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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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vergessen, Idioten zu sein«, sagte Sir Cathcart. »Schwerer Fehler. Als Spinner kamen wir gut zurecht. Seitdem ging’s verdammt bergab. Die Sir Godbers dieser Welt haben alles über den Haufen geworfen. Sehen aus, als müsse man sie ernst nehmen, sind aber Trottel. War früher anders, sahen aus wie Trottel, man mußte uns aber ernst nehmen. Hat die Ausländer verwirrt. Damals kam Ribbentrop nach London. Den König mit Heil Hitler begrüßt. Ging nach Deutschland zurück in der Überzeugung, wir wären dekadent. Zum Dank bekam er im Jahre 40 ’ne Abreibung. Wurde für seinen Schnitzer gehängt. Hätte ein bißchen genauer hinsehen sollen. Andererseits hätte ihm das auch nicht geholfen. Ging nach dem äußeren Schein.« Sir Cathcart kicherte vor sich hin und musterte den Dekan. »Damit könnten Sie recht haben«, gab der Dekan widerwillig zu. »Der Rektor jedenfalls ist ein Trottel.«
    »Das sind schlaue Burschen oft«, sagte Sir Cathcart. »Haben eindimensionalen Verstand. Müssen sie wohl, um so gut zurechtzukommen. Andererseits ein großes Manko. Im Leben, meine ich. Sind so begeistert von dem, was sich in ihren eigenen kleinen Köpfen abspielt, daß sie nicht fertig werden mit dem, was draußen vorgeht. Haben keine Ahnung vom Leben, keine Ahnung von Menschen. Haben für so was keinen Riecher.« Der Dekan nippte an seinem Gin und versuchte, Sir Cathcarts Gedankengang zu folgen. Langsam hüllte ihn eine wohlige Entspanntheit ein, und er hatte das unbestimmte Gefühl, daß sich irgendwo in dem Gebrabbel und in den abgehackten Äußerungen des Generals ein roter Faden verbarg, der langsam auf eine Idee zusteuerte. Etwas im Verhalten des Generals deutete darauf hin, als er sich einen dritten Whisky und dem Dekan einen zweiten Gin mit Bitterlikör einschenkte. Ein gewisses schlaues Funkeln in den blutunterlaufenen Augen, ein Zittern seines geäderten Riechkolbens und der Borsten seines gelblichbraunen Schnauzers erinnerten den Dekan an ein altes Tier: blessiert, aber unbesiegt. Allmählich dämmerte dem Dekan, daß er Sir Cathcart D’Eath unterschätzt hatte. Er nahm eine der Zigarren des Generals und paffte sie langsam. »Wie gesagt«, fuhr Sir Cathcart fort und versank noch etwas tiefer in seinem Sessel, »wir haben die natürlichen Vorteile der Idiotie vergessen. Bringt den anderen aus dem Konzept, verstehen Sie. Kann einen einfach nicht ernst nehmen. Wenn er dann leichtsinnig wird, kriegt er einen Tritt in die Weichteile. Funktioniert immer. Haut ihn glatt um. Genau das sollten Sie mit diesem Godber tun.«
    »So weit zu gehen, hatte ich mir wirklich nicht vorgestellt«, sagte der Dekan skeptisch.
    »Man sollte meinen, er hat keine«, sagte der General. »Frau macht jedenfalls nicht viel her. Knochige Sorte Frau. Schlechter Teint. Knaben mag er keine, oder?«
    Der Dekan schüttelte sich. »Wenigstens ist uns das erspart geblieben.«
    »Schade«, sagte Sir Cathcart. »Nützlicher Köder, Knaben.«
    »Köder?« fragte der Dekan.
    »Köder für die Falle.«
    »Falle?«
    »Falle braucht man. Schwachen Punkt. Muß er haben. Was?« sagte der General. »Blöken der Schafe erregt den Appetit des Tigers. Staaks und Genossen. Tolles Buch.« Er stand auf, ging zum Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus, während der Dekan, der versucht hatte, seinen Gedankengängen zu folgen, überlegte, ob er Sir Cathcart erzählen sollte, daß Lavengro nichts mit Spanien zu tun hatte. Lieber nicht. Sir Cathcarts Gewohnheiten waren zu eingefahren.
    »Ich vergaß, es schon früher zu erwähnen«, sagte er schließlich, »aber der Rektor hat auch vor, die Rhyder Street zu verkaufen.«
    Sir Cathcart, der sich in sein Spiegelbild im Fenster vertieft hatte, drehte sich um und starrte finster auf ihn herab. »Rhyder Street?«
    »Er hat vor, mit dem Geld den Turm wiederaufzubauen«, erläuterte der Dekan. »Es ist altes Collegeeigentum und ziemlich heruntergekommen. Die College-Bediensteten wohnen dort.« Der General setzte sich und zwirbelte seinen Schnurrbart. »Wohnt Skullion auch da?« wollte er wissen. Der Dekan nickte. »Skullion, der Koch, der Unterpförtner, der Gärtner, solche Leute.«
    »Können wir nicht zulassen. Irgendwo muß man sie einstallen«, sagte der General. Er genehmigte sich einen vierten Whisky. »Kann sie nicht einfach auf die Straße setzen. Alte Faktoten. Sähe nicht gut aus.« Seine Augen, die noch kurz zuvor düster dreingeschaut hatten, glänzten plötzlich. »Aber auch keine schlechte Idee.«
    »Ich muß

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