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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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einen kleinen Wald, östlich davon Felder, die Ruine einer Mühle und einige Kilometer weiter ein Dorf. Das Dorf bot Versteckmöglichkeiten. Als der Wind drehte,trug er den Klang von Kirchenglocken herüber. Hoffnung.
    Auch Aiden hatte es wahrgenommen, er rannte nun direkt auf die Häuser zu. Brandon folgte ihm auf dem Fuß. Dicht hinter ihm hörte er bereits das Schnauben der Pferde. Der Boden vibrierte unter ihren donnernden Hufen. Sie kamen näher. Er ignorierte das Krampfen seiner Waden, die Glut in seinen Lungen. Hastige Atemzüge kratzten ihm durch die Kehle. Sein Mund fühlte sich wund an, die kalte Luft schmerzte. Trotzdem rannte er noch schneller, brüllte ein weiteres Mal: „Lauf, Aiden!“
    Ein massiger Pferdekopf schob sich neben ihn. Das Tier rückte näher an ihn heran. Er schlug einen Haken. Rannte fast in ein zweites Pferd hinein. Wich dem Schlag einer Keule aus. „Lauf, Aiden!“
    Bitte, Aiden. Lauf!
    Er fiel ein wenig zurück, sah seinen jungen Freund das Tempo anziehen. Plötzlich geriet er ins Straucheln. Ein verfluchter Maulwurfhügel hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Er stieß gegen eine Pferdeschulter. Mit dem nächsten kraftvollen Ausholen erwischte das Pferd ihn mit dem Vorderbein am Oberschenkel. Riss ihn von den Füßen. Ein Wiehern. Ein Schrei. Sein Name? Er überschlug sich mehrmals, schlug sich alle Knochen an. Etwas traf ihn an der Schulter, vielleicht ein Huf. Er schmeckte Gras und Erde im Mund. Das Messer wäre ihm beinah aus den Händen geglitten, es gelang ihm gerade eben, es zu fassen. Dummerweise an der Klinge, die sich tief in seine Haut grub. Der Schmerz zog ihm durch den ganzen Arm. Die verdammte Hand zitterte. Trotzdem rollte er sich ab, sprang auf die Füße und hob die Waffe mit einem Schrei.
    Nicht aufgeben! Jetzt nur nicht aufgeben.
    Das Messer lag glitschig vom Blut in seiner Hand und er war fest entschlossen, es jedem seiner drei Verfolger durch die Kehle zu ziehen oder ins Herz zu stoßen.
    Dregan und Flynn sahen ihn aus verzerrten Mienen an, redeten auf ihn ein.
    „Gib auf, Mann!“
    „Hat doch keinen Zweck!“
    Kurzschwerter ruhten in fellgefütterten Scheiden an ihren Hüften. Unter den Wildlederjacken versteckten sie Steinschlagpistolen. Brandon selbst hatte der Lady zu Handfeuerwaffen geraten, obwohl sie nichts von moderner Technik hielt. Die altmodischen Dinger waren ihr Kompromiss gewesen.
    Sein alter Freund Ian, mit dem er jahrelang das Zimmer geteilt hatte, schüttelte stumm den Kopf. Sein Pferd schnaubte und scharrte voller Ungeduld mit den Hufen. Mit einem Mal wünschte Brandon sich nichts sehnlicher, als mit Ian nach Hause zu reiten. Der Alte würde seine Hand verbinden, später Salbe auf die Striemen streichen, die ihm die Lady zufügen würde, und sein Brot mit ihm teilen.
    War es so schrecklich im Síd?
    „Brandon!“, brüllte Aiden zu ihm herüber. In seinem Gesicht stand eine deutliche Antwort: tiefste Verzweiflung. Es war noch schlimmer.
    „Brandon, komm schon.“
    Die tiefe Stimme Ians hatte ihn immer beruhigen und sein Temperament zügeln können. Vielleicht wäre dies auch heute gelungen, wenn nicht Dregan vom Pferd gestiegen und näher gekommen wäre. Ein Seil lag zwischen seinen Fingern.
    Zwei, drei Herzschläge pumpten puren Zorn durch Brandons Adern, drohte, sie zum Bersten zu bringen.
    Keine Seile mehr. Nie wieder!
    Er nahm das Messer in die Linke, senkte den Kopf, stürmte auf Dregan zu und rammte ihm die Schulter mit aller Kraft in den Magen. Etwas hielt ihn zurück, das Messer einzusetzen. Vielleicht die Erinnerungen an die gemeinsamen Lehrstunden. An Dregans Art, ihm bei einer freundschaftlichen Umarmung mit der Faust zwischen die Schulterblätter zu klopfen. Heute traf diese Faust seinen Nierenbereich und riss ihm für einen Moment den Atem von den Lippen. Brandon platzierte Schläge in Dregans Magen, bekam selbst ein Knie in die Nüsse und einen Ellbogen in den Nacken. Er sackte zusammen, rollte sich über die Seite ab und sprang auf die Füße.
    „Gib auf, Brandon!“, rief irgendwer, aber er dachte nicht einmal daran.
    Er boxte Dregan so hart unter den Kiefer, dass dessen Kopf in den Nacken geschleudert wurde. Dregan taumelte einen Schritt zurück und alles in Brandon – die hart geballte Faust, der Schnitt in der Handfläche, sein Herz, sein Blut, sein Hirn – schrie nach dem Messer. Oder schrie das scheiß Messer nach ihm? Es bebte in seiner Hand, gierig auf das heiße Blut in Dregans Körper. Gierig auf seinen

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