gleich, wie Sie im Rat stimmen, ich als Rektor werde Skullion nicht wiedereinstellen.«
    Auf die Bekanntgabe des Rektors folgte ein kurzes Schweigen. Dann ergriff der Obertutor das Wort. »Das ist unerhört«, schrie er. »Die Satzungen sind veraltet. Die Stellung des Rektors ist eine rein formale.«
    »Ich bewundere Ihre Konsequenz«, fuhr ihn der Rektor an. »Als Wahrer altmodischer Traditionen sollten Sie mir als erster dazu gratulieren, daß ich Befugnisse wieder aufleben lasse, die ein Erbe der Vergangenheit sind.«
    »Ich bin nicht gewillt, untätig mit anzuhören, wie Collegetraditionen verhöhnt werden«, rief der Dekan.
    »Sie werden nicht verhöhnt, Herr Dekan«, widersprach Sir Godber, »sie werden angewandt. Was das ›untätig‹ angeht, wenn Sie damit meinen, daß Sie nicht mehr länger Fellow sein wollen, so akzeptiere ich Ihr Rücktrittsgesuch gern.«
    »Ich habe nichts davon gesagt ...«, stammelte der Dekan. »Nicht?« unterbrach ihn der Rektor. »Ich dachte, das hätten Sie gesagt. Soll ich darunter verstehen, daß Sie Ihren Rücktritt ...«
    »Den hat er nie verkündet.« Jetzt hatte sich der Obertutor erhoben. »Ich finde Ihr Benehmen absolut unpassend. Wir, Sir, sind nicht

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