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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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unternehmen, ist äußerst begrenzt. So viel habe ich inzwischen gelernt. Was auch immer dir heute morgen ob der mißlichen Lage der Menschheit solch heftige Besorgnis und Seelenpein bereitet, ich kann rein gar nichts dagegen tun. Mir fällt es schon schwer genug, im College ...«
    »Ich spreche vom College«, unterbrach ihn Lady Mary. Sie warf ihm die Zeitung über den Tisch zu, und Sir Godber starrte auf die Schlagzeilen: COLLEGE IN CAMBRIDGE VERKAUFT AKADEMISCHE TITEL. PFÖRTNER
    ENTHÜLLT KORRUPTION, von Elsie Controp. Unter den Schlagzeilen fand sich ein Foto von Skullion, und mehrere Spalten waren einer Analyse der finanziellen Verhältnisse von Porterhouse gewidmet.
    Der Rektor atmete tief durch und las:
    »In Porterhouse College, einem der gesellschaftlich exklusiveren Colleges von Cambridge, war es laut Mr. James Skullion, dem Collegepförtner, üblich, akademische Titel an unqualifizierte Söhne wohlhabender Eltern zu verkaufen.«
    »Na?« sagte Lady Mary, bevor Sir Godber weiterlesen konnte.
    »Na was?« sagte der Rektor.
    »Du mußt etwas dagegen unternehmen. Es ist unerhört.« Der Rektor schaute seine Frau böse an. »Wenn du mir Zeit lassen würdest, den Artikel zu lesen, fiele mir vielleicht etwas ein. Bisher hatte ich weder die Zeit, seine Bedeutung, noch das bißchen Frühstück zu verdauen, das...«
    »Du mußt in einer Presseverlautbarung diese Behauptungen dementieren«, verlangte Lady Mary.
    »Ganz recht«, sagte Sir Godber. »Da sie aber nach dem, was ich bisher lesen konnte, offenbar völlig zutreffend sind, würde das niemandem – am allerwenigsten mir – irgend etwas nützen. Skullion bekäme vor Gericht vielleicht sogar ein Schmerzensgeld zugesprochen, weil man ihn einen Lügner genannt hat.«
    »Willst du damit etwa andeuten, daß du den Verkauf von Titeln geduldet hast?«
    »Geduldet?« schrie der Rektor. »Geduldet? Was zum Teufel willst du damit ...«
    »Godber«, warnte Lady Mary. Der Rektor verfiel in gekränktes Schweigen und versuchte, den Artikel zu Ende zu lesen, während Lady Mary einen Sermon über die Ungeheuerlichkeit von Bestechung und Korruption, Privatschulen und die kommerzielle Ethik oder deren Fehlen in der Mittelklasse vom Stapel ließ. Als er zu Ende gefrühstückt hatte, fühlte sich der Rektor wie ein mißhandeltes Kleinkind. »Ich gehe ein wenig spazieren«, sagte er und stand vom Tisch auf. Draußen schien die Sonne, und im Garten zeigten sich die ersten Osterglocken. Das gleiche galt für die Protestdemonstrationen. Vor dem Haupttor saßen mehrere Jugendliche auf dem Bürgersteig und hielten Transparente mit der Aufschrift SKULLION WIEDEREINSTELLEN in die Höhe. Gesenkten Hauptes ging der Rektor an ihnen vorbei in Richtung Fluß und fragte sich, warum seine wohlmeinenden Versuche, radikale Veränderungen zu bewirken, immer den Widerstand derjenigen provozierten, in deren Interesse er handelte. Aus welchem Grund besaß ausgerechnet Skullion, dessen Vorstellungen im höchsten Maße vorsintflutlich waren und der diese langhaarigen Jugendlichen vom Haupttor verjagt hätte, jetzt ihre Sympathie? Den politischen Einstellungen in England haftete etwas Perverses an, das sich jeder Logik entzog. Wenn er auf sein Leben zurückschaute, fühlte Sir Godber sich ungerecht behandelt. »Die Rechte kriegt die Macht, der Linken gibt man die Schuld«, dachte er. »Das übersteigt langsam meine Geduld.« Während er auf dem Fußweg quer über Sheep’s Green auf Lammas Land zusteuerte, träumte er von einer Zukunft, in der alle Menschen glücklich und alle Probleme gelöst sein würden. Lammas Land. Das Land des Tages, der nie kommen würde.
    Der Dekan las den Observer nicht. Daß dessen Berichterstattung auf die Fehlfunktionen des politischen wie des physischen Körpers besonders viel Wert legte, war ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Genauer gesagt, war keine der Sonntagszeitungen nach seinem Geschmack. Ihm war ein offener und ehrlicher Agnostizismus lieber, weswegen er auch den Morgengottesdienst in der Collegekapelle besuchte, wo man sich darauf verlassen konnte, daß die lautstark vorgetragene Predigt des Kaplans die Defizite seiner Gemeinde wettmachte, denn der betonte Dinge, die für die seelischen Bedürfnisse der wenigen Anwesenden völlig irrelevant waren, und gerade das fand der Dekan ungemein beruhigend. Daher stellte er ein wenig überrascht fest, daß der Kaplan einen Text aus Jeremia 17, Vers 11 gewählt hatte: »Denn gleichwie ein Vogel, der sich über Eier

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