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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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Gelegenheit zu geben, sich auszubreiten, zögerte sie keine Sekunde. Sie legte ihre Chanel-Seife beiseite, nahm die Keramikschale, in der das Seifenstück gelegen hatte sowie das lange Satinband und öffnete das Fenster. Eine gute Werferin war sie nie gewesen, aber das Stück Keramik bis zur Straße zu schleudern, wo es scheppernd zersplittern würde, sollte ausreichen.
    Sie warf. Sofort huschte sie zur Badezimmertür. Bingo, sie hörte das Klirren, darauf schwere Schritte und das Knirschen, mit dem Alec Junior das Schlafzimmerfester öffnete. Schnell jetzt! Sie flitzte aus dem Bad, schloss die Tür und zog auch die Schlafzimmertür hastig zu. Mit fliegenden Händen umwickelte sie beide Türknaufe, zurrte das Band fest und verknotete es. Im letzten Moment, denn schon verrieten Schritte und ein verwirrtes „Was zum …?“, dass der Mann zur Tür kam. Diese wirkte mit einem Mal viel dünner als zuvor. Wie lange würde das Holz den kräftigen Kerl aufhalten? Sie hatte nicht vor, seine Zeit zu stoppen, sondern sah zu, dass sie Land gewann. Ihr Knie ignorierend rannte sie die Treppe hinunter. Erst als sie ihren Schlüssel vom Brett zerrte, bemerkte sie, wie sehr ihre Finger zitterten. Die Schuhe ließ sie stehen. Bloß keine Zeit verlieren. Nur schneller sein.
    Morgentau durchdrang ihre Strümpfe, als sie über die Wiese zu ihrem Wagen lief. Der Morgen war noch kühl, vitalisierte sie, rief ihr mit den Stimmen zwitschernder Vögel Mut zu. Noch fünf Meter. Noch vier. Ein Druck auf den Autoschlüssel entriegelte den Wagen.
    Ein Schatten bewegte sich schräg hinter ihr. Sie hörte etwas dumpf auf die Erde prallen. „Suzanna. Bleiben Sie stehen!“
    Sie wollte schneller laufen, doch irgendetwas zog an ihr, lähmte ihre Beine, zwang sie, die Hände zu heben und stehenzubleiben. Das rettende Auto war nur einen Schritt entfernt. So nah. Trotzdem drehte sie sich vorsichtig um. Was sie nur aus dem Augenwinkel erahnt hatte, bestätigte sich. Alec Junior war aus dem Fenster gesprungen und hatte sich, so aufrecht und gelassen er dastand, nicht einmal den Fuß umgeknickt. Er richtete eine Waffe auf sie.

     
    Je tiefer Brandon tauchte, desto dunkler und kälter wurde das Wasser. Aquamarin verwandelte sich zu Saphir, Lapislazuli, dann Aventurin. Blau verschwamm in Schwarz und schließlich schwamm er blind ohne eine Ahnung, in welche Richtung er sich bewegte. Und warum. Der Druck legte sich wie eine tückische Umarmung um seinen Brustkorb. Er ignorierte das Rauschen in den Ohren und sein Herz, das schwerer schlug. Er musste tiefer tauchen, tiefer. Da der vollgesogene Stoff ihn langsamer machte, schälte er sich aus seinem Hemd. Der Stoff trieb davon und Wasserpflanzen strichen wie schlüpfrige Finger über seine Brust. Muskeln wurden träge, aber er schwamm. Tief in seinem Inneren wurde es kalt, während der Druck zunahm, ihm die Rippen zusammenpresste, die angehaltene Luft in sprudelnden Bläschen aus der Nase presste.
    Er dachte an Suzanna, fühlte die Wärme, die sie in ihm schuf, und schwamm weiter. Und dann, als er schon nicht mehr glaubte, ihn zu finden, stieß er mit den Händen auf Grund. Steinerner Grund, nur dünn mit einer glitschigen Algenschicht bedeckt. Er tastete darüber, spürte Scharten und Vorsprünge, an denen er sich die Haut aufschrammte. Für einen winzigen Moment herrschte Stille. Das metertiefe Wasser schluckte den Lärm des Wasserfalls und alles, was er hier unten noch hörte, war sein Herzschlag. Langsam, bemüht, und durch seinen Körper hallend. Wie eine tickende Uhr. Tick – tock – tick – tock. Seine Zeit lief ab. In seiner Brust erhob sich der Drang, zu atmen. Was eben noch ein ferner Wunsch gewesen war, wurde plötzlich zum Zwang. Luft! Er musste atmen, der Drang war so groß, dass er dagegen ankämpfen musste, es jetzt und hier zu tun; obgleich das Wasser ihn töten würde. Aber er wollte nicht sterben. Weder jetzt noch hier und erst recht nicht heute.
    Mit aller Kraft stieß er sich vom Grund ab und schwamm nach oben. Der Drang zu atmen wurde zu einem stummen Schrei, zu einem Kreischen tief in seinem Inneren. Der Druck presste von oben gegen ihn. Tonnen von Wasser drückten ihn hinab. Die Tiefe hatte ihn in den Klauen gehabt, hatte ihn gelockt und umworben. Sie ließ nichts wieder gehen, wenn sie einmal daran geleckt hatte. Die Tiefe war wie Cara.
    Brandon trat gegen das Wasser und ruderte mit den Armen. Er stieß sich die Stiefel von den Füßen, weil sie zu schwer waren. Obwohl er die Augen

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