Schwanentanz
wiederkommen.
Suzanna fuhr nicht ins Dorf. Sie glaubte, ihre Lust im ganzen Auto riechen zu können. Bevor sie sich unter Menschen wagen konnte, brauchte sie eine Dusche.
naoi - neun
Am Nachmittag verließ Brandon den Síd an einem schmalen Durchgang in der Nähe des Dorfes. Erleichtert atmete er durch. Das Luftholen fiel ihm in den unterirdischen Tunneln immer schwerer. Es war Cara einmal mehr gelungen, seine gute Stimmung zu zertreten wie eine ekelhafte Schabe, die keinerlei Daseinsberechtigung besaß. Verfluchte Götter. Er hatte eine Frau ficken wollen – nein, er hatte Suzanna nah sein wollen – und prompt fiel Cara ein, dass sie ihn für eine Nichtigkeit in der Gegend herumscheuchen konnte. Zum Glück hatte sie nichts gemerkt. Sie war zu beschäftigt gewesen, Aiden mit ihren boshaft zärtlichen Bemerkungen zu schikanieren.
Ziellos strolchte Brandon über sattgrüne Hügel. Aidens Gesichtsausdruck hatte sich in seine Gedanken gefressen. Seit der vergangenen Nacht sprach er nicht mehr mit ihm. Nun gut, Brandon würde an Aidens Stelle ebenfalls schmollen, aber in diesem Fall war es mehr als Trotz. Da Cara Aiden die Angst genommen hatte, konnte es auch keine Furcht sein; dabei war diese nach den Geschehnissen der Nacht nicht unangebracht. Brandon hätte sich gefürchtet.
Was blieb? Hass.
Und der Gedanke, dass Aiden ihn hassen könnte, war schlimmer, als beim Ficken unterbrochen zu werden.
Sechs Jahre zuvor
Aidens Hand bewegte sich fahrig in Richtung seines Nackens. Brandon hielt sie fest, drückte sie kurz und kräftig.
„Nicht anfassen. Es entzündet sich, wenn du daran herumfummelst.“
„Fällt den Menschen der Stein nicht auf?“, flüsterte Aiden. Nervös sah er über seine Schulter. „Sie werden die Steine sehen und uns an die Lady verraten.“
Brandons Magen erwärmte sich. Was war das? Zuneigung? Dieser halben Portion gegenüber, die beim Einbrennen des Chalzedons gebrüllt hatte wie ein lebendiges Schwein am Spieß und sich in die Hosen gepinkelt hatte vor Angst? Er spürte seine Mundwinkel zucken und mühte sich ein Lächeln ab. „Die werden die Steine nicht sehen. Unsere Haare sind lang genug, um sie zu verdecken. Und die Lady spricht nicht mit Menschen, schon vergessen? Sie fürchtet sich vor ihnen. Wenn wir ihren Wirkkreis verlassen, bevor sie merkt, dass wir weg sind, kann sie uns nicht mehr zurückholen.“
„Wie groß ist ihr Wirkkreis?“
Brandon hob die Schultern. Er hatte nicht die geringste Ahnung. Zwei erfolglose Versuche lagen hinter ihm. Er wusste demnach, wo ihr Wirkkreis noch nicht endete. Eigentlich hatte er keine weiteren Fluchtversuche mehr unternehmen wollen. Die halbe Portion war es, die ihn dazu drängte, ohne es zu wissen. Der Junge würde unter Cara zerbrechen wie morsche Holzstufen unter schweren Stiefeln. Das konnte Brandon nicht zulassen.
„Wir werden sehen“, meinte er und schob einen Vorhang aus von Spinnen umsponnenen Baumwurzeln beiseite, der verhindern sollte, dass Wind durch die unterirdischen Gänge pfiff. Gemeinsam traten sie ins Freie. Aiden blinzelte heftig ins Sonnenlicht. Er war erst am Tag zuvor aus dem Stollen zurückgekehrt und danach mit dem blauweißen Chalzedon gezeichnet worden, den er Cara gebracht hatte. Wie lange mochte er die Sonne nicht gesehen haben?
Brandon fragte nicht, weil er Angst vor der Antwort hatte. Die Zeit drängte. „Komm schon, verschwinden wir hier.“
Sie kamen weit. Brandon hatte nicht geglaubt, dass sie es tatsächlich so weit schaffen würden. Da ihnen Männer aus dem Síd auf Pferden folgten – Pferde waren ein Anblick, der ihm immer noch einen Stich gab –, vermutete er, dass sie Caras Wirkkreis tatsächlich verlassen haben mussten. Anderenfalls würde sie es sich leichter machen.
„Lauf!“
Aiden riss die Augen auf, als wollte er nicht glauben, was er gehört hatte.
„Na los, mach schon“, brüllte Brandon und schloss die Faust um den Griff seines Messers. „Lauf!“ Sie würden es nie wieder so weit schaffen. Wenn sie nun nicht kämpften, konnten sie sich gleich eine Klinge in die Eingeweide jagen. Caras Strafe würde kaum mildtätiger ausfallen. Er versetzte Aiden einen harten Stoß und sie rannten eine Anhöhe hinab, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Das Gras reichte ihm bis an die Knie. Es bildete Schlingen, die sich um seine Füße schlossen. Es zerriss, aber machte ihn langsamer. Verfluchte Götter! Cara war es zuzutrauen, dass sie sogar das Gras befehligte. Im Tal sah er
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