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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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setzt, und brütet sie nicht aus, also ist der, so unrecht Gut sammelt; denn er muß davon, wenn er’s am wenigsten achtet, und muß doch zuletzt Spott dazu haben.« Zum Glück für den Dekan machte er sich so viele Gedanken über die fortdauernde Existenz dieser als Eltern doch offenkundig ungeeigneten Vögel, daß er von den Ausführungen des Kaplans nicht viel mitbekam. Als er gegen Ende der Predigt aus seiner Träumerei erwachte, mußte er mitanhören, wie der Kaplan merkwürdig unverblümt die Praxis des Colleges kritisierte, Studenten aufzunehmen, deren einziger Verdienst darin bestand, Söhne betuchter Eltern zu sein. »Vergessen wir nicht die Worte des Herrn: ›Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme‹«, rief der Kaplan. »Wir haben zu viele Kamele in Porterhouse.« Er stieg von der Kanzel herunter, und der Gottesdienst endete mit dem Lied »Löwen, laßt euch wiederfinden«. Der Dekan und der Obertutor gingen gemeinsam.
    »Ein höchst sonderbarer Gottesdienst«, sagte der Dekan. »Offenbar setzen dem Kaplan die verschiedensten Tierarten mächtig zu.«
    »Ich glaube, Skullion fehlt ihm«, sagte der Obertutor. Nachdenklich schritten sie durch den Kreuzgang. »Nach dieser furchtbaren Sendung würde ich kaum so weit gehen zu behaupten, daß er mir fehlt«, sagte der Dekan, »obwohl ich einräume, daß er ein großer Verlust für das College ist.«
    »In mehr als einer Hinsicht«, ergänzte der Obertutor. »Ich aß gestern im Emmanuel College zu Abend.« Er schüttelte sich bei dem Gedanken daran.
    »Sehr empfehlenswert«, sagte der Dekan. »Ich versuche, Emmanuel tunlichst zu meiden. Ich aß dort einmal ein paar Koteletts, die mir schlecht bekommen sind.«
    »Das Essen ist mir kaum aufgefallen«, sagte der Obertutor. »Ich fand die Unterhaltung unangenehm.«
    »Carrington, nehme ich an?«
    »Das Thema wurde kurz angeschnitten«, sagte der Obertutor. »Ich gab mir alle Mühe, es herunterzuspielen. Nein, ich dachte eigentlich eher an etwas, das mir der alte Saxton erzählt hat. Anscheinend kursiert das nicht einmal unbegründete Gerücht, Skullions Behauptung, er habe seine gesamten Ersparnisse dem College angeboten, sei nicht unfundiert.« Auf der Suche nach Gewißheit quälte sich der Dekan durch diesen Sumpf doppelter Negationen. »Aha«, meinte er schließlich, nicht ganz sicher, wie weit er sich festlegen sollte. »Wenn ich Saxton richtig verstanden habe, weiß er aus erster Hand, daß Skullions Vermögen viel größer ist, als man hätte annehmen können.«
    »Ich habe ja schon immer gesagt, daß Skullion unbezahlbar ist«, sagte der Dekan.
    »Es war von ungefähr einer Viertelmillion Pfund die Rede«, sagte der Obertutor.
    »Kann man unmöglich annehm ...Wieviel?« fragte der Dekan. »Eine Viertelmillion Pfund.«
    »Großer Gott!«
    »Die ihm Lord Wurford hinterlassen hat«, erläuterte der Obertutor.
    »Und der verfluchte Schatzmeister hat abgelehnt«, stammelte der Dekan.
    »Dadurch bekommt die Sache freilich ein ganz anderes Gesicht, nicht wahr?«
    Jedenfalls bekam das Gesicht des Dekans, der im Säulengang stand und nach Atem rang, eine ganz andere Färbung. »Mein Gott, eine Viertelmillion Pfund. Und der Rektor hat ihm den Stiefel gegeben«, keuchte er. Der Obertutor stützte ihn. »Kommen Sie doch auf ein Gläschen mit zu mir«, schlug er vor. Sie kamen am Haupttor vorbei, wo ein Jugendlicher ein Transparent hochhielt.
    »Skullion wiedereinstellen«, las der Dekan vor. »Diesmal glaube ich, daß die Demonstranten recht haben.«
    »Es besteht die Gefahr, daß irgendein anderes College ihn uns wegschnappt«, gab der Obertutor zu bedenken. »Glauben Sie wirklich?« fragte der Dekan nervös. »Der gute alte Bursche war ...ist solch ein treuer College-Bediensteter.« Sogar in den Ohren des Dekans klang das Wort »Bediensteter« jetzt falsch.
    In der Wohnung des Obertutors hingen die Nippes eines begeisterten Ruderers wie antike Waffen an den Wänden, ein wahres Trophäenarsenal. Versonnen nippte der Dekan an seinem Sherry.
    »Für mich ist einzig und allein Carrington verantwortlich«, sagte er. »Die Sendung war eine Farce. Cathcart hätte ihn nie einladen dürfen.«
    »Ich wußte gar nicht, daß er es getan hat«, sagte der Obertutor. Der Dekan wechselte das Thema. »Ich muß gestehen, daß ich mit Skullion in vielen Dingen einer Meinung bin. Die meisten seiner Anschuldigungen bezogen sich auf den Rektor. Und Sir Godber ist für die ganze

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