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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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In der Straße standen lauter Häuser von College-Bediensteten. Die durften sie nicht verkaufen, dazu hatten sie kein Recht. Eine neue Wut bemächtigte sich Skullions, eine Verbitterung über Sir Godber, aus der nicht mehr nur seine Sorge um die Traditionen des Colleges sprach, dem er so lange gedient hatte, sondern auch das Gefühl, persönlich verraten und verkauft worden zu sein. In der Rhyder Street hatte er seinen Lebensabend verbringen wollen. Unter anderem wegen dieser Bedingung hatte er damals seine Stelle angetreten. Für eine geringe Miete hatte ihm das College ein Haus zur Verfügung gestellt. Skullion hatte nicht fünfundvierzig Jahre lang für einen Hungerlohn gearbeitet, um sich jetzt aus einem Haus werfen zu lassen, das von Sir Godber über seinen Kopf hinweg verkauft wurde. Ohne auf weitere Informationen zu warten, stand er auf und schlurfte auf der Suche nach dem Koch aus dem Kesselraum in den Alten Hof. In dem Sitzungsraum über seinem Kopf ging die Debatte mit ganz neuer Heftigkeit weiter: Sir Godber hatte den Vorschlag gemacht, einen Kondomautomaten aufzustellen. Der Dekan verließ ungestüm die Sitzung, weil er wußte, daß er ausmanövriert worden war. Dadurch, daß der Rektor sich auf altehrwürdige Grundsätze berufen hatte, hatten sich die Fronten verkehrt, und der Dekan wußte genau, daß seine Argumente gegen die vom Rektor vorgeschlagenen Einsparungen nicht besonders überzeugend gewesen waren. »Als Krönung des Ganzen«, murmelte er, als er aus dem Zimmer stürzte, »ein verdammter Kondomautomat!« Daß der Schatzmeister so plötzlich die Fronten gewechselt hatte, hatte ihn auch in Wut versetzt. Mit seiner Hilfe konnte Sir Godber die Collegefinanzen manipulieren, wie er wollte, und als er die Treppen zu seinem Zimmer hinaufstieg, verwünschte der Dekan den Schatzmeister heftig. Jetzt blieb nur noch Sir Cathcart, und der hatte sich bereits als Feigling erwiesen, als es galt, eine Sitzung der Porterhouse-Gesellschaft einzuberufen. Nun, es gab noch andere, auf die man sich verlassen konnte, wenn es darum ging, Druck auszuüben. »Heute nachmittag werde ich mit Sir Cathcart sprechen«, beschloß er und goß sich ein Glas Sherry ein. Sir Godber verließ die Sitzung in Begleitung des Schatzmeisters und sehr zufrieden mit seiner eigenen Arbeit an diesem Vormittag. »Warum essen Sie nicht mit uns zu Mittag?«
    fragte er großzügig. »Meine Frau wollte Sie schon immer mal kennenlernen.«
    »Sehr freundlich von Ihnen«. Der Schatzmeister war froh, dem feindseligen Empfang zu entgehen, der ihn aller Wahrscheinlichkeit nach am High Table erwartete. Sie schlenderten an einer Gruppe Fellows vorbei, die sich in der Nähe des Eingangs zum Gemeinschaftsraum berieten. Im Portikus sahen sie Skullion mißmutig dreinschauend im Schatten herumlungern.
    »Ich finde, Skullion legt ein etwas zu verschlossenes Verhalten an den Tag, das muß ich schon sagen«, bemerkte Sir Godber, als sie außer Hörweite waren. »Schon als Student fand ich den Umgang mit ihm unangenehm, und mit dem Alter hat sich sein Benehmen keineswegs gebessert.« Der Schatzmeister konnte Sir Godber verstehen. »Kein besonders liebenswürdiger Geselle, aber sehr gewissenhaft, und der Dekan hält große Stücke auf ihn.«
    »Daß die beiden gut miteinander auskommen, kann ich mir vorstellen«, sagte Sir Godber. »Auch wenn ›Porterhouse‹ Pförtnerhaus bedeutet, heißt das noch lange nicht, daß der Oberpförtner Chef dieses Colleges ist. In der Nacht, als sich dieser ... äh ... Unfall ereignete, war Skullion regelrecht unverfroren. Ich befahl ihm, das Haupttor für die Sanitäter zu öffnen, und er hat sich geweigert. Kann gut sein, daß ich Sie eines Tages bitten werde, ihm zu kündigen.« Bei dieser Vorstellung wurde der Schatzmeister blaß. »Davon wäre meines Erachtens unbedingt abzuraten, Herr Rektor«, sagte er. »Es würde den Dekan sehr verletzen.«
    »Nun«, sagte Sir Godber, »Noch so eine Unverschämtheit von ihm, und er fliegt, da kenne ich nichts.« Während er im stillen dachte, es sei an der Zeit, daß solche Fossile den Laufpaß bekämen, ging der Rektor voran ins Haus. Lady Mary wartete im Salon. »Ich habe den Schatzmeister zum Essen eingeladen, meine Liebe«, sagte Sir Godber, dessen Stimme in Gegenwart seiner Frau eine Spur weniger herrisch klang.
    »Sie müssen leider mit dem vorliebnehmen, was es bei uns gerade gibt«, informierte Lady Mary den Schatzmeister. »Aber wie ich von meinem Gatten weiß, lassen Sie

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