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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Verbrechensstatistik gemütlich machte.
    Skullion saß in Shepherd’s Bush, rauchte sein Pfeifchen und trank Whisky, während Carrington den Produzenten der Sendung anbrüllte.
    »Sie hatten kein Recht, ihn weiterreden zu lassen«, schrie er. »Sie hätten ihm den Saft abdrehen müssen.«
    »Es ist Ihre Sendung, mein Lieber«, sagte der Produzent. Das Telefon klingelte. »Außerdem weiß ich gar nicht, warum Sie sich so aufregen. Die Zuschauer fanden ihn ganz toll. Das Telefon klingelt ununterbrochen. « Er hörte einen Moment zu und wandte sich dann an Carrington. »Elsie ist dran. Sie will wissen, ob er für eine Interview zur Verfügung steht.«
    »Elsie?«
    »Elsie Controp. Vom Observer«, sagte der Produzent. »Nein, tut er nicht«, schrie Carrington. »Ja, er ist hier«, sagte der Produzent in die Muschel. »Wenn Sie vorbeikommen, erwischen Sie ihn vielleicht noch.« Er legte den Hörer auf.
    »Ist Ihnen eigentlich klar, daß er uns wahrscheinlich verklagen wird?« fragte Carrington. Das Telefon klingelte. »Ja?« sagte der Abteilungsleiter. Er drehte sich zu Carrington um. »Sie wollen ihn am Montag für die Talk-Show haben. Geht das in Ordnung?«
    »Um Gottes willen«, rief Carrington.
    »Er sagt, das wäre prima«, sagte der Produzent. Skullion saß mit Elsie Controp im Aufenthaltsraum. Es war schon elf Uhr durch, doch Skullion fühlte sich nicht müde. Sein Auftritt hatte ihn belebt, und der Whisky hatte ein übriges getan. »Soll das heißen, die Collegeleitung akzeptiert Kandidaten, die weder Aufnahmeprüfungen abgelegt noch Abitur haben?« wollte Miß Controp wissen. Skullion nahm noch einen Schluck Whisky und nickte.
    »Und ihre Eltern spenden in einen Fonds?« Wieder nickte Skullion. Miß Controps Bleistift huschte über ihren Notizblock. »Und das ist in Porterhouse ein ganz gängiges Verfahren?«
    fragte sie. Skullion bestätigte dies.
    »Und andere Colleges nehmen Kandidaten nach der gleichen Methode auf?«
    »Wenn man reich genug ist, kommt man normalerweise in jedes College rein«, teilte Skullion ihr mit. »Das soll nicht heißen, daß sie alle wie in Porterhouse für einen Fonds spenden, aber rein kommen sie auch.«
    »Aber wie machen sie ihr Examen, wenn sie keine Prüfungen bestehen?«
    Skullion lächelte. »Oh, sie fallen durch die Abschlußprüfung. Dann bekommen sie ein ›Bestanden‹. Das College schlägt sie trotzdem für einen Titel vor, und den bekommen sie dann. Es ist Betrug.«
    »Das können Sie aber laut sagen«, pflichtete ihm Miß Controp aus vollem Herzen bei. Skullion verbrachte die Nacht in einem Hotel in Bayswater. Samstag besuchte er den Zoo, und am Sonntag blieb er im Bett und las die News of the World; anschließend ging er nach Greenwich und sah sich das alte Segelschiff Cutty Sark an.
    Als Sir Godber am Sonntag zum Frühstück kam, fand er Lady Mary in den Observer vertieft. Ihrem Gesichtsausdruck entnahm er, daß sich in irgendeinem Winkel der Welt ein Unglück ereignet hatte.
    »Wo ist es denn diesmal?« fragte er müde. Lady Mary antwortete nicht. »Das muß ja wirklich eine entsetzliche Katastrophe sein«, dachte Sir Godber und nahm sich einen Toast. Er kaute geräuschvoll vor sich hin und schaute aus dem Fenster. Der Samstag war ein unangenehmer Tag gewesen. Etliche Ehemalige hatten ihm telefonisch mitgeteilt, wie sehr sie ihm den Rausschmiß Skullions verübelten, und daß sie hofften, der Rektor werde sich in Zukunft jede Veränderung im College gut überlegen. Verschiedene führende Londoner Zeitungen hatten ihn nach seiner Meinung gefragt. Die BBC war mit der Bitte an ihn herangetreten, er möge doch in der Talk-Show Talk-
    In
    auftreten. Er war sogar vom Verband der Verhütungsmittelhersteller angerufen und zu seinem Standpunkt beglückwünscht worden. Alles in allem war der Rektor nicht in Stimmung, um Lady Marys Mitleid mit irgendwelchen elenden, erkrankten, verarmten oder katastrophengeschädigten Völkern am anderen Ende des Erdballs zu ertragen. Er hätte selbst etwas Mitgefühl vertragen können.
    Er schaute von seinem Toast auf und bemerkte, daß seine Frau ihn ungewöhnlich streng ansah.
    »Godber«, sagte sie, »es ist schlichtweg schrecklich.«
    »Das habe ich mir fast gedacht«, sagte der Rektor. »Du mußt sofort etwas unternehmen.«
    Sir Godber legte die Scheibe Toastbrot wieder hin. »Meine Liebe«, sagte er, »meine Kapazität, etwas gegen das unmenschliche Vorgehen von Mensch gegen Mensch, Natur gegen Mensch oder Mensch gegen Natur zu

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