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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Pförtner werden. Ich mußte mir meine Brötchen verdienen. Nur weil einer in Cambridge war und einen Abschluß hat, muß ihn das Leben noch lange nicht anders behandeln. Seine Brötchen muß er trotzdem verdienen, stimmt’s?«
    »Wie wahr«, sagte Carrington und überlegte krampfhaft, wie er das Gespräch wieder auf den Ausgangspunkt zurücksteuern konnte. »Und Sie glauben ...«
    »Ich glaube, sie haben Angst bekommen«, sagte er. »Sie fürchten sich. Toleranz nennen sie’s, dabei ist es ganz was anderes. Nämlich Feigheit.«
    »Feigheit?« Carrington wurde immer perplexer. »Ist doch überall das gleiche. Die geben ihnen Diplome, auch wenn sie keinen Finger gerührt haben. Lassen sie rumlaufen wie ungewaschene Vogelscheuchen. Schmeißen sie nicht mehr raus, wenn sie Rauschgift nehmen. Lassen sie nachts nach Hause kommen, wann sie wollen, und Frauen mit aufs Zimmer nehmen. Als ich Pförtner wurde, haben sie einen Studenten nur kurz gemustert und ihn gleich rausgeschmissen, und das war richtig so, aber heute, heute stellen sie einen Pariserautomaten aufs Klo, damit sie sich wohlfühlen. Und was ist mit den Homos?« Carrington erbleichte.
    »Darüber müßten Sie eigentlich Bescheid wissen«, erklärte Skullion. »Sind damals in den Brunnen getaucht worden oder etwa nicht? Kann mich noch an den Abend erinnern, als man Sie getaucht hat. Und das war auch richtig so. Ist nichts als Feigheit.
    Hören Sie mir doch auf mit Toleranz.« Carrington schielte hektisch zum Aufnahmeleiter hinter der getönten Glasscheibe, doch sie blieben auf Sendung.
    »Und was ist mit mir?« fragte Skullion in die vor ihm stehende Kamera. »Vierzig Jahre lang für einen Hungerlohn geschuftet, und dann feuern sie mich wegen nichts. Ist das gerecht? Toleranz wollen Sie? Na, warum ist man nicht so tolerant und läßt mich arbeiten? Jeder Mensch hat ein Recht auf Arbeit, oder etwa nicht? Ich hab’ ihnen Geld angeboten, damit sie mich behalten. Fragen Sie doch den Schatzmeister, ob ihnen nicht meine Ersparnisse angeboten habe, um dem College zu helfen.«
    Carrington ergriff den Strohhalm. »Sie haben dem Schatzmeister Ihre gesamten Ersparnisse angeboten, um dem College zu helfen?« fragte er mit der ganzen Begeisterung, die die Enthüllungen über sein Geschlechtsleben noch belassen hatten.
    »Er sagte, sie könnten es sich nicht leisten, mich als Pförtner zu behalten«, erklärte Skullion. »Er sagte, sie müßten die Rhyder Street verkaufen, um die Reparaturen am Turm zu bezahlen.«
    »Und Sie wohnen in der Rhyder Street?«
    »Da wohnen alle College-Bediensteten. Sie haben kein Recht, uns aus unseren eigenen Häusern zu werfen.« Im Gemeinschaftsraum sahen Rektor und Fellows von Porterhouse mit an, wie der Ruf des Colleges unter Skullions Anklagen zerbröselte. Das war nicht mehr »Carrington über Cambridge«. Jetzt hatte Skullion übernommen, und seine Nostalgie war echter und überzeugender. Einen bleichen und mitgenommenen Carrington neben sich, zog Skullion alle Register. Er sprach mit einer typisch englischen, maulfaulen Eloquenz von den alten Tugenden, von Mut und Loyalität. Er rühmte längst verstorbene Gentlemen und zog über noch lebende Männer her. Er betonte, wie wertvoll Traditionen für das Collegeleben seien, verglichen mit den schäbigen Neuerungen von heute. Er brachte seine Bewunderung für Gelehrsamkeit alter Schule zum Ausdruck und lehnte wissenschaftliche Forschung ab. Er pries die Weisheit und wehrte sich dagegen, diese mit Wissen zu verwechseln. Vor allem aber erhob er auf das Recht zu dienen Anspruch, verbunden mit dem Recht auf faire Behandlung. In Skullions Forderung schwang kein ungeduldiges Jammern mit. Eine mythische Vergangenheit ließ er hochleben, und das fand in einer Million Haushalte ein breites Echo. Gegen Ende der Sendung war die Telefonzentrale der BBC durch die Anrufe von Menschen aus dem ganzen Land zusammengebrochen, die Skullions Kreuzzug gegen die Moderne unterstützten.

Kapitel 18
    Noch lange, nachdem Skullions schreckliches Abbild verschwunden war und der Schatzmeister das Gerät ausgeschaltet hatte, saßen die Fellows vor dem leeren Bildschirm im Gemeinschaftsraum. Schließlich brach der Kaplan das entsetzte Schweigen.
    »Sehr interessanter Standpunkt, der von Skullion«, sagte er, »obwohl ich zugeben muß, daß ich wegen der Wirkung auf den Restaurierungsfonds so meine Zweifel hege. Was halten Sie von der Sendung, Rektor?«
    Sir Godber unterdrückte einen Schwall von Flüchen. »Ich kann mir

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