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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Anliegen Sir Cathcart vor.
    »Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, daß diese abscheulichen Neuerungen nicht durchgeführt werden«, sagte er. »Der Mann hat sich anscheinend fest vorgenommen, den ganzen Collegecharakter umzukrempeln. Jahrelang, was sage ich: jahrhundertelang waren wir für unsere Küche berühmt, und jetzt schlägt er eine Selbstbedienungskantine und einen Präservativautomaten vor.«
    »Einen was?« Sir Cathcart schnappte nach Luft. »Einen Präservativautomaten.«
    »Großer Gott, der Mann ist wahnsinnig!« schrie Sir Cathcart. »So ein verdammtes Ding kommt nicht ins College. Zu meiner Studentenzeit wurde man relegiert, wenn sie einen dabei erwischten, wie man ’ne Puppe genagelt hat!«
    »So ist es«, sagte der Dekan, der den dumpfen Verdacht hegte, daß der General, seiner Wortwahl nach zu urteilen, früher ein wahrer Dampfhammer gewesen sein mußte. »Ihnen scheint nicht bewußt zu sein, Cathcart«, fuhr er fort, bevor der General noch weitere mechanische Einzelheiten aus seiner Erinnerung kramen konnte, »daß der Rektor etwas Fundamentales unterminiert. Dabei denke ich nicht nur an das College; die Sache gewinnt ganz andere Dimensionen. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
    Sir Cathcart schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht«, antwortete er schlicht.
    »Dieses Land«, sagte der Dekan mit frischem Elan, »wurde die letzten dreihundert Jahre von einer Oligarchie geführt.« Er hielt inne, um abzuwarten, ob der General das Wort verstand.
    »Ganz genau, alter Junge«, sagte Sir Cathcart. »So war es immer, so wird es immer bleiben. Leugnen zwecklos. Ist gut so.«
    »Eine Elite aus Gentlemen, Cathcart«, fuhr der Dekan fort. »Daß Sie mich nicht falsch verstehen, dies soll keineswegs heißen, sie seien von Anfang an Gentlemen gewesen. Die Hälfte waren keine, sie stammten aus allen möglichen sozialen Schichten. Nehmen Sie beispielsweise Peer, Sohn eines Hilfsarbeiters, wurde aber zum Gentleman und ein verdammt guter Premierminister. Warum?«
    »Mir nicht bekannt«, sagte Sir Cathcart. »Weil er eine ordentliche Erziehung genoß.«
    »Aha. War wohl auf Porterhouse, wie?«
    »Nein«, sagte der Dekan. »Er hat in Oxford studiert.«
    »Gütiger Gott. Und trotzdem ein Gentleman? Erstaunlich.«
    »Damit versuche ich anzudeuten, Cathcart«, sagte der Dekan ernst, »daß die beiden Universitäten das Treibhaus einer intellektuellen Aristokratie mit Neigungen und Idealen wurden, welche ganz und gar nichts mit ihrer Herkunft zu tun hatten. Wie viele unserer Premierminister der letzten hundertsiebzig Jahre haben Oxford oder Cambridge besucht?«
    »Du liebe Güte, was fragen Sie mich das?«, sagte Sir Cathcart. »Keine Ahnung.«
    »Die meisten«, sagte der Dekan.
    »Und das gehört sich auch so«, stellte Sir Cathcart fest. »Wir können schließlich nicht Hinz und Kunz die Regierungsgeschäfte führen lassen.«
    »Genau darauf wollte ich hinaus«, sagte der Dekan. »Die alten Universitäten haben die Aufgabe, Hinz und Kunz in Gentlemen zu verwandeln. Die letzten fünfhundert Jahre sind wir darin sehr erfolgreich gewesen.«
    »Wie mans nimmt«, sagte Sir Cathcart skeptisch. »Ich kannte da früher ein paar ausgemachte Lumpen.«
    »Das glaube ich gern«, sagte der Dekan. »Die haben wir immer in den Brunnen getaucht. Hat ihnen ungemein gutgetan«, erinnerte sich Sir Cathcart vergnügt. »Sir Godbers Vorschläge«, fuhr der Dekan fort, »bedeuten das Ende von all dem. Der Mann beabsichtigt, Porterhouse im Namen der sogenannten sozialen Gerechtigkeit in ein Durchschnittscollege wie Selwyn oder Fitzwilliam zu verwandeln.«
    Sir Cathcart schnaubte verächtlich. »Das schafft Godber Evans nicht«, sagte er. »Selwyn! Steckte zu meiner Zeit voll von religiösen Spinnern, und Fitzwilliam war überhaupt kein College. Eine Art Absteige für Leute aus der Stadt.«
    »Und was wird Ihrer Meinung nach aus Porterhouse, mit einer Selbstbedienungskantine statt eines Speisesaals und einem Kondomautomaten in jeder Toilette? Keine anständige Familie wird auch nur einen Penny in den Stiftungsfonds zahlen wollen, und was das heißt, wissen Sie.«
    »Nun machen Sie mal ’n Punkt, so schlimm wird’s schon nicht kommen«, sagte Sir Cathcart. »Schließlich haben wir in der Vergangenheit schon ganz andere Krisen bewältigt. Da war die Sache mit dem Schatzmeister ... wie hieß er doch gleich?«
    »Fitzherbert.«
    »Genug, um ein anderes College zugrunde zu richten, jawohl.«
    »Genug, um uns zugrunde zu

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